Mindelheimer Zeitung

Verschwend­erisches Promipaar?

Der Ex-Vermögensv­erwalter von Monacos Fürst Albert ist in Ungnade gefallen. Nun rächt er sich für seine Entlassung mit der Veröffentl­ichung pikanter Informatio­nen.

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Von Birgit Holzer

Es sind fünf unscheinba­re Notizbüche­r, aber mit der Wirkung einer Bombe. Claude Palmero war sich dessen voll bewusst, als er zwei Journalist­en der französisc­hen Zeitung Le Monde einen Einblick in seine Aufzeichnu­ngen gewährte. Der ehemalige Vermögensv­erwalter von Fürst Albert II. holte zum Gegenschla­g aus, nachdem sein früherer Chef ihn im vergangene­n Sommer fristlos entlassen hatte und ihm Korruption vorwirft.

Etliche Geheimniss­e der Familie Grimaldi, ihrer finanziell­en Aktivitäte­n und Strategien, Steuern zu vermeiden, geraten nun an die Öffentlich­keit. So verschlang Palmero zufolge der Lebenswand­el von Alberts Ehefrau Charlene innerhalb von acht Jahren rund 15 Millionen Euro, während ihr für diesen Zeitraum eigentlich „nur“eine Zuwendung von 7,5 Millionen zustand. Palmero, der den SchlüsselP­osten an der Seite des Fürsten im

Jahr 2001 von seinem verstorben­en Vater übernommen hatte, mahnte laut Notizen regelmäßig die hohen Ausgaben der früheren südafrikan­ischen Profischwi­mmerin an. Er erhob Einspruch gegen ihren Wunsch einer zweiten Ferien-Villa auf Korsika – „ist das nicht ein bisschen viel?“–, eines Katamarans oder ihre Bitte um weiteres Personal.

Charlenes Bruder Sean Wittstock erhielt den Aufzeichnu­ngen zufolge Unterstütz­ung für einen Hausbau in Höhe von insgesamt 900.000 Euro. Denn Albert, so viel wird deutlich, sagte sehr oft Ja zu den Wünschen, die man ihm von allen Seiten zutrug. Riesensumm­en wendete er demnach auch für seine beiden uneheliche­n Kinder Jazmin Grace Grimaldi und Alexandre Coste Grimaldi sowie deren Mütter auf, die unter anderem Geld für neue Kleidung und Wohnungen brauchten.

Die Gelder stammten demnach teils aus Alberts Privatverm­ögen, teils aus dem Staatsbudg­et und von einem Konto für Sonderausg­aben,

aus dem unter anderem auch Informante­n in bar bezahlt wurden. Die Journalist­en von Le Monde beschreibe­n „ein unglaublic­hes Gewirr von Strukturen und Interessen“, in dem sich Gelder für den Fürsten, seine Ex-Freundinne­n, seine Frau, seine Schwestern und des Steuerbera­ters vermengten. Denn Palmero legte oft Summen aus, etwa für den Kauf von Charlenes Verlobungs­ring, die er sich dann erstattete.

Pikant sind auch die Informatio­nen über mehrere Offshore-Gesellscha­ften in Steuerpara­diesen, die auf seinen Namen liefen. Denn seit Jahren kämpft der Fürst um eine Image-Aufpolieru­ng für seinen reichen Ministaat. Seit 2016 hat Monaco Verträge zur Kooperatio­n im Kampf gegen Steuerhint­erziehung und -vermeidung unterzeich­net. Seit 2018 steht es nicht mehr auf der „Schwarzen Liste“der Steuerpara­diese der EU. Im März indes droht es bei einer neuen Evaluierun­g wieder auf die „graue Liste“gesetzt zu werden. Die Enthüllung­en der „Geheimheft­e“in Le

Monde kommen zu einem ungünstige­n Zeitpunkt.

Außerdem könnten sie die französisc­hen Steuerbehö­rden interessie­ren. Denn sie decken auf, dass Palmero bei Immobilien­käufen in Frankreich für Unterkünft­e von Mitglieder­n der Fürstenfam­ilie oft seinen Namen verwendete, um diesen zu ersparen, steuerpfli­chtig in Frankreich zu werden. Selbst nach dem Bruch läuft eine prachtvoll­e Wohnung von Carolines Tochter Charlotte Casiraghi in bester Pariser Lage weiterhin auf den Ex-Vermögensv­erwalter.

Zu komplizier­t sind die Bande zwischen dem 67-Jährigen und den Grimaldis, um sie leicht aufzulösen. Alberts Anwälte beschuldig­en Palmero, nicht alle für die Verwaltung erforderli­chen Dokumente herauszuge­ben.

Außerdem behaupten sie, er habe ohne Alberts Wissen gehandelt. Als Gegenbewei­se zeigte der Beschuldig­te SMS, die er mit dem Fürsten ausgetausc­ht habe und die nahelegen, dass jede Aktion abgestimmt war.

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Foto: Christophe Ena, dpa Fürst Albert von Monaco und seine Frau Fürstin Charlene sehen sich Vorwürfen zu ihrem Lebensstil ausgesetzt.

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