Mindelheimer Zeitung

Was bedeutet die Flüchtling­ssituation im Landkreis für Bad Wörishofen?

Das Landratsam­t erklärt, wie es nach den Hängeparti­en in Tussenhaus­en und Türkheim weitergeht. Denn es kommen weiterhin Flüchtling­e im Unterallgä­u an.

- Von Markus Heinrich

Der Landkreis Unterallgä­u muss Geflüchtet­e unterbring­en, doch der Platz dafür fehlt. Die Thermohall­e in Tussenhaus­en kann nach einem Gerichtsur­teil vorerst nicht belegt werden, in Türkheim dauert die Standortsu­che weiter an. Was bedeutet das für Bad Wörishofen, wo bislang am meisten Geflüchtet­e untergebra­cht wurden? Das Landratsam­t gibt Antworten.

In Bad Wörishofen betreibt das Landratsam­t Unterallgä­u derzeit neun Unterkünft­e. „Insgesamt sind dort 700 Flüchtling­e untergebra­cht“, berichtet Behördensp­recherin Eva Büchele. Im Herbst war oft die Rede davon, dass immer mehr Geflüchtet­e im Landkreis Unterallgä­u ankommen und untergebra­cht werden müssen. Für Bad Wörishofen lässt sich das aber so nicht zeigen. „In Bad Wörishofen ist die Zahl der Flüchtling­e in den letzten beiden Monaten kaum gestiegen“, teilt Büchele mit. Das habe mehrere Gründe.

So habe das Landratsam­t in anderen Orten neue Unterkünft­e belegen

können. Zudem habe es über die Weihnachts­ferien kaum Zuweisunge­n von neuen Geflüchtet­en an den Landkreis Unterallgä­u gegeben. „Immer wieder ziehen auch

Flüchtling­e aus den Unterkünft­en aus“, sagt Büchele. Insgesamt habe es dennoch einen Zuwachs gegeben.

„Betrachtet man den ganzen

Landkreis, ist die Zahl der von uns untergebra­chten Flüchtling­e in den vergangene­n zwei Monaten von 2050 auf 2300 gestiegen“, erläutert Büchele. Wohin also mit den Menschen, die noch ankommen, wenn Tussenhaus­en vorerst ausfällt und Türkheim noch nicht startklar ist?

Aus dem Stadtgebie­t von Bad Wörishofen gab es in den vergangene­n Monaten laut Landratsam­t die meisten Angebote für mögliche Unterkünft­e an den Landkreis. Wird das Landratsam­t nun also weitere Möglichkei­ten in Bad Wörishofen nutzen oder bestehende Einrichtun­gen intensiver belegen? „Die Unterkünft­e in Bad Wörishofen sind voll belegt“, sagt dazu Büchele. „Wir fokussiere­n uns derzeit auf Unterkünft­e in anderen Gemeinden.“

Die Flüchtling­ssituation in der größten Stadt des Landkreise­s Unterallgä­u hatte zuletzt Stadtrat und Bürgerscha­ft gleicherma­ßen beschäftig­t, wie auch bei den Bürgervers­ammlungen deutlich wurde. Bad Wörishofen will die Stelle eines Integratio­nslotsen schaffen. „Doch dieser wird auch nicht alles regeln können“, machte Bürgermeis­ter

Stefan Welzel (CSU) Ende November im Pfarrsaal von St. Ulrich klar. „Wir können nicht die ganze Last bei uns haben“, sagte der Bürgermeis­ter damals. Es gehe um eine gerechtere Verteilung der Geflüchtet­en im Landkreis. Dort gibt es weiterhin Gemeinden, in denen noch keine Geflüchtet­en leben.

In Bad Wörishofen leben neben Erwachsene­n derzeit auch viele Minderjähr­ige in den Unterkünft­en. Zum Stand 22. November waren es 38 Jugendlich­e und 145 Kinder. In Bad Wörishofen stellt das die Verantwort­lichen vor zusätzlich­e Herausford­erungen, denn die Kinder müssen auch zur Schule gehen können. Dazu habe man die Alte Turnhalle der Grund- und Mittelschu­le bestuhlt, um den nötigen Platz für Unterricht zu schaffen, sagte Welzel damals. „Bevor die ehemalige Kinderheil­stätte vermietet wurde, war nicht klar, dass das auf uns zukommt“, sagte Welzel zu der Maßnahme, die einige überrascht hatte. In der Notunterku­nft sei es gelungen, einen Raum zu bekommen, damit die Kinder dort vor Ort unterricht­et werden können.

 ?? Foto: Bernd Feil (Archivbild) ?? Im ehemaligen Impfzentru­m Bad Wörishofen leben mittlerwei­le Flüchtling­e aus vielen Ländern.
Foto: Bernd Feil (Archivbild) Im ehemaligen Impfzentru­m Bad Wörishofen leben mittlerwei­le Flüchtling­e aus vielen Ländern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany