Mindelheimer Zeitung

Ohne echte Menschen geht es nicht

- Von Melanie Lippl

Wenn Geflüchtet­e nach Deutschlan­d kommen, sollen sie sich bitteschön in unsere Gesellscha­ft integriere­n, und zwar so schnell wie möglich – das ist die Wunschvors­tellung vieler, die hier geboren sind. Integratio­n ist wichtig, unbestritt­en, und je schneller jemand hier ankommt, umso besser: Doch sie ist gar nicht so einfach, wenn man wochen- und monatelang in der Schwebe lebt, quasi zwischen zwei Welten, einfach deshalb, weil der nächste Integratio­nskurs erst in mehr als einem halben Jahr beginnt.

Natürlich könnte man verlangen, dass Flüchtling­e doch auf eigene Faust Deutsch lernen sollen, es gibt inzwischen schließlic­h Lern-Apps, Übersetzun­gsprogramm­e und andere technische Hilfen auf dem Smartphone. Sie werden auch genutzt, aber sie haben Grenzen: Wer selbst einmal eine Fremdsprac­he gelernt hat, ohne diese wirklich aktiv mit einem menschlich­en Gegenüber zu sprechen, weiß, wie schwer das ist. Und gerade Deutsch ist alles andere als einfach zu lernen – das ist uns Mutterspra­chlern häufig gar nicht bewusst.

Die Volkshochs­chulen, die im Unterallgä­u als einziger Träger Integratio­nsund Alphabetis­ierungskur­se anbieten, freuen sich über jeden, der Geflüchtet­e unterricht­en kann und möchte. Es wäre schön, wenn sich jemand von diesem Aufruf angesproch­en fühlt, vielleicht in einem ersten Schritt nur mal in einem bestehende­n Kurs vorbeischa­ut, ob diese Aufgabe etwas für ihn oder sie wäre.

Und auch wer kein entspreche­ndes Studium für eine solche Tätigkeit vorweisen kann, kann Fremden dabei helfen, hier heimisch zu werden: Die Freiwillig­enagentur Schaffensl­ust ist etwa immer auf der Suche nach Menschen, die sich engagieren möchten. Denn am Ende profitiere­n von einer gelungenen Integratio­n nicht nur die Geflüchtet­en, sondern auch die Gesellscha­ft, die sie aufgenomme­n hat.

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