Heimatkünstler mit Sinn für Geschichte
Markus Wachter ist Maler, Künstler und Hobbyhistoriker. Seine große Leidenschaft wurde von einem prominenten Türkheimer entfacht.
Markus Wachter hat sich die wohl schönste winterliche Perspektive auf die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt und das Waaghaus ausgesucht und blickt zufrieden auf sein vollendetes Kunstwerk. Für den diesjährigen Adventskalender des Förderkreises kann er seine beiden großen Leidenschaften vereinen: die Kunst und die Geschichte Türkheims.
„Türkheim hat einen tollen alten Baubestand, da gibt es noch viele Einzeldenkmale wie beispielsweise alte Bauernhäuser“, schwärmt Markus Wachter, der sich das Zeichnen und Malen schon in jungen Jahren autodidaktisch beigebracht hat und ein unheimliches Gespür für Perspektive und Farbe besitzt. Für den Adventskalender des Förderkreises wird er 24 Türkheimer Bauwerke gekonnt in Szene setzen, darunter die vom Förderkreis Türkheim mit dem Denkmalpreis ausgezeichneten Häuser.
„Ich hab schon als Kind immer gemalt“, sagt der 38-Jährige und erinnert sich mit einem Lächeln an seine erste künstlerische Leidenschaft: das Abzeichnen von Comics, und nicht nur das. „Wenn mich in einem Film bestimmte Gebäude oder Szenarien beeindruckt haben, habe ich sie aus dem Kopf nachgemalt“. In Türkheim aufgewachsen, hat er eine ganz besondere Heimatliebe entwickelt und schon früh den Bezug zur Heimatmalerei entdeckt. „Poldl Schuhwerk ist oft hier im Ort mit seiner Staffelei gesessen und hat Bilder gemalt“, erinnert er sich mit leuchtenden Augen, „bei uns Schulkindern hat das einen bleibenden Eindruck hinterlassen“. Als in der Grundschule im Heimat- und Sachkundeunterricht die Geschichte Türkheims durchgenommen wurde und er mit seiner Mutter an der historischen Ortsführung mit Grete Axmann teilnahm, wurde seine zweite Leidenschaft entfacht.
Auch an der Ludwig-Auerbacher Schule blieben seine Interessen die gleichen. „Kunst und Geschichte waren meine starken Fächer“, erinnert sich Markus Wachter und strahlt. Bestärkt durch seine damaligen Kunstlehrer, die sein Talent erkannten, entschied er sich für eine Malerausbildung bei der örtlichen Firma Schuhwerk und bekam einen Seniorchef aus der Lokalprominenz. „Poldl Schuhwerk war schon Mitbegründer des Förderkreises“, erzählt der heimatverbundene Künstler, dem es eine besondere Freude war, im zweiten Lehrjahr mit dem Malermeister selbst die Zunfttafeln des Maibaums erneuern zu dürfen. „Da ist es dann angegangen, dass Vereine und Privatleute auf mich zugekommen sind, ob ich ihnen auch mal was malen könnte“. Inspiriert durch einen Berufsschullehrer, der Kirchenrestaurator war, wurde Markus Wachter nicht nur ein Profi im Fensterfaschenmalen.
Bis heute arbeitet er hauptberuflich als Maler und hinterlässt nebenzu in Türkheim seine künstlerischen Spuren. Von Ortseingangsschildern für den Weihnachtsmarkt und das Herzogfest über Bühnenbilder, Wandgemälde, Fassadenmalereien, eine beinahe lebensgroße Krippe, Bauernheilige für ein Stallgebäude, kunstvolle Hausnummern bis hin zum Faschingswagen der Wertachfunken. „Im Moment macht mir die Restaurierung und das Arbeiten mit Blattgold besondere Freude, es ist sehr interessant“, verrät der Künstler, der schon etliche Wegkreuze, Bildstöcke und Marterln von privaten Besitzern neu gefasst hat.
Besonders am Herzen liegen Markus Wachter auch die historischen Führungen, die er seit einem guten Jahrzehnt für den Förderkreis durchführt. In etwa eineinhalb Stunden erfahren die geschichtlich Interessierten so einiges über die Ortsgeschichte Türkheims von den Kelten über die Römer, die Alemannen, das Mittelalter und die Herzogzeit. „Ich habe mir inzwischen einen großen Wissensschatz angeeignet“, erzählt der Hobbyhistoriker und verrät eine Besonderheit in der größten Kirche der Marktgemeinde: „Die Pfarrkirche in Türkheim ist besonders sehenswert, weil sie eine von zwei Kirchen nördlich der Alpen ist, die einen Baldachin Altar hat, wie er im Petersdom in Rom ist.“Auch Pfarrer Kneipp habe in Türkheim seine Spuren hinterlassen.
Einmal in der Woche sei er als Beichtvater in das Filialkloster der Dominikanerinnen gekommen und soll in Türkheim in einem Waschhaus der Familie Zacher mit seinen Wasseranwendungen begonnen haben. „Da sieht man heute noch den Abdruck vom Kamin und Ofenloch, wo das Wasser heiß gemacht worden ist.“Ob großes oder kleines Schloss, Auerbacherhaus, Kino (früher obere Taverne), altes Rathaus, Benefiziatenhaus, Pfarrkirche, Zehentstadel, Grabenstraße, ein die damalige Ortsgrenze kennzeichnendes Kreuz, Torbogen, Lorettokapelle oder Kapuzinerkirche – Markus Wachter kennt die historischen Fakten bis ins kleinste Detail. Einzelpersonen können über die Volkshochschule für den 18. Mai eine historische Führung buchen. Gruppenführungen sind über die Gemeinde Türkheim jederzeit nach Vereinbarung möglich.