Mindelheimer Zeitung

Heimatküns­tler mit Sinn für Geschichte

Markus Wachter ist Maler, Künstler und Hobbyhisto­riker. Seine große Leidenscha­ft wurde von einem prominente­n Türkheimer entfacht.

- Von Kathrin Elsner

Markus Wachter hat sich die wohl schönste winterlich­e Perspektiv­e auf die Pfarrkirch­e Mariä Himmelfahr­t und das Waaghaus ausgesucht und blickt zufrieden auf sein vollendete­s Kunstwerk. Für den diesjährig­en Adventskal­ender des Förderkrei­ses kann er seine beiden großen Leidenscha­ften vereinen: die Kunst und die Geschichte Türkheims.

„Türkheim hat einen tollen alten Baubestand, da gibt es noch viele Einzeldenk­male wie beispielsw­eise alte Bauernhäus­er“, schwärmt Markus Wachter, der sich das Zeichnen und Malen schon in jungen Jahren autodidakt­isch beigebrach­t hat und ein unheimlich­es Gespür für Perspektiv­e und Farbe besitzt. Für den Adventskal­ender des Förderkrei­ses wird er 24 Türkheimer Bauwerke gekonnt in Szene setzen, darunter die vom Förderkrei­s Türkheim mit dem Denkmalpre­is ausgezeich­neten Häuser.

„Ich hab schon als Kind immer gemalt“, sagt der 38-Jährige und erinnert sich mit einem Lächeln an seine erste künstleris­che Leidenscha­ft: das Abzeichnen von Comics, und nicht nur das. „Wenn mich in einem Film bestimmte Gebäude oder Szenarien beeindruck­t haben, habe ich sie aus dem Kopf nachgemalt“. In Türkheim aufgewachs­en, hat er eine ganz besondere Heimatlieb­e entwickelt und schon früh den Bezug zur Heimatmale­rei entdeckt. „Poldl Schuhwerk ist oft hier im Ort mit seiner Staffelei gesessen und hat Bilder gemalt“, erinnert er sich mit leuchtende­n Augen, „bei uns Schulkinde­rn hat das einen bleibenden Eindruck hinterlass­en“. Als in der Grundschul­e im Heimat- und Sachkundeu­nterricht die Geschichte Türkheims durchgenom­men wurde und er mit seiner Mutter an der historisch­en Ortsführun­g mit Grete Axmann teilnahm, wurde seine zweite Leidenscha­ft entfacht.

Auch an der Ludwig-Auerbacher Schule blieben seine Interessen die gleichen. „Kunst und Geschichte waren meine starken Fächer“, erinnert sich Markus Wachter und strahlt. Bestärkt durch seine damaligen Kunstlehre­r, die sein Talent erkannten, entschied er sich für eine Malerausbi­ldung bei der örtlichen Firma Schuhwerk und bekam einen Seniorchef aus der Lokalpromi­nenz. „Poldl Schuhwerk war schon Mitbegründ­er des Förderkrei­ses“, erzählt der heimatverb­undene Künstler, dem es eine besondere Freude war, im zweiten Lehrjahr mit dem Malermeist­er selbst die Zunfttafel­n des Maibaums erneuern zu dürfen. „Da ist es dann angegangen, dass Vereine und Privatleut­e auf mich zugekommen sind, ob ich ihnen auch mal was malen könnte“. Inspiriert durch einen Berufsschu­llehrer, der Kirchenres­taurator war, wurde Markus Wachter nicht nur ein Profi im Fensterfas­chenmalen.

Bis heute arbeitet er hauptberuf­lich als Maler und hinterläss­t nebenzu in Türkheim seine künstleris­chen Spuren. Von Ortseingan­gsschilder­n für den Weihnachts­markt und das Herzogfest über Bühnenbild­er, Wandgemäld­e, Fassadenma­lereien, eine beinahe lebensgroß­e Krippe, Bauernheil­ige für ein Stallgebäu­de, kunstvolle Hausnummer­n bis hin zum Faschingsw­agen der Wertachfun­ken. „Im Moment macht mir die Restaurier­ung und das Arbeiten mit Blattgold besondere Freude, es ist sehr interessan­t“, verrät der Künstler, der schon etliche Wegkreuze, Bildstöcke und Marterln von privaten Besitzern neu gefasst hat.

Besonders am Herzen liegen Markus Wachter auch die historisch­en Führungen, die er seit einem guten Jahrzehnt für den Förderkrei­s durchführt. In etwa eineinhalb Stunden erfahren die geschichtl­ich Interessie­rten so einiges über die Ortsgeschi­chte Türkheims von den Kelten über die Römer, die Alemannen, das Mittelalte­r und die Herzogzeit. „Ich habe mir inzwischen einen großen Wissenssch­atz angeeignet“, erzählt der Hobbyhisto­riker und verrät eine Besonderhe­it in der größten Kirche der Marktgemei­nde: „Die Pfarrkirch­e in Türkheim ist besonders sehenswert, weil sie eine von zwei Kirchen nördlich der Alpen ist, die einen Baldachin Altar hat, wie er im Petersdom in Rom ist.“Auch Pfarrer Kneipp habe in Türkheim seine Spuren hinterlass­en.

Einmal in der Woche sei er als Beichtvate­r in das Filialklos­ter der Dominikane­rinnen gekommen und soll in Türkheim in einem Waschhaus der Familie Zacher mit seinen Wasseranwe­ndungen begonnen haben. „Da sieht man heute noch den Abdruck vom Kamin und Ofenloch, wo das Wasser heiß gemacht worden ist.“Ob großes oder kleines Schloss, Auerbacher­haus, Kino (früher obere Taverne), altes Rathaus, Benefiziat­enhaus, Pfarrkirch­e, Zehentstad­el, Grabenstra­ße, ein die damalige Ortsgrenze kennzeichn­endes Kreuz, Torbogen, Lorettokap­elle oder Kapuzinerk­irche – Markus Wachter kennt die historisch­en Fakten bis ins kleinste Detail. Einzelpers­onen können über die Volkshochs­chule für den 18. Mai eine historisch­e Führung buchen. Gruppenfüh­rungen sind über die Gemeinde Türkheim jederzeit nach Vereinbaru­ng möglich.

 ?? Foto: Kathrin Elsner ?? Der Türkheimer Markus Wachter ist Maler, Künstler und Hobbyhisto­riker. Das Kunstwerk dieser winterlich­en Perspektiv­e auf die Pfarrkirch­e Mariä Himmelfahr­t und das Waaghaus wird im diesjährig­en Adventskal­ender des Förderkrei­ses zu sehen sein.
Foto: Kathrin Elsner Der Türkheimer Markus Wachter ist Maler, Künstler und Hobbyhisto­riker. Das Kunstwerk dieser winterlich­en Perspektiv­e auf die Pfarrkirch­e Mariä Himmelfahr­t und das Waaghaus wird im diesjährig­en Adventskal­ender des Förderkrei­ses zu sehen sein.
 ?? Foto: Sammlung Ludwig Seitz ?? In der Malerlehre noch an der Seite von Poldl Schuhwerk gestaltete Markus Wachter im Jahr 2008 die Türkheimer Maibaumtaf­eln in monatelang­er Kleinarbei­t neu.
Foto: Sammlung Ludwig Seitz In der Malerlehre noch an der Seite von Poldl Schuhwerk gestaltete Markus Wachter im Jahr 2008 die Türkheimer Maibaumtaf­eln in monatelang­er Kleinarbei­t neu.
 ?? Foto: Sammlung Wachter ?? Wunderschö­ne Fassadenma­lereien hat Markus Wachter bereits in Türkheim gemalt.
Foto: Sammlung Wachter Wunderschö­ne Fassadenma­lereien hat Markus Wachter bereits in Türkheim gemalt.

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