Debatte um Parkplatz in Fußgängerzone erhitzt die Gemüter
Apotheker Julian Wagner ist sauer auf Grüne, SPD und ÖDP. Auch andere Einzelhändler äußern sich – und weisen auf ein Problem in der Fußgängerzone hin.
Grüne, SPD und ÖDP haben einen neuen Parkplatz in der Fußgängerzone von Bad Wörishofen zur Debatte gestellt. Der betroffene Geschäftsinhaber ist sauer und übt deutliche Kritik. Andere Einzelhändler an der Kneippstraße sehen die Probleme an ganz anderer Stelle.
Die Stadtverwaltung von Bad Wörishofen hat an der Ludwig-Geromiller-Straße einen neuen Parkplatz genehmigt, in der Fußgängerzone, vor der Hubertus Apotheke. „Zahlreiche Beschwerden aus der Bevölkerung“hätten nun den Antrag von Grünen, SPD und ÖDP ausgelöst, hieß es in deren Mitteilung. Die Antragssteller stört unter anderem, dass der Stadtrat vorher nicht gefragt wurde. Die Parteien sehen Gefahren für Fußgänger und weisen darauf hin, dass es bereits Parkplätze im Innenhof gebe. Der Antrag beinhaltet zwei Optionen: Der Parkplatz muss wieder weg oder darf bleiben; das dann aber mit Beschluss. Apotheker Julian Wagner ist richtig sauer und macht seinem Ärger im Gespräch mit unserer Redaktion Luft.
„Mit mir hat noch niemand von sich aus das Gespräch gesucht, die Art und Weise, wie ich von der Fraktion der Grünen hier hinterrücks mit der Sachlage konfrontiert wurde, ist enttäuschend und beschämend“, sagt Wagner. Er habe selbst bei Vize-Bürgermeister Daniel Pflügl und Fraktionssprecherin Doris Hofer angerufen, um zu versuchen, seine Sicht der Dinge darzulegen. Wenige Tage danach sei dann über den Antrag berichtet worden. Wagner war entsetzt.
„Es ist für mich fragwürdig und stillos, wie ich zum Spielball des Gezänks zwischen Verwaltung und Stadtrat wurde, ohne dass ich als direkt Betroffener von den Initiatoren überhaupt gefragt beziehungsweise angehört wurde.“Dabei hat nach Ansicht Wagners doch alles seine Ordnung. In einem Schreiben vom April 2023 habe das Ordnungsamt unter dem damaligen Leiter Andreas Létang den Parkplatz genehmigt. Vorangegangen war eine Ortsbesichtigung. Der Vorschlag, einen Kurzzeitparkplatz vor der Apotheke zu errichten, sei von Létang gekommen, sagt Wagner, zumal ein großer Teil des Parkplatzes auf Privatgrund liege. „Ich muss mich doch als Bürger auf einen Genehmigungsbescheid des Ordnungsamtes verlassen können und auch darauf, dass dieser Bestand hat“, schimpft Wagner. „Ob dieser vom Stadtrat hätte genehmigt werden müssen, ist ein internes Problem, was mir als Bürger doch nicht angelastet werden kann.“
Grüne, SPD und ÖDP sehen auch Gefahren durch den Parkplatz, etwa beim Rückwärtsfahren in der Fußgängerzone. Parksituationen wie diese finde man allerdings mannigfach in der Kneippstadt,
sagt Wagner. „Das ist für mich kein Argument.“Der Apotheker wundert sich auch, dass das Schild für die Fußgängerzone nach vielen Jahren Bestand in einer „Nacht- und Nebelaktion“um einige Meter Richtung Hauptstraße nach oben versetzt und damit die Fußgängerzone erweitert worden sei, wie er sagt. Scheinbar sei hier kein Stadtratsbeschluss nötig gewesen. In der vergangenen Woche habe er in dieser Angelegenheit ein Gespräch mit Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) und dem neuen Leiter des Ordnungsamtes geführt. Dies sei sachlich und auf Augenhöhe verlaufen, „so stellt man sich das als Bürger vor“, berichtet Wagner. Der unterschiedliche Verlauf der Zufahrten zur Fußgängerzone erschließt sich auch Fritz Barth jun. nicht, dessen Einrichtungshaus in der Kneippstraße liegt.
„In die Schmiedstraße kann man weiter einfahren als aktuell in die Geromiller-Straße.“Dies könne man doch einheitlich regeln. Er habe kein Problem mit dem Parkplatz vor der Apotheke; Barth sieht diesen unter dem Aspekt der pharmazeutischen Notfallversorgung. „Man sollte doch alles tun, um der Wirtschaft zu helfen, auch Stadt und Verwaltung sollten nicht dagegen arbeiten“, findet Barth. „Für mich ist diese Debatte ein Sinnbild des aktuellen deutschen Politikstils.“
Auch Waltraud Scharpf vom gleichnamigen Schuhhaus sieht in dem Parkplatz kein Problem. Grundsätzlich gebe es genügend Parkhäuser in der Umgebung, aber für gehbehinderte oder kranke Menschen sei ein Kurzzeitparkplatz bei der Apotheke sinnvoll. „Besser, sie parken dort, als das Auto, wie früher oft geschehen, einfach wild auf dem Gehweg zu parken.“
Ulrich Waibl vom Haus der Geschenke setzt dagegen auf Lieferservice, um Kunden, die nicht mehr gut zu Fuß sind, entgegenzukommen. Die Kneippstraße sei nun mal Fußgängerzone, mehr als der Parkplatz vor der Apotheke stört ihn jedoch, dass vor allem Fahrradfahrer jeden Alters die Fußgängerzone entlang radeln und für die Fußgänger eine echte Gefahr darstellen
„Hier müsste viel mehr kontrolliert werden.“
Ulrich Waibl, Haus der Geschenke
würden. „Hier müsste viel mehr kontrolliert werden“, findet er. „Die Fußgängerzone ist unsere Flaniermeile, unser Herzstück, das sollte sie auch bleiben.“Grundsätzlich sieht er den zunehmenden Verkehr in der Stadt kritisch. „Unsere Straßen sind für die wachsende Einwohnerzahl einfach nicht ausgelegt.“
Andere Erfahrungen mit Kontrollen in der Fußgängerzone hat Petra Eberle von der Parfümerie Bingger und Zeller gemacht. Sie ist der Ansicht, dass es einfach zu wenig Parkplätze gibt. „Ältere Leute beschweren sich schon öfter mal, dass ihnen der Weg vom Parkhaus zum Geschäft zu weit ist. Und wenn sie mit dem Auto reinfahren, werden sie sehr oft von der Polizei oder dem Ordnungsamt verwarnt.“Zufrieden mit der Parkplatzsituation ist Ingrid Stegmeir vom gleichnamigen Modegeschäft. „Parkplätze gibt es genug, die Kunden beschweren sich höchstens, dass die Gebühren zu hoch sind.“Der Parkplatz vor der Apotheke ist nun auch Thema in der Stadtratssitzung am Mittwoch.