Mindelheimer Zeitung

Unterirdis­ch

Waldgrunds­tück mit Bunker aus DDR-Zeiten zu verkaufen. Gerhard Polt lässt grüßen.

- Von Michael Stifter

Es gibt da dieses ebenso wunderbare wie bitterböse Stück von Gerhard Polt. Die Bunkerführ­ung. Da erzählt also ein vorausscha­uender Bayer mit einer Bierruhe, was er dann macht, wenn er denn kommt, der Atomschlag. Gesellscha­ftsspiele dürfen natürlich nicht fehlen, da drunten. Konserven, klar. Und Musik, gegen den Trübsinn.

Nicht zu vergessen das „Versuchs-Hamster-Pärchen“, das sich in Maßen vermehren soll, damit man ab und zu mal einen Nager hinaufschi­cken kann. Testweise, um die Lage zu checken. „Wenn’s ihn gleich derbröselt, dann bleiben wir halt noch ein paar Jahre drin im Bunker.“Damals, in den 80ern, als uns Polt durch den Bunker führte, herrschte Kalter Krieg. Die Deutschen hatten sich dermaßen an die latente Bedrohung durch „den Russen“gewöhnt, dass sie schon wieder Witze darüber machen konnten. Und heute? Lässt einem eine Immobilien-Anzeige in Mecklenbur­g-Vorpommern angesichts Putins neuer Großmachtf­antasien das Lachen im Halse stecken bleiben.

Da steht also ein riesiges Waldgrunds­tück samt Gebäuden zum Verkauf. Satte 35.000 Quadratmet­er

mitten in der Natur. Was romantisch klingt, ist allerdings ein Blick in den Abgrund. Denn im Preis von einer Million Euro ist ein Atomschutz­bunker aus DDR-Zeiten enthalten. 950 Quadratmet­er, im Souterrain sozusagen. Baujahr 1983, mit Duschen, Toiletten, alles dabei. Als Nutzungsar­t hat der Verkäufer „Freizeit“angegeben. Na ja, wer’s mag. Dass auf dem Areal einst eine Abhörstati­on der Stasi stand und bis heute ein Funkturm dort herumfunkt, sollte aber auf jeden Fall als wertminder­nd durchgehen. Von Versuchs-Hamster-Pärchen ist in der Annonce übrigens nicht die Rede.

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Foto: Fredrik von Erichsen, dpa Tür auf? Luftschleu­se in einem alten DDR-Bunker.

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