CSU stellt sich auf die Seite der Bauern und Handwerker
Der Neujahrsempfang mehrerer CSU-Verbände in Bad Wörishofen nimmt eine überraschende Wendung. Der Kreischef fordert, eigene Ideen in den Vordergrund zu stellen.
Wörishofen Draußen vor dem Hotel Tanneck blinkten gelbe Lichter zahlreicher Traktoren und Handwerkerfahrzeuge, begleitet von einem Hupkonzert. Drinnen hatten sich CSU-Verbände zum Neujahrsempfang in Bad Wörishofen versammelt. Mit dabei waren auch Bayerns CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek und der Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke. Gemeinsam mit anderen kam Holetschek vors Hotel und diskutierte mit den Bauern. Holetschek nutzte die Debatte auch für klare Worte an die AfD: „Wir werden nie mit der AfD zusammenarbeiten, denn diese Politiker sind mit einer Zeit verhaftet, die wir niemals mehr erleben wollen.“
Erst am Nachmittag vor dem Neujahrsempfang von CSU-Ortsverband Bad Wörishofen, Kreisverband Unterallgäu und Frauen Union hatten die Veranstalter über die Polizei erfahren, dass sich nicht nur Ehrengäste, sondern auch Demonstranten mit Traktoren angemeldet hatten. Bürgermeister Stefan Welzel erklärte, dass das Rathaus sofort tätig geworden sei und sich mit der Polizei abgesprochen habe.
Die Traktoren wurden von Polizeibeamten erwartet und am Tagungshotel vorbei auf eine Wiese geleitet, wo sie parken konnten Stracke, Holetschek und der Landtagsabgeordnete Peter Wachler suchten schnell das Gespräch mit den Demonstranten.
Dass die Bauern bei Holetschek offene Türen einrennen würden, machte Holetschek auch in seinem Manuskript zur Rede beim Neujahrsempfang deutlich. Bayern sei der Motor der deutschen Landwirtschaft. Jeder dritte Bauernhof befinde sich in Bayern. Bayern habe 2,6 Millionen Hektar Wald und sei deshalb ein riesiger CO2-Speicher. Mit dem bayerischen Kulturlandschaftsprogramm setze Bayern Maßstäbe für Artenschutz und Biodiversität.
Auch der Kreisvorsitzende der CSU, Martin Osterrieder, zeigte Verständnis für die Probleme der Landwirte. Und er lobte die gute Organisation der Demonstration, es sei alles friedlich verlaufen. Mit Blick auf die Dauer der Demonstrationen warnte er aber, wenn diese zu lange gehen würden, dann könne die Stimmung kippen. Seiner Partei riet Osterrieder, nicht nur auf politische Fehler der Koalition wie das Bürgergeld zu schimpfen, denn dadurch würde die AfD profitieren. Viel wichtiger sei es, die eigenen Ideen in den Vordergrund zu stellen und die Gemeinschaft nicht weiter zu spalten.
Stracke meinte mit Blick auf das Gespräch mit den Landwirten, dass die Belastungsgrenze für viele Gesellschaftsschichten überschritten sei. Deshalb protestierten die Bauern zurecht. Er warf der Regierung in Berlin vor, die falschen Prioritäten zu setzen und somit die Ränder zu stärken. Von dem bekamen die Landwirte vor dem Hotel nicht viel mit. Nach einer Stunde traten sie den Rückzug an und fuhren wieder hupend an den hell erleuchteten Fenstern des Hotels vorbei, in dem sich die CSU-Spitzen dann weiteren Themen zuwandten.