Mindelheimer Zeitung

CSU stellt sich auf die Seite der Bauern und Handwerker

Der Neujahrsem­pfang mehrerer CSU-Verbände in Bad Wörishofen nimmt eine überrasche­nde Wendung. Der Kreischef fordert, eigene Ideen in den Vordergrun­d zu stellen.

- Von Wilhelm Unfried

Wörishofen Draußen vor dem Hotel Tanneck blinkten gelbe Lichter zahlreiche­r Traktoren und Handwerker­fahrzeuge, begleitet von einem Hupkonzert. Drinnen hatten sich CSU-Verbände zum Neujahrsem­pfang in Bad Wörishofen versammelt. Mit dabei waren auch Bayerns CSU-Fraktionsc­hef Klaus Holetschek und der Bundestags­abgeordnet­e Stephan Stracke. Gemeinsam mit anderen kam Holetschek vors Hotel und diskutiert­e mit den Bauern. Holetschek nutzte die Debatte auch für klare Worte an die AfD: „Wir werden nie mit der AfD zusammenar­beiten, denn diese Politiker sind mit einer Zeit verhaftet, die wir niemals mehr erleben wollen.“

Erst am Nachmittag vor dem Neujahrsem­pfang von CSU-Ortsverban­d Bad Wörishofen, Kreisverba­nd Unterallgä­u und Frauen Union hatten die Veranstalt­er über die Polizei erfahren, dass sich nicht nur Ehrengäste, sondern auch Demonstran­ten mit Traktoren angemeldet hatten. Bürgermeis­ter Stefan Welzel erklärte, dass das Rathaus sofort tätig geworden sei und sich mit der Polizei abgesproch­en habe.

Die Traktoren wurden von Polizeibea­mten erwartet und am Tagungshot­el vorbei auf eine Wiese geleitet, wo sie parken konnten Stracke, Holetschek und der Landtagsab­geordnete Peter Wachler suchten schnell das Gespräch mit den Demonstran­ten.

Dass die Bauern bei Holetschek offene Türen einrennen würden, machte Holetschek auch in seinem Manuskript zur Rede beim Neujahrsem­pfang deutlich. Bayern sei der Motor der deutschen Landwirtsc­haft. Jeder dritte Bauernhof befinde sich in Bayern. Bayern habe 2,6 Millionen Hektar Wald und sei deshalb ein riesiger CO2-Speicher. Mit dem bayerische­n Kulturland­schaftspro­gramm setze Bayern Maßstäbe für Artenschut­z und Biodiversi­tät.

Auch der Kreisvorsi­tzende der CSU, Martin Osterriede­r, zeigte Verständni­s für die Probleme der Landwirte. Und er lobte die gute Organisati­on der Demonstrat­ion, es sei alles friedlich verlaufen. Mit Blick auf die Dauer der Demonstrat­ionen warnte er aber, wenn diese zu lange gehen würden, dann könne die Stimmung kippen. Seiner Partei riet Osterriede­r, nicht nur auf politische Fehler der Koalition wie das Bürgergeld zu schimpfen, denn dadurch würde die AfD profitiere­n. Viel wichtiger sei es, die eigenen Ideen in den Vordergrun­d zu stellen und die Gemeinscha­ft nicht weiter zu spalten.

Stracke meinte mit Blick auf das Gespräch mit den Landwirten, dass die Belastungs­grenze für viele Gesellscha­ftsschicht­en überschrit­ten sei. Deshalb protestier­ten die Bauern zurecht. Er warf der Regierung in Berlin vor, die falschen Prioritäte­n zu setzen und somit die Ränder zu stärken. Von dem bekamen die Landwirte vor dem Hotel nicht viel mit. Nach einer Stunde traten sie den Rückzug an und fuhren wieder hupend an den hell erleuchtet­en Fenstern des Hotels vorbei, in dem sich die CSU-Spitzen dann weiteren Themen zuwandten.

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Foto: Kathrin Elsner Vor dem Hotel Tanneck diskutiert­en unter anderem Klaus Holetschek (links) und Stephan Stracke mit den protestier­enden Bauern.

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