Eier, Speck und Schmalz für Faschingsfreude
Im Vergleich zum bunten Treiben heutzutage waren die närrischen Bräuche früher sehr bescheiden. Ein Rückblick.
Nicht nur, dass sich in unseren Landen die Begriffe Fastnacht oder Fasenacht deutlich hin zum bayerischen „Fasching“oder sogar zum rheinischen „Karneval“gewandelt haben, auch die Inhalte der tollen Tage sind mittlerweile ganz anders als vor einigen Jahrzehnten. Prinzenpaare und Garden bestimmen das närrische Treiben und in manchem Dorf geht es nun mit Helau und Alaaf zu wie zwischen Mainz und Köln. Sind wir einfach „narred“geworden oder haben wir vielleicht einfach gar keine eigene Fastnachtstradition?
Ob Garden, Elferräte oder Prinzenpaare in unseren Breiten wirklich närrisches Treiben verkörpern, darüber soll es verschiedene Meinungen geben. Unser Fasching sei „rheinisch“geworden und auch zu einer Art Schau-Unterhaltung, die weniger eigene Beiträge oder hintersinnige Fantasie des Publikums einfordere. Auch die Maskengruppen sind eine Anleihe der schwäbisch-alemannischen Fastnacht.
Sicherlich wurden hier, wo man sich auch heute noch Fastnachtsumzüge anschaut, das Schunkeln und die „Bütt“nicht erfunden, aber auf ihre Art lustig konnten auch unsere Altvorderen sein. Was einst in süddeutschen Landen zur Fastnachtsunterhaltung gezählt wurde, das ist in einem Buch über Volksbräuche vor 120 Jahren niedergeschrieben worden. Demnach ging im bayerisch-schwäbischen die Stimmung richtig los am „gumpeten, lumpigen Donnerstag“.
Das, was damals lustig war, würde allerdings heute nur noch wenige begeistern. So steht über das Faschingstreiben um 1900 geschrieben: „Da geht es am lumpigen Donnerstag schon so toll zu, als ob alle Hanswurste der Welt auf einmal ausgelassen wären.“Dabei habe vom Übermut dieses Tages auch etwas auf den nachfolgenden Freitag abgefärbt. Da bemühten sich nämlich die Mädchen, „mit gerußtem Finger den Burschen unvermerkt eine schwarze Schmarre ins Gesicht zu malen. Wenn’s gelingt, ist das ein Spaß!“Deshalb nannte man den Tag „rußiger Freitag“, auf den der „schmalzige Samstag“folgte, an dem zur Freude der Leute überall Schmalznudeln gebacken wurden. Dies galt auch für den Fastnachtsdienstag, woraus das schwäbische Faschingslied entstand: „Lustig ist die Fasenacht, wenn mei Muattr Kiachle bacht“. Und so schrieb der Autor vor 120 Jahren: „Ja, Eier und Speck oder Schmalz, das sind die richtigen Mittel, um der Faschingsfreude auf die Beine zu helfen.“
So holte man sich an diesen Tagen bei Freunden und Verwandten eben leckere Krapfen ab und freute sich darüber. Das Hauptvergnügen jedoch, so wird berichtet, sei das „Maskengehen oder Narrenrennen“gewesen, wo sich die Menschen verkleideten und sich mit Larven und Vermummungen unkenntlich machten. Üblich waren damals in größeren Orten auch Maskenzüge, bei denen auf „bedeutende, weltgeschichtliche oder politische Ereignisse Bezug genommen wurde“, wie zu lesen ist, oder es wurden Personen aus dem Orte vorgeführt. Dabei, das zeigen alte Bilder, gaben sich die Akteure viel Mühe bei der Gestaltung von Faschingswagen. Beliebte Aufführungen waren früher die Altweibermühle, Wettrennen mit Ochsen oder Kampfspiele zwischen Sommer und Winter.
Das Buch berichtet auch: „In den Landen der Sieben Schwaben säet man mancherorts am Unsinnigen Donnerstag ‚Narrensamen‘, damit die Narren recht aufschießen. Auch setzt man vor das Wirtshaus, wo der Fastnachtszug seinen Ausgang nimmt, einen Narrenbaum.“In Mittelschwaben gab es einst auch „Narrengerichte“, das waren besondere Gerichtsspiele, bei denen Mitbürger mit Hohnund Spottreimen übersät wurden.
Schon im Jahre 1835 war das Faschingstreiben der Stadt Mindelheim wohl zu bunt geworden, worüber man heute nur schmunzeln kann. Also verbot sie den Kindern, Dienstboten und Lehrlingen „nachts in Maskenanzügen über die Straße zu gehen.“Anno 1842 erließ der Stadtmagistrat Mindelheim ausführliche Vorschriften zur „Faschingszeit“. Nach denen durften Masken nur an bestimmten Tagen getragen werden. „Unanständige, ekelhafte oder beleidigende Masken“waren nicht zugelassen. „Masken zu necken“, war „strenge verboten“. An Freitagen durften „öffentliche Belustigungen, Maskengänge und Tänze“überhaupt nicht stattfinden.