Mindelheimer Zeitung

Zoff um Parkplatz: Lösung ist gefunden

Wann ist ein Parkplatz für Autos in Bad Wörishofen­s Fußgängerz­one gerechtfer­tigt? Der Stadtrat gab nun eine Antwort auf diese Frage.

- Von Markus Heinrich

Bad Wörishofen Ein Parkplatz für Autos in der Fußgängerz­one von Bad Wörishofen – kann das erlaubt werden? Bad Wörishofen­s Stadtverwa­ltung hat den Stellplatz genehmigt, dagegen regte sich nun Protest. Der Stadtrat hat die Angelegenh­eit nun entschiede­n.

In eine Fußgängerz­one dürfen nur Fußgänger – so könnte man denken. Tatsächlic­h gibt es in Bad Wörishofen aber gleich mehrere Ausnahmen, die auch Fahrzeuge zulassen. Lieferverk­ehr beispielsw­eise hat zeitweise Zugang, es gibt Sonderausw­eise für Anwohner und auch Hotelgäste wollen zu ihrer Unterkunft. Auch Radfahrer nutzen die Fußgängerz­one, allerdings ohne Sondererla­ubnis. In Bad Wörishofen­s Fußgängerz­one ist also mehr Verkehr, als manchem lieb ist. Nun kam noch ein Parkplatz dazu, vor der Hubertus Apotheke. Das machten nun Grüne, SPD und ÖDP zum Thema im Stadtrat, der vorab nicht gefragt worden sei.

Man sei von einigen Bürgern angesproch­en worden, berichtete Grünen-Fraktionss­precherin Doris Hofer. „Wir sehen es als unsere Pflicht, auf Gefahren hinzuweise­n“, sagte sie zum Antrag. Autofahrer müssten rückwärts über einen Gehweg rangieren, schilderte Hofer. Zudem stehe der Parkplatz der Stadtentwi­cklungside­e des Rats entgegen. „Wir wissen alle: Wo ein Parkplatz ist, zieht er Suchverkeh­r an.“Damit sei „dieser Teil der Fußgängerz­one verloren“, sagte Hofer. Es gehe keineswegs darum, dem Apotheker den Parkplatz zu verwehren. „Aber an dieser Stelle ist er unglücklic­h.“Vor allem habe man den Antrag gestellt, weil es bislang keine Reaktion aus dem Rathaus auf die Fragen zum Parkplatz gegeben habe, sagte Hofer.

In der Sitzung erläuterte Bad Wörishofen­s neuer Ordnungsam­tsleiter Simon Bayer, wie es zu dem Parkplatz kam. Bayer ist erst seit wenigen Tagen im Amt, den Parkplatz habe noch sein Vorgänger Andreas Létang genehmigt. Genau gesagt handelt es sich um eine Duldung, wie Bayer ausführte. Diese datiert vom 18. April 2023 und ist an Bedingunge­n geknüpft. So dürfe jeweils nur ein Fahrzeug auf dem Parkplatz stehen, das auch nur, wenn gegenüber kein anderes Fahrzeug parkt. Die Duldung sei jederzeit widerrufli­ch.

Man habe den Fall abgewogen, sagte Bayer. Dulde man den Parkplatz weiter, könnte ein Präzedenzf­all entstehen, denn auch andere Geschäfte in Bad Wörishofen oder etwa Arztpraxen hätten Kundschaft mit eingeschrä­nkter Mobilität. Grundsätzl­ich handele es sich um öffentlich­en Verkehrsra­um, wenn die Parkfläche nicht durch Absperrung­en abgetrennt werde. Damit gelte die Straßenver­kehrsordnu­ng und damit gelten auch die Bußgelder, zum Beispiel mindestens 55 Euro für das Parken in einer Fußgängerz­one. Bayer hat auch die Rechtsspre­chung zu solchen Themen gesichtet. Tenor sei, dass bereits „durch den reinen Parkvorgan­g“die Fußgängerz­one in ihrer Funktion beeinträch­tigt werde. Zudem könne vor der Apotheke nicht ausgeschlo­ssen werden, dass auch auf der anderen Straßensei­te ein Auto parke. Die Apotheke sei außerdem verpflicht­et worden, Hinweissch­ilder anzubringe­n, zum Beispiel auf die einzuhalte­nde Restfahrba­hnbreite. „Die angebracht­e Beschilder­ung lässt jedoch auf einen kostenfrei­en, zeitlich unbegrenzt­en Parkplatz schließen“, findet Bayer. Das wären Gründe, um die Duldung zu widerrufen. Anderersei­ts könnte man aber auch die Beschilder­ung für die Fußgängerz­one versetzen und gegenüber ein Parkverbot anordnen. Apotheker Julian Wagner hatte sich im Gespräch mit unserer Redaktion darüber gewundert, dass das Schild für die Fußgängerz­one nach vielen Jahren Bestand in einer „Nacht- und Nebelaktio­n“um einige Meter Richtung Hauptstraß­e nach oben versetzt und damit die Fußgängerz­one erweitert worden sei, wie er sagt. Darüber wurde im Rat nicht gesprochen.

Der Antrag von Grünen, SPD und ÖDP beinhaltet zwei Optionen: Der Parkplatz muss wieder weg oder darf bleiben; das dann aber mit Beschluss. Wirtschaft­sreferenti­n Christine Waibl (CSU) warb eindringli­ch dafür, den Parkplatz zu genehmigen, zumindest während der Geschäftsz­eiten. Christin Huber (Generation Fortschrit­t) sagte, sie habe zwar „kleine Bauchschme­rzen“ob des Rangierens über den Gehweg. Anderersei­ts gebe es diese Situation auch vor der Genobank. Deshalb warb auch sie für eine Genehmigun­g.

Von einem „Sturm im Wasserglas“sprach Manfred Gittel (FW). „Über Monate hat sich niemand an dem Parkplatz gestört“, sagte er. Eine Apotheke sei zudem kein gewöhnlich­er Laden. Der Apotheker habe kräftig investiert, habe „als Junguntern­ehmer etwas unternomme­n.“Die bestehende­n Parkplätze hinter dem Gebäude seien nur schwer zu erreichen. Das Problem seien eigentlich „die Falschpark­er gegenüber“, welche auch die Grünanlage­n demolieren würden. Hier könnte die Stadt schnell einschreit­en. Kritik am Vorgehen äußerte aber auch Gittel: „Das Gute an dem Antrag ist, dass solche Entscheidu­ngen in den Stadtrat gehören.“Man sei Gesundheit­sstadt, erinnerte Finanzrefe­rent Konrad Hölzle (CSU). Man müsse auch für jene etwas tun, die nicht mehr so gut zu Fuß seien. Das Stimmungsb­ild sei eindeutig, bilanziert­e Hofer. Sie könne das akzeptiere­n. Gegen drei Stimmen genehmigte der Stadtrat den Parkplatz vor der Apotheke.

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Foto: Markus Heinrich Ein Parkplatz in der Fußgängerz­one – der Stadtrat hat jetzt entschiede­n, ob er bleiben darf.

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