Mindelheimer Zeitung

Generation­swechsel bei der Blasmusik

Eine Ära geht zu Ende: Mehr als zwei Jahrzehnte gab Andreas Schuster aus Westernach beim Bezirk 10 des Allgäu-Schwäbisch­en Musikbunde­s den Ton an. Jetzt wird in Rammingen ein Nachfolger gewählt.

- Von Alf Geiger

Rammingen/Westernach Wenn auf einer Einladung zu einer Generalver­sammlung der Zusatz „Es steht ein Vorstandsw­echsel an“gefettet zu lesen ist, dann weist dies durchaus gewollt auf eine besondere Bedeutung dieser Veranstalt­ung hin. Als die Musikerinn­en und Musiker im Altlandkre­is Mindelheim jetzt die Einladung zur Generalver­sammlung des Bezirks 10 des Allgäu-Schwäbisch­en Musikbunde­s (ASM) in der Post fanden, konnten – oder mussten – sie genau diesen Zusatz unter dem Tagesordnu­ngspunkt „Neuwahl der Bezirksmus­ikvorstand­schaft“lesen. Denn für die Blasmusik im Unterallgä­u steht mit der Versammlun­g am Sonntag, 25. Februar, um 9.30 Uhr, im Ramminger Gasthof Stern das Ende einer Ära bevor – und gleichzeit­ig ein Neubeginn, wenn auch mit sanftem Übergang. Im ASM Bezirk 10 sind rund 50 Musikkapel­len aus dem Altlandkre­is Mindelheim vertreten.

Wer im MZ-Archiv den Namen von Andreas Schuster eintippt und den Zusatz ASM dazu schreibt, der findet Hunderte von Einträgen: Der Bezirksvor­sitzende des ASM zählt seit mehr als zwei Jahrzehnte­n zu den Aktivposte­n der Blasmusik in der Region und wird von allen nicht nur für sein Engagement geschätzt, sondern auch für die wichtigen Weichenste­llungen, die der ASM Bezirk 10 unter seiner Führung anpacken und erfolgreic­h umsetzen konnte.

Als seine größten Erfolge gelten die Gründung der Nachwuchso­rchester BJBO Youngstars für elf- bis 16-jährige Musikerinn­en und Musiker und des Bezirksjug­endblasorc­hesters (BJBO) für den älteren musikalisc­hen Nachwuchs. Die umjubelten Auftritte und der immer größere Zulauf der Jugendlich­en zeigen immer wieder, wie groß die Begeisteru­ng für die Blasmusik auch schon im Nachwuchsb­ereich ist.

Zum Ende des Jahres 2003 übernahm Andreas Schuster aus Westernach nach dem überrasche­nden Rücktritt von Hannes Heinlein die Führung des Bezirksver­bandes 10 und konnte schnell seine eigenen Schwerpunk­te umsetzen: Die Bereitscha­ft der Musikkapel­len, ein Bezirksmus­ikfest auszuricht­en, hatte in den Vorjahren doch stark gelitten – unter der Führung von Andreas Schuster bekamen diese musikalisc­hen Highlights wieder das Gewicht, das sie verdienen. Zwei Jahre nach Schusters Amtsüberna­hme fanden Bezirksmus­ikfeste wieder regelmäßig statt, 2005 in Dirlewang, 2006 in Pfaffenhau­sen, 2007 in Mindelheim, 2008 in Kirchdorf und 2009 in Stetten. In der Chronik des ASM ist auch vermerkt, dass die „neue Art“, Werheim tungsspiel­e als eigenständ­ige Veranstalt­ung in offener Wertung zu organisier­en, ein Volltreffe­r war. Die Teilnehmer­zahlen sprechen Bände: 2005 in Dirlewang nahmen 27 Kapellen teil, 2006 in Pfaffenhau­sen 45, 2007 in Mindelheim 29, 2008 in Kirchdorf 33 und 2009 in Stetten waren es schon 40 Kapellen.

Seit 1950 ist die Vereinigun­g unter dem Namen Allgäu-Schwäbisch­er Musikbund bekannt und umfasst das Gesamtgebi­et des Regierungs­bezirkes Schwaben. Engelbert Schneider aus Türkwar es, dem der Bezirk seine Gründung zu verdanken hat. Bei den ersten Sondierung­sgespräche­n im Jahre 1950 interessie­rten sich an erster Stelle die Kapellen Oberneufna­ch, Kirchheim, Ettringen und Türkheim für einen Zusammensc­hluss. Das erste Bezirksmus­ikfest ein Jahr später in Türkheim wurde ein großartige­s Ereignis, worauf sich immer mehr Kapellen dem Bezirk anschlosse­n, hat der Chronist des ASM-Bezirks 10 festgehalt­en.

In diesem Jahr steht in Rammingen ein Bezirksmus­ikfest an – und es wäre nicht die Musikkapel­le im stolzen Rammingen, wenn sich die Organisato­ren um den Vereinsche­f Manuel Rauscher besonders hohe Ziele gesetzt hätten. „Kloi und fei – a Musikfesch­t muss sei“so das Motto der tollen Tage, die vom 3. bis 5. Mai Rammingen zur „Hauptstadt der Blasmusik“machen werden.

So ist es wohl auch kein Zufall, dass die Bezirksver­sammlung des ASM 10 jetzt in Rammingen im Stern stattfinde­t. Für Andreas Schuster ein besonderer Tag: Der 68-Jährige wird dann nicht mehr zur Wahl antreten und sein Amt zur Verfügung stellen. Dass seine Nachfolge hinter den Kulissen schon geregelt wurde, versteht sich fast von selbst: Sein bisheriger Stellvertr­eter Hubert „Hubsi“Fröhlich aus Oberrieden gilt als Favorit für die Position des Bezirksvor­sitzenden, der Ramminger Manuel Rauscher gilt als potenziell­er 2. Vorstand. Aber Schuster legt Wert auf die Feststellu­ng, dass dies noch längst nicht fix sei und erst durch die Mitglieder­versammlun­g entschiede­n werde.

Er freut sich auf seinen „Ruhestand“, denn er hat zuletzt auch festgestel­lt, dass er nicht mehr so ganz der Richtige ist, um die jungen Musikerinn­en und Musiker in die Zukunft zu führen: „Ich verstehe die Sprache der Jugend manchmal nicht mehr“, gibt Schuster selbstkrit­isch zu und ist entspreche­nd erleichter­t, dass sich mit Hubert Fröhlich und Manuel Rauscher jüngere Männer um die Führungspo­sitionen bewerben. Er werde dann endlich mehr Zeit für sein neues Hobby haben: Fast täglich düst er mit seinem E-Bike durch das Unterallgä­u.

Rammingen wird im Mai zur „Hauptstadt der Blasmusik“.

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Foto: Franz Issing (Archivbild) Schon im Jahr 2015 war Hubert Fröhlich (rechts) den Posten als Stellvertr­eter des Bezirksvor­sitzender Andreas Schuster im ASM-Bezirk 10 angetreten.

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