Mindelheimer Zeitung

Landvolkta­g hat aktuelles Thema

Das Motto „Demokratie stärken, Menschenre­chte schützen“bestimmt den gut besuchten Unterallgä­uer Landvolkta­g. Barbara Lochbihler, Vorsitzend­e eines UN-Ausschusse­s, hält den Festvortra­g.

- Von Josef Diepolder

Unter dem Motto „Demokratie stärken, Menschenre­chte schützen“hat die frühere GrünenEuro­paabgeordn­ete Barbara Lochbihler beim 50. Unterallgä­uer Landvolkta­g in Günz den Festvortra­g gehalten. Die Menschenre­chtspoliti­kerin, die Vizepräsid­entin eines UN-Ausschusse­s ist, betonte die Brisanz, die das Thema auch für die Menschen in Deutschlan­d habe.

Viele Kräfte wollen, so Lochbihler, gegen den Artikel 1 im Grundgeset­z („Die Würde des Menschen ist unantastba­r“) andere Gesellscha­ftsmodelle mit dem „Recht des Stärkeren“aufbauen. Irgendwann werde dann „nach Freund und Feind sortiert“, warnte Lochbihler, die früher Generalsek­retärin der deutschen Sektion von Amnesty Internatio­nal war.

Als Erfolg benannte Lochbihler den Menschenre­chtsgerich­tshof in Den Haag. Auch über die Klimakrise sprach sie, die mit Hitzewelle­n, Trockenhei­t, Überschwem­mungen und Starkregen vor allem arme Länder bedrohe. Zudem ging sie auf die Istanbul-Konvention ein, die 2011 Gewalt gegen Frauen verboten hat. Mutige Frauen würden im Iran nun gegen die Regierungs­gewalt angehen. Zum Thema Flucht und Migration sagte sie: 103 Millionen Menschen seien weltweit auf der Flucht. Auch das Allgäu habe solche Zeiten erlebt. Von 1836 bis 1890 seien sehr viele Menschen ausgewande­rt.

Der Jubiläums-Landvolkta­g für das Unterallgä­uer Landvolk begann zuvor mit einem Festgottes­dienst in der Pfarrkirch­e St. Peter und Paul in Günz. Die Organisato­ren nahmen den Festgottes­dienst zum Anlass, das Landvolk-Jahresthem­a „Achtung: Leben! Vielfältig und großartig“vorzustell­en. Mit einem kleinen Spiel gingen sie zum Start auf das Thema ein. Mehrere Darsteller veränderte­n die Pfarrkirch­e Paul in eine Baustelle. Dabei gab es Einblicke, wie zerbrechli­ch die Schöpfung sein kann, wo Natur und Menschen leiden. Dann kam im weiteren Teil ein grüner Baum in die Mitte, als Zeichen für die Großartigk­eit und das Gute im Leben. Mit passender Musik und Liedern gestaltete der junge „Günzer Chor“diese Momente mit. Zum Gottesdien­st kamen als Zelebrante­n Domkapitul­ar Dominik Zitzler, Dekan Ralf Czech, Pfarrer Johann

Wölfle und Landvolkse­elsorger Albert Leinauer. „Das Landvolk ist eine starke Gemeinscha­ft“, sagte Domkapitul­ar Zitzler. „Ihr habt euch eine Menge Kreatives einfallen lassen“. Neues Ziel sei im Leben nicht immer höher und weiter, sondern regional und klimaneutr­al zu handeln. Der 50. Landvolkta­g zeige öffentlich, wie stark das Landvolk auftrete und die Blickwinke­l der Menschen verändere, so Zitzler. Es gelte, die Augen fürs Hinsehen zu öffnen. Christen sollten realistisc­he Lösungen bringen und sich für andere einsetzen. „Es braucht solche starken Gemeinscha­ften wie das Landvolk mit vorausscha­uenden Augen“, sagte Zitzler. Auch er ging darauf ein, dass viele Menschen für Demokratie, Vielfalt und Menschenwü­rde auf die Straße gingen. Zitzler sagte: „Es braucht Wachsamkei­t und Engagement, wenn es in der Gesellscha­ft falsch läuft“. Auch das Landvolk setze sich für Frieden und Erhalt der Lebensgrun­dlagen ein. Als Initiator habe der frühere CSU-Fraktionsc­hef Hans Mayer die Landvolkta­ge ins Leben gerufen, rief CSU-Fraktionsc­hef Klaus Holetschek in Erinnerung. „Landvolkid­een bilden Brücken zwischen Kirche und Kommune“, sagte Holetschek. Die Politik müsse Fragen und Probleme der Menschen lösen, damit „Radikale nicht die Macht ergreifen“. Auch Zweiter Landrat Christian Seeberger, selbst lange Jahre Mitglied im Landvolk, lobte den „Dialog zwischen Kirche und Politik“. Das Landvolk und die Landvolkta­ge leisten wertvolle Arbeit zum Wohl des Landkreise­s.

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