Landvolktag hat aktuelles Thema
Das Motto „Demokratie stärken, Menschenrechte schützen“bestimmt den gut besuchten Unterallgäuer Landvolktag. Barbara Lochbihler, Vorsitzende eines UN-Ausschusses, hält den Festvortrag.
Unter dem Motto „Demokratie stärken, Menschenrechte schützen“hat die frühere GrünenEuropaabgeordnete Barbara Lochbihler beim 50. Unterallgäuer Landvolktag in Günz den Festvortrag gehalten. Die Menschenrechtspolitikerin, die Vizepräsidentin eines UN-Ausschusses ist, betonte die Brisanz, die das Thema auch für die Menschen in Deutschland habe.
Viele Kräfte wollen, so Lochbihler, gegen den Artikel 1 im Grundgesetz („Die Würde des Menschen ist unantastbar“) andere Gesellschaftsmodelle mit dem „Recht des Stärkeren“aufbauen. Irgendwann werde dann „nach Freund und Feind sortiert“, warnte Lochbihler, die früher Generalsekretärin der deutschen Sektion von Amnesty International war.
Als Erfolg benannte Lochbihler den Menschenrechtsgerichtshof in Den Haag. Auch über die Klimakrise sprach sie, die mit Hitzewellen, Trockenheit, Überschwemmungen und Starkregen vor allem arme Länder bedrohe. Zudem ging sie auf die Istanbul-Konvention ein, die 2011 Gewalt gegen Frauen verboten hat. Mutige Frauen würden im Iran nun gegen die Regierungsgewalt angehen. Zum Thema Flucht und Migration sagte sie: 103 Millionen Menschen seien weltweit auf der Flucht. Auch das Allgäu habe solche Zeiten erlebt. Von 1836 bis 1890 seien sehr viele Menschen ausgewandert.
Der Jubiläums-Landvolktag für das Unterallgäuer Landvolk begann zuvor mit einem Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Günz. Die Organisatoren nahmen den Festgottesdienst zum Anlass, das Landvolk-Jahresthema „Achtung: Leben! Vielfältig und großartig“vorzustellen. Mit einem kleinen Spiel gingen sie zum Start auf das Thema ein. Mehrere Darsteller veränderten die Pfarrkirche Paul in eine Baustelle. Dabei gab es Einblicke, wie zerbrechlich die Schöpfung sein kann, wo Natur und Menschen leiden. Dann kam im weiteren Teil ein grüner Baum in die Mitte, als Zeichen für die Großartigkeit und das Gute im Leben. Mit passender Musik und Liedern gestaltete der junge „Günzer Chor“diese Momente mit. Zum Gottesdienst kamen als Zelebranten Domkapitular Dominik Zitzler, Dekan Ralf Czech, Pfarrer Johann
Wölfle und Landvolkseelsorger Albert Leinauer. „Das Landvolk ist eine starke Gemeinschaft“, sagte Domkapitular Zitzler. „Ihr habt euch eine Menge Kreatives einfallen lassen“. Neues Ziel sei im Leben nicht immer höher und weiter, sondern regional und klimaneutral zu handeln. Der 50. Landvolktag zeige öffentlich, wie stark das Landvolk auftrete und die Blickwinkel der Menschen verändere, so Zitzler. Es gelte, die Augen fürs Hinsehen zu öffnen. Christen sollten realistische Lösungen bringen und sich für andere einsetzen. „Es braucht solche starken Gemeinschaften wie das Landvolk mit vorausschauenden Augen“, sagte Zitzler. Auch er ging darauf ein, dass viele Menschen für Demokratie, Vielfalt und Menschenwürde auf die Straße gingen. Zitzler sagte: „Es braucht Wachsamkeit und Engagement, wenn es in der Gesellschaft falsch läuft“. Auch das Landvolk setze sich für Frieden und Erhalt der Lebensgrundlagen ein. Als Initiator habe der frühere CSU-Fraktionschef Hans Mayer die Landvolktage ins Leben gerufen, rief CSU-Fraktionschef Klaus Holetschek in Erinnerung. „Landvolkideen bilden Brücken zwischen Kirche und Kommune“, sagte Holetschek. Die Politik müsse Fragen und Probleme der Menschen lösen, damit „Radikale nicht die Macht ergreifen“. Auch Zweiter Landrat Christian Seeberger, selbst lange Jahre Mitglied im Landvolk, lobte den „Dialog zwischen Kirche und Politik“. Das Landvolk und die Landvolktage leisten wertvolle Arbeit zum Wohl des Landkreises.