Marktrat ärgert sich über überraschende Schließung des MVZ
Die Nachricht über das Aus für das Medizinische Versorgungszentrum an der Frauenstraße hat die Babenhauser offenbar kalt erwischt. Kritik wird laut.
Unmut hat die Nachricht über die Schließung des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Babenhausen ausgelöst. Wie berichtet, wird diese Filialpraxis des MVZ Klinik Krumbach, in der Menschen aus dem Ort und der ganzen Umgebung hausärztlich betreut werden, Ende März schließen. Grund ist, dass die behandelnde Ärztin aus persönlichen Gründen nicht mehr zur Verfügung stehen wird. Die Ambulante Medizin gGmbH der Kreiskliniken Günzburg-Krumbach gab diesen Schritt am Dienstag per Pressemitteilung bekannt. Der Babenhauser Bürgermeister erfuhr ebenfalls erst an diesem Tag davon. Im Marktrat wird nun Kritik laut.
Bürgermeister Otto Göppel (CSU) informierte das Gremium in der jüngsten Sitzung über das Aus der Praxis in der Frauenstraße. Die Mitglieder hatten schon davon gehört oder in der Zeitung davon gelesen. Sie monierten, dass Babenhausen vor vollendete Tatsachen gestellt werde. Benedikt Neubauer (Bündnis 90/Die Grünen) nannte es „grenzwertig“, dass die Kreiskliniken nicht früher auf das Rathaus zugegangen seien. Seiner Meinung nach spricht das nicht dafür, dass „wirklich alle Versuche unternommen wurden“, um Ersatz für die Ärztin zu finden. Das allerdings wurde in der Pressemitteilung versichert: „Trotz größter Anstrengungen“sei die Suche nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin erfolglos geblieben.
Thomas Bihler (Freie Wähler) suchte das Gespräch mit Betroffenen. Er habe erfahren, berichtete er, dass die Angestellten – wie der Bürgermeister – erst am Dienstag über die Schließung Ende März informiert worden seien. „Das ist nicht sauber abgelaufen“, findet er. Dieter Miller (Freie Wähler) hält die Kommunikation für „mehr als verwunderlich“und hätte sich ebenfalls mehr Absprache gewünscht: „Vielleicht hätte es eine Übergangslösung gegeben.“Seiner Ansicht nach gebe es eine „Versorgungsverpflichtung“, die in den Nachbarlandkreis hinein reiche. „Beim Rettungszweckverband arbeiten wir auch über die Landkreisgrenzen hinweg zusammen“, sagte er. „Es ist ja nicht so, dass das MVZ privat betrieben wurde, die Kliniken haben eine öffentliche Trägerschaft.“
Bihler verwies auf die Neueröffnung des Allgemeinmedizinischen Versorgungszentrums in Ziemetshausen im Kreis Günzburg Anfang des Jahres. Er mutmaßte, dass eine politische Entscheidung hinter dem Ende des Unterallgäuer MVZ steht: „Entweder Babenhausen oder Ziemetshausen.“Letztlich hätten sich die Verantwortlichen wohl für einen Standort im eigenen Landkreis entschieden. Dem widerspricht auf Anfrage unserer Redaktion der Sprecher der Kreiskliniken GünzburgKrumbach: „Mit der Zugehörigkeit eines MVZ zu einem bestimmten
Landkreisgebiet hat der Beschluss des Aufsichtsrats nichts zu tun.“Entscheidend für den Betrieb sei neben der Bereitstellung geeigneter Räumlichkeiten vor allem die Gewinnung von Ärzten. „Im Fall von Babenhausen entsteht mit dem Ausscheiden von Dr. Gina Morariu eine personelle Lücke, die nicht geschlossen werden konnte.“
Im neuen MVZ in Ziemetshausen wurden im Januar, also kurz nach der Eröffnung, personelle Änderungen bekannt. Eine Ärztin unterbricht ihre Arbeit aus privaten Gründen. Dort wurde, anders als in Babenhausen, ein Arzt als Ersatz für die nächste Zeit gefunden. In ihrer Pressemitteilung verwies die Ambulante
Medizin gGmbH unter anderem auf das MVZ Ziemetshausen: Patienten könnten sich gerne an die neue Anlaufstelle wenden. Ob das Angebot genutzt wird, ist fraglich; zwischen den Orten liegen rund 30 Kilometer.
Die meisten Patienten, die bisher bei Krankheit ins MVZ Babenhausen gingen, dürften sich eine wohnortnahe Versorgung wünschen und stattdessen auf die hausärztlich-internistische Gemeinschaftspraxis von Simon Müller und Dr. Benedikt Kreuzpointner an der Promenade hoffen. In dieser Praxis arbeiten insgesamt neun Ärztinnen und Ärzte, teils in Teilzeit. Drei der Ärztinnen befinden sich momentan noch in der Weiterbildung zur Fachärztin für Allgemeinmedizin. Auf Anfrage teilten Müller und Kreuzpointner wie berichtet mit, dass das MVZAus eine gewisse Herausforderung für ihre Praxis darstelle. Jedoch könnten dank neuer Räume und eines zuletzt verstärkten Teams neue Patienten aufgenommen werden. Zur Kritik an der Kommunikation nimmt der Sprecher der Kreiskliniken ebenfalls Stellung.
Dass es um die Filialpraxis in Babenhausen nicht gut steht, sei den Beschäftigten spätestens seit dem angekündigten Weggang von Dr. Morariu klar gewesen, der intern bekannt gewesen sei. Die Ambulante Medizin gGmbH der Kreiskliniken Günzburg-Krumbach habe bereits während ihres Einsatzes zusätzlich zwei Allgemeinärztinnen – eine davon wurde aus dem Ruhestand reaktiviert – gewonnen, um zeitweise eine Aushilfslösung, zum Beispiel im Krankheitsfall, sicherzustellen. „Ein kontinuierlicher Praxisbetrieb in Babenhausen war uns sehr wichtig.“
Im Aufsichtsrat sei das Aus nun beschlossen worden, weil „keine nachhaltige medizinische Versorgung durch das MVZ mehr gewährleistet werden kann“– und auch im Wissen, dass es in Babenhausen eine allgemeinärztliche Versorgung durch eine weitere ortsansässige, große Praxis geben wird. Mit den Inhabern wurden laut dem Kliniksprecher Gespräche über die Möglichkeit der Übernahme von Patienten geführt. Der Bürgermeister sei „nur wenige Tage“nach dem Aufsichtsratsbeschluss benachrichtigt worden. Wie Bihler im Marktrat richtig sagte, erfuhren die Arzthelferinnen am selben Tag davon. Allen drei Frauen wurde eine Übernahme in ein anderes MVZ, das die Ambulante Medizin gGmbH betreibt, angeboten.
„Gerade wenn es um die medizinische Versorgung der Bürgerinnen und Bürger geht, ist eine transparente Informationspolitik wichtig“, lässt der Kliniksprecher wissen. „Leider war es in diesem speziellen Fall aus zeitlichen und organisatorischen Gründen nicht möglich, den Gemeinderat vorab über die Schließung zu informieren. Wir sind uns bewusst, dass eine engere und breitere Zusammenarbeit mit den lokalen Entscheidungsträgern wünschenswert gewesen wäre.“