Mindelheimer Zeitung

Masern-Impfpflich­t für Kinder: Eltern drohen Geldbußen

In Österreich häufen sich Masernerkr­ankungen. In Deutschlan­d gilt seit 2020 eine Masern-Impfpflich­t für Kinder. Das sind die Erfahrunge­n damit im Allgäu.

- Von Tobias Schuhwerk

Eine Häufung der hochinfekt­iösen Masernerkr­ankungen besorgt Mediziner in Österreich. Seit Jahresbegi­nn wurden 75 Fälle bestätigt, darunter auch in den Allgäuer Nachbarreg­ionen Tirol und Vorarlberg. Österreich­s Gesundheit­sminister Johannes Rauch (Grüne) appelliert­e an Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen und an ungeimpfte Erwachsene, dies ebenfalls zu tun.

Im Allgäu gibt es nach Behörden-Angaben aktuell zwar keinen Masernfall. Dennoch wird die Entwicklun­g im Nachbarlan­d aufmerksam verfolgt: „Die vielen Masernerka­nkungen in Österreich müssen auch für uns ein Warnsignal sein“, teilte eine Sprecherin des

Landratsam­tes Unterallgä­u mit. Die Impfquoten seien laut der Welt-Gesundheit­sorganisat­ion WHO während der Corona-Pandemie gesunken. „Anhaltende Immunitäts­lücken und verpasste Impfungen machen viele Menschen, darunter viele Kinder, für die potenziell tödliche Krankheit anfällig.“Anders als in Österreich gilt in Deutschlan­d seit März 2020 eine Maserimpfp­flicht: Kinder ab zwei Jahre müssen beim Eintritt in den Kindergart­en oder später die Schule beide Masernimpf­ungen vorweisen.

Eltern, die ihre Kinder nicht impfen lassen, müssen mit einem Bußgeld von bis zu 2500 Euro rechnen. Zudem können nichtgeimp­fte Kinder vom Besuch eines Kindergart­ens ausgeschlo­ssen werden (nicht jedoch vom Schulbesuc­h).

Ausnahmen sind möglich, wenn ein Arzt beispielsw­eise attestiert, dass eine Impfung aus gesundheit­lichen Gründen („Kontraindi­kation“) nicht möglich ist oder eine Masernerkr­ankung bereits durchlaufe­n wurde.

2700 Kinder mit unvollstän­digem Impfschutz wurden seit 2020 allein den Landratsäm­tern Ostallgäu, Oberallgäu und Lindau von den Einrichtun­gen zur Prüfung gemeldet. Das Gesundheit­samt Unterallgä­u bearbeitet aktuell 70 Fälle von nicht geimpften Kindern. Zu Sanktionen ist es bislang nur im Landkreis Lindau gekommen. „Vereinzelt wurden Zwangsgeld­er angedroht oder Betretungs­verbote erlassen“, teilte eine Sprecherin mit. Ein Fall landete im Vorjahr vor dem Amtsgerich­t Lindau: Eltern hatte ihre drei Kinder nicht impfen lassen und sich bei einem Arzt fingierte Impfunfähi­gkeitsbesc­heinigunge­n ausstellen lassen. Das Verfahren wurde gegen eine Geldauflag­e von 2000 Euro eingestell­t.

In vielen Arztpraxen wird derweil auf Aufklärung gesetzt. „Wir sprechen mit den Eltern auf Augenhöhe“, sagt Dr. Vreni BerktoldKu­isle, stellvertr­etende Obfrau im Berufsverb­and der Kinder- und Jugendärzt­e Südschwabe­n. „Viele sind sich der möglichen Folgeerkra­nkungen nicht bewusst, die viel gefährlich­er sind als der typische Hautaussch­lag.“Aktuell – so schätzt sie – würden etwa zehn bis 15 Prozent der Eltern ihre Kinder nicht impfen lassen. Unterm Strich seien das Allgäu und beispielsw­eise auch das angrenzend­e Kleinwalse­rtal in Österreich dennoch „sehr gut durchgeimp­ft“.

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Foto: Cynthia Goldsmith/Centers for Disease Control and Prevention, dpa Die Masern gehören zu den ansteckend­sten Infektions­krankheite­n überhaupt.

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