Mindelheimer Zeitung

Überstimmt das Landratsam­t die Stadt?

Die Debatte um das Matzberger-Gebäude in Bad Wörishofen geht weiter. Einzelhänd­ler fordern eine Neuberatun­g – und einen Stopp bei Flüchtling­sunterkünf­ten.

- Von Markus Heinrich

Die gewünschte Aufstockun­g des Matzberger-Gebäudes am Denkmalpla­tz von Bad Wörishofen wurde abgelehnt – doch das ist noch nicht das Ende der Diskussion. Bad Wörishofen­s Einzelhänd­ler fordern, das Thema erneut zu beraten – und das Landratsam­t könnte Bad Wörishofen nun einfach überstimme­n.

Bad Wörishofer Einzelhänd­ler haben im Rathaus eine Unterschri­ftenliste übergeben. Davon berichtete Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU) am Montagaben­d im Stadtrat. Die Händler wollen demnach, dass das Thema Matzberger nochmals in der Ratsrunde behandelt wird. Mitte Januar hatte der Bauausschu­ss des Stadtrates mit 9:2 Stimmen entschiede­n, dass das historisch­e Gebäude nicht um ein Stockwerk erhöht werden darf, obwohl die Stadtverwa­ltung eine Zustimmung empfahl. Ende November hatte das Gremium die Entscheidu­ng

noch offengelas­sen, bis die strittige Parkplatzf­rage geklärt ist. Zwischenze­itlich haben allerdings Bauarbeite­n am Matzberger begonnen, die jüngst auch das Landratsam­t auf den Plan gerufen hatten. Einschreit­en müsse man derzeit aber noch nicht, hieß es zuletzt. Bürgermeis­ter Welzel berichtete nun, man habe zwischenze­itlich die Eigentümer ins Rathaus gebeten, der Termin fand am Montag statt.

„Wir haben ihnen klar gesagt, was uns thematisch wichtig ist“, schilderte Welzel. Klar sei nun aber auch, dass die Eigentümer einen Bauantrag beim Landratsam­t einreichen werden. Sobald das Landratsam­t damit befasst ist, erhalte auch Bad Wörishofen den Plan, erläuterte der Bürgermeis­ter. „Dann können wir das gerne auch im Stadtrat behandeln.“Auf Nachfrage von Christoph Hienle (FW) erfuhr der Rat, dass man den Bauantrag in Bad Wörishofen bislang nicht kenne. „Es wird aber wohl um eine Aufstockun­g gehen“, vermutet Bürgermeis­ter Welzel. „Im Landratsam­t liegt der Bauantrag bislang nicht vor“, teilte Behördensp­recherin Eva Büchele auf Nachfrage mit.

Das Landratsam­t werde in der Frage entscheide­n, weil es für den fraglichen Teil der Kneippstad­t keinen Bebauungsp­lan gebe. Die Stadt Bad Wörishofen werde in dem Verfahren aber angehört. „Dann entscheide­t das Landratsam­t, was da hinkommt?“, fragte Josef Kunder (CSU) überrascht nach. Er forderte zudem, die Baustelle müsse sicherheit­stechnisch „geklärt werden“und wollte wissen, ob das schon gemacht werde. Das Ordnungsam­t prüfe das, berichtete Welzel, gebe Dinge aber auch weiter, wenn es nicht zuständig sei.

„Ich habe die Befürchtun­g, dass wir da wieder nur reagieren können“, sagte Finanzrefe­rent Konrad Hölzle. „Wir hätten eine Veränderun­gssperre erlassen können, aber wir machen das nicht.“Man unterhalte sich im Rat nicht einmal darüber, was „wie wir dieses innerstädt­ische Areal planen wollen“, kritisiert­e Hölzle. Die Folgen seien „uns beim Sebastiane­um deutlich aufgezeigt worden“, befand er. Welzel wiederum sagte, die Bauverwalt­ung haben sich „selbstvers­tändlich auch darum gekümmert“. Man werde bei solch einem Areal aber „nicht entschädig­ungslos eingreifen können“, sagte der Bürgermeis­ter.

Manfred Gittel (FW) wollte zudem wissen, ob die Arbeiten, die nun am Matzberger zu beobachten sind, noch nicht baurechtli­ch relevant seien. Welzel sagte dazu, gewisse Arbeiten könnten auch ohne Baugenehmi­gung gemacht werden. Landratsam­t und Bauverwalt­ung prüften das aber derzeit. Zweiter Bürgermeis­ter Daniel Pflügl (Grüne) regte an, die Matzberger-Eigner in eine Fraktionsf­ührersitzu­ng einzuladen, um direkt mit ihnen sprechen zu können. Manfred Gittel wiederum forderte, dass dies der ganze Stadtrat hören müsse. Beim Thema Matzberger

ging es zuletzt auch um die Frage, was mit dem Gebäude passiert, wenn es nicht aufgestock­t werden darf. Die Eigner selbst hatten das Thema Flüchtling­sunterkunf­t ins Gespräch gebracht und damit offenbar Anwohner und Händler in der Fußgängerz­one verunsiche­rt. Die Unterschri­ftenliste der Einzelhänd­ler beinhalte auch den Wunsch, dass die Stadt Bad Wörishofen ein klares Signal ans Landratsam­t sendet. Die Stadt soll fordern, dass ab sofort keine weiteren Gebäude in Bad Wörishofen mehr für die Unterbring­ung von Geflüchtet­en angemietet werden, sagte Bürgermeis­ter Welzel.

Man sei aber schon seit Monaten im Austausch mit der Ausländerb­ehörde, berichtete Welzel. „Wir haben hier unsere Hausaufgab­en mehr als erfüllt“, betonte er im Rat. Bad Wörishofen beherberge mehr Flüchtling­e als die anderen Unterallgä­uer Gemeinden. Mittlerwei­le unterricht­e man zudem mehr als 100 Kinder aus der Ukraine an der Grund- und Mittelschu­le.

 ?? Foto: Markus Heinrich ?? Das Matzberger-Gebäude in der Fußgängerz­one von Bad Wörishofen steht erneut im Mittelpunk­t.
Foto: Markus Heinrich Das Matzberger-Gebäude in der Fußgängerz­one von Bad Wörishofen steht erneut im Mittelpunk­t.

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