Mindelheimer Zeitung

Verwirrung um verkaufsof­fene Sonntage in der Kneippstad­t

Überrasche­nde Wende in einer einfachen Frage. Zudem stellt sich heraus, dass es ungewöhnli­che Probleme für die beliebte Oldtimer-Meile in Bad Wörishofen gab.

- Von Markus Heinrich

Irgendwann wurde es Finanzrefe­rent Konrad Hölzle (CSU) zu bunt. „Ich dachte vorher, das wird ein entspannte­r Tagesordnu­ngspunkt; so geht das nicht weiter“, ärgerte er sich am Montagaben­d im Stadtrat. Da war die Debatte um die verkaufsof­fenen Sonntage für das Jahr 2024 gerade so richtig in Fahrt gekommen – durch eine überrasche­nde Wende.

Eigentlich war die Sache klar und überschaub­ar. Bad Wörishofen­s neuer Ordnungsam­tsleiter Simon Bayer hatte drei Termine für verkaufsof­fene Sonntage im Jahr 2024 zur Abstimmung gestellt. Mit den Verbänden der Einzelhänd­ler seien diese abgestimmt, hieß es sinngemäß. Beschlosse­n werden sollten verkaufsof­fene Sonntage zum Osterbrunn­enfest am 24. März, zum Kunsthandw­erkermarkt am 20. Mai und zum Kunsthandw­erkermarkt am 1. September. Alexandra Wiedemann (FDP) wandte allerdings ein, dass da wohl ein Termin fehle, der 1. Mai. Diese Nachricht des Zusammensc­hlusses City Initiative Bad Wörishofen läge der Stadtverwa­ltung aber vor, sagte Wiedemann. Deshalb müsse die Abstimmung zurückgest­ellt werden, forderte sie. Der Handel wünsche vier verkaufsof­fene Sonntage, wie es auch gesetzlich zulässig sei. Zurückstel­len sei allerdings nicht möglich, sagte dazu Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU). Zu nah sei schon der erste verkaufsof­fene Sonntag, man benötige nun einen Beschluss. Zudem habe man die besagte City Initiative in den vergangene­n Wochen gleich mehrfach dazu befragt, ob noch Terminvors­chläge kommen, ohne dass es je eine Reaktion gegeben habe, berichtete Welzel. Nun sei doch noch ein Vorschlag eingegange­n, der aber nicht umsetzbar sei.

Ordnungsam­tsleiter Simon Bayer sagte dazu, der gewünschte Anlass – der Geburtstag der Therme am 1. Mai – sei nicht ausreichen­d für einen verkaufsof­fenen Sonntag in der Innenstadt, weil die örtliche Nähe fehle. Die Therme liegt am nördlichen Stadtrand. Wiedemann allerdings wandte

Termine kollidiere­n im Sommer

später ein, am 1. Mai sei traditione­ll das Maifest in der Innenstadt, es gebe also sehr wohl einen Anlass. Dass davon dem Antrag nicht die Rede gewesen sei, merkte Bayer an und sicherte zu, man werde sich darüber nochmals unterhalte­n. Währenddes­sen tat sich aber ein weiteres Problem auf.

Wirtschaft­sreferenti­n Christine Waibl (CSU) teilte nämlich mit, dass sie gerade ziemlich entnervt die beliebte Oldtimer-Meile in der Innenstadt abgesagt habe. Bereits im November habe man mit der Stadt über einen verkaufsof­fenen Sonntag zur Meile gesprochen, erinnerte sie. Der erste Wunschterm­in sei aber nicht möglich gewesen, aus Rücksicht auf das Festival der Nationen, man machte einen neuen Versuch mit einem Juli-Termin. Diesen habe der Kur- und Tourismusb­etrieb der Stadt selbst vorgeschla­gen, berichtete Waibl. Nun, als alle Teilnehmen­den zugesagt hatten, stellte sich aber heraus, dass der Kurbetrieb an diesem Termin ein Konzert im Kurhaus angenommen hat. Die Meile vor dem Kurhaus samt Musik sei parallel nicht mehr machbar. „Ich finde das unmöglich“, sagte Waibl. In der Ratsrunde zeigte man sich überrascht. Zweiter Bürgermeis­ter Daniel Pflügl (Grüne) sagte, das sei „megaschade“und versuchte, eine Lösung zu finden. „So will ich das nicht akzeptiere­n“, sagte Pflügl. Privatpers­onen und Geschäftsl­eute würden sie hier engagieren und die Veranstalt­ung sogar noch bezahlen. „Schade, wenn so etwas dann nicht gelingt.“

Bürgermeis­ter Welzel sagte, er werde dem nachgehen. Es sei „nicht so optimal, wenn man den passenden Termin nicht findet“. Auch Finanzrefe­rent Hölzle war wenig begeistert. „Die Leute kümmern sich ehrenamtli­ch“, sagte er. „Der von uns hochgeschä­tzte Kurbetrieb“ergreife allerdings nicht die Initiative, sondern „verhindere auch noch so eine Veranstalt­ung“, ärgerte sich Hölzle. Auch Dritte Bürgermeis­ter Michaela BahleSchmi­d (CSU) sparte nicht mit Kritik. „Ich stelle mal wieder fest, dass es in dieser Stadt ein Kommunikat­ionsproble­m gibt“, sagte sie. Welzel möge doch mehr Augenmerk darauf legen, wie „man mit den Leuten spricht“, forderte sie den Bürgermeis­ter auf. Die OldtimerMe­ile sei für den Einzelhand­el in der Innenstadt wichtiger als das Maifest. Man müsse deshalb versuchen, den vierten verkaufsof­fenen Sonntag mit der Oldtimer-Meile zu machen, sagte Bahle-Schmid. Christine Waibl sieht jetzt aber erst einmal die Stadt am Zug. Diese müsse jetzt auf die Organisato­ren zukommen, denn die Veranstalt­ung sei abgesagt. Christin Huber (Generation Fortschrit­t) regte deshalb ab, die Abstimmung über die verkaufsof­fenen Sonntage zu vertagen, es sei noch genug Zeit. Dann könnte man alle vier Termine benennen. Zudem könnte man noch über eine „Silent Disco“zum Ende der Meile nachdenken. Dabei tanzen die Menschen gemeinsam zu Musik, welche allerdings über Kopfhörer eingespiel­t wird. Das allerdings sei terminlich zu kurzfristi­g, sagte Welzel, der auf eine Entscheidu­ng drängte.

Manfred Gittel (FW) wiederum, machte insgesamt Zweifel geltend. „Als Christ und Prädikant der evangelisc­hen Kirche muss ich darauf achten und dafür einstehen, dass Sonntage möglichst frei bleiben von zusätzlich­en Belastunge­n für Menschen“, betonte er. Er habe aber auch Verständni­s für die Händler – wobei er unterschie­dliche Meinungen höre. Es habe sich nicht gelohnt, sagten einige Händler nach verkaufsof­fenen Sonntagen. „Die Menschen waren beim Event, aber nur wenige in den Geschäften des Einzelhand­els, vor allem, da nicht alle mitmachen und es oft Verunsiche­rung gibt, wer nun auf hat und wer nicht“, schilderte Gittel. Am Ende genehmigte der Stadtrat die drei verkaufsof­fenen Sonntage bei drei Gegenstimm­en und beschloss außerdem, dass die Verwaltung mit den Beteiligte­n über einen vierten Einkaufsso­nntag berät.

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