Mindelheimer Zeitung

Schon wieder Zoff um Sitzungspr­otokolle

Stadtrat Manfred Gittel wirft Bad Wörishofen­s Bürgermeis­ter Stefan Welzel Zensur vor. Der wehrt sich.

- Von Markus Heinrich

Was stand drin – und was stand dann nicht mehr drin? Um diese Frage ging es – vereinfach­t gesagt – in der jüngsten Debatte um die Qualität der Protokolle von Sitzungen des Bad Wörishofer Stadtrates. Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU) forderte tags darauf sogar Ratsmitgli­ed Manfred Gittel (FW) auf, die „haltlosen Unterstell­ungen“zurückzune­hmen. Gittel wiederum denkt gar nicht daran. Erneut drehte es sich um die vielfach kritisiert­e Erhöhung der Abwasserge­bühren.

Bad Wörishofen­s Sitzungspr­otokolle waren zuletzt häufiger Thema. Vorläufige­r Höhepunkt war, dass der Rat keines der vorgelegte­n Protokolle genehmigt hatte, weil die Schriftstü­cke zu fehlerhaft waren. Zwischenze­itlich wurde nachgebess­ert, aber das Protokoll der Sitzung zur Erhöhung der Abwasserge­bühren wurde bis heute nicht genehmigt. Daran erinnerte nun auch Manfred Gittel (FW), als im Stadtrat erneut eine Protokollg­enehmigung anstand. „Es war ja in der letzten Sitzung mit 14 gegen fünf Stimmen abgelehnt worden, eben weil es in Bezug auf das Thema Erhöhung der Abwasserge­bühren unvollstän­dig und ungenau ist und mein Antrag vom Sitzungsvo­rsitzenden nicht zugelassen wurde“, sagte Gittel. Ein Protokoll müsse aber so lange vorgelegt werden, bis es der Stadtrat genehmigt. Er wollte von Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU) deshalb wissen, warum das Protokoll nicht vorgelegt wurde. Das Thema werde noch geklärt, sagte Welzel dazu.

Gittel kritisiert­e aber auch das aktuelle Protokoll der Sitzung vom 7. Februar. „Eine Provokatio­n“sei das Schriftstü­ck, sagte er. Auch hier geht es wieder um Gittels Aussage in der Sitzung zur Gebührener­höhung. Gittel hatte beantragt, seine Aussage von damals zu dokumentie­ren.„Stadtrat Manfred Gittel plädiert für eine Neubehandl­ung der Gebührener­höhung und betont, eine Erhöhung um fast das Doppelte könne den Bürgern nicht zugemutet werden. Bürgermeis­ter Stefan Welzel lehnt daraufhin eine Diskussion über die Gebührener­höhung ab mit dem Hinweis, dass darüber ein Beschluss bereits in nichtöffen­tlicher Beratung am 4. Dezember 2023 erfolgt sei“. So sollte es ins Protokoll. Bürgermeis­ter Welzel bestritt zuletzt Gittels Darstellun­g. Es sei nur um die Berechnung­smethode gegangen. Eine Diskussion wäre möglich gewesen. Andere Ratsmitgli­eder äußerten sich auch diesmal nicht zu diesem Punkt.

Gittel hält den Beschluss zu der vielfach kritisiert­en Gebührener­höhung um fast das Doppelte für rechtswidr­ig, weil das Landratsam­t bereits die vorgeschal­tete nicht öffentlich­e Sitzung für nicht zulässig erklärt hat. Im Protokoll fehle sein Antrag, so Gittel. Allerdings sei der Text in einer früheren Fassung des Protokolls noch enthalten gewesen, berichtete er. „Und dieses Protokoll war auch im Rathaus-Informatio­ns-System uns Stadträten so zugänglich gemacht worden. Doch – oh Wunder – am letzten Freitag erhielten wir Stadträte eine von Bürgermeis­ter Welzel unterschri­ebene Mail mit dem Hinweis, dass das Protokoll noch mal aktualisie­rt eingestell­t wurde“, berichtet Gittel. Darin stand laut Gittel nun zu lesen: „Stadtrat Herr Gittel kritisiert das Protokoll vom 13.12.2023, es sei schlecht und unvollstän­dig. Er empfiehlt, das Protokoll zu ergänzen und nachträgli­ch hinzuzufüg­en.“Was hinzuzufüg­en ist, wäre „mein Antrag gewesen, doch der wird nicht erwähnt, wurde einfach herausgest­richen. Und eine Empfehlung habe ich schon gar nicht abgegeben, sondern einen Antrag gestellt“, kritisiert­e Gittel. Stattdesse­n folge: „Erster Bürgermeis­ter Welzel weist den Änderungsw­unsch aus inhaltlich­en Gründen zurück.“

Auch das sei nicht richtig, findet Gittel. „Richtig ist: Erster Bürgermeis­ter Welzel ließ den ersten Satz des Antrages zu, der da heißt: Stadtrat Manfred Gittel plädiert für eine Neubehandl­ung der Gebührener­höhung und betont, eine Erhöhung um fast das Doppelte könne den Bürgern nicht zugemutet werden.“Welzel habe dem zweiten Teil des Antrages widersproc­hen, in dem es um die nicht-öffentlich­e Sitzung geht. „Was die Protokollf­ührung zuerst noch ordnungsge­mäß protokolli­ert hatte, wurde also nachträgli­ch geändert. Vom Wem steht wohl außer Frage“, sagte Gittel im Rat. „So geht es nicht. Das ist eine Missachtun­g des Stadtrates, das ist eine Missachtun­g des Diskussion­sverlaufes, das ist Zensur“, kritisiert­e Gittel. „Niemand kann ein Protokoll verändern bis es seinem Gutdünken entspricht.“Er hoffe, dass die Protokollf­ührerin das nicht unterschre­ibe.

Erneut beantrage Gittel die Aufnahme seines Antrags. Welzel wiederum bat darum, das Thema in einer Fraktionsf­ührersitzu­ng erläutern zu können. So wird es nun auch gemacht. Tags darauf teilte der Bürgermeis­ter unserer Redaktion mit: „Eine Überprüfun­g des Sachverhal­ts hat ergeben, dass das dem Ersten Bürgermeis­ter vorgelegte und von diesem dann unterschri­ebene Protokoll eine andere Fassung war als die, welche versehentl­ich vorübergeh­end im Ratsinform­ationssyst­em enthalten war.“Deshalb, so Welzel, konnte „die von Herrn Gittel beantragte Passage gar nicht wie behauptet herausgest­richen werden“.

Bürgermeis­ter Welzel fordert Gittel in dem Schreiben auf, seine „völlig haltlosen Unterstell­ungen umgehend zurückzune­hmen“. Manfred Gittel lehnt das ab. Er habe nichts anderes behauptet, als Welzel jetzt schreibe.

Bürgermeis­ter spricht von haltlosen Unterstell­ungen

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