Bund spart sich Verbesserungen im Unterallgäuer ÖPNV
Mit dem Modellprojekt Mut 2.0 wollte der Landkreis den Nahverkehr im Unterallgäu attraktiver machen. Er hat intensiv daran gearbeitet, doch nun ist es vom Tisch.
Unterallgäu In der Sitzung des Mobilitätsausschusses war die Zuversicht groß, den ÖPNV im Unterallgäu mit dem Modellprojekt Mut 2.0 entscheidend voranbringen zu können. Auf Anregung der Fraktionen von CSU/JWU und Freien Wählern sowie von Landrat Alex Eder hatte die Verwaltung das Projekt in den vergangenen Wochen noch einmal überarbeitet, um den finanziellen Eigenanteil des Landkreises deutlich zu senken. Denn dieser hatte Sorge, sich das Projekt andernfalls nicht leisten zu können. Wie sich wenige später herausstellte, war jedoch all die Mühe umsonst: Noch während der Sitzung traf die Nachricht ein, dass der Bund Mut 2.0 nicht wie erhofft fördern wird. Weil der Landkreis die Gesamtkosten in Höhe von 24,25 Millionen Euro allein nicht stemmen kann, ist das ambitionierte Vorhaben damit vom Tisch.
Bei Landrat Alex Eder ist die Enttäuschung groß. „Das ist eine herbe Enttäuschung für alle, die gehofft hatten, den ÖPNV in der Region mit dem Projekt deutlich attratkiver machen zu können“, sagt er. In der Sitzung hatte er sich noch darüber gefreut, dass es der Verwaltung gelungen war, den Eigenanteil des Landkreises für Mut 2.0 auf ein finanzierbares Maß zu reduzieren. Statt der 1,23 Millionen Euro, die ursprünglich für die Jahre 2024 bis 2026 als Eigenanteil des Landkreises im Raum standen, war nun noch von knapp 785.000 Euro die Rede. Unmittelbar nach der Sitzung erfuhr Eder dann jedoch, dass es die Förderung – die für die Ausschussmitglieder die Grundvoraussetzung für die Umsetzung des Projekts war – nicht geben wird.
Landkreis und Verwaltung hätten sich intensiv darum bemüht, Mut 2.0 auf den Weg zu bringen, obwohl die finanziellen Spielräume des Landkreises immer enger werden, so Eder. „Denn ein gut ausgebauter ÖPNV ist uns absolut wichtig.“Nach anfänglichen Bedenken seien nach der Überarbeitung und einer zweiten Diskussionsrunde alle geschlossen hinter dem Projekt gestanden. „Fast zeitgleich kam jetzt plötzlich das Aus. Das ist bitter“, sagt der Landrat.
Es ist nicht die erste Absage, die der Landkreis bei seinen Bemühungen, den ÖPNV zu verbessern, einstecken muss. Bereits 2022 hatte der Busunternehmer Josef Brandner den Kreisrätinnen und Kreisräten „Mut“präsentiert, dem damals das Bundesamt für Güterverkehr die erhoffte Förderung versagte. Im Sommer 2023 rief dann das Bundesamt für Logistik und Mobilität dazu auf, Modellprojekte zur Verbesserung des ÖPNV einzureichen – und wählte „Mut 2.0“zusammen mit vier weiteren unter 67 bundesweit eingereichten Projekten als „besonders herausragendes“Projekt aus. Nun sind jedoch alle fünf Projekte den Sparmaßnahmen des Bundes zum Opfer gefallen.
Mut 2.0, das für MittelschwabenUnterallgäu-Takt steht, wäre ein gemeinsames Projekt der Landkreise Unterallgäu und Günzburg, der Stadt Memmingen, der Flexibus KG und des Verkehrsverbunds Mittelschwaben gewesen. Vorgesehen war beispielsweise, den Ticketkauf deutlich zu vereinfachen und eine Mobilitäts-App anzubieten, über die sämtliche Dienste vom Linien- über den Rufbis hin zum Flexibus, Züge, Mitfahrzentralen, Carsharing-Fahrzeuge oder auch Leih-E-Bikes gebucht und bezahlt werden könnten. Auch Informationen zu Fahrplänen und Haltestellen hätten die
Fahrgäste über die App abrufen können. Die Haltestellen hätten attraktiver gestaltet und einige zudem mit Reparatur-, E-Lade- und Paketstationen ausgestattet werden sollen.
Geplant war ferner, die Fahrpläne der Hauptlinien 600/810 Memmingen–Babenhausen–Krumbach–Thannhausen–Augsburg sowie 830A Landkreis Günzburg– Günzburg Stadt an den überregionalen Zugverkehr anzupassen und so den Takt zu verdichten. Der Flexibus sollte zudem künftig morgens bereits um 5 Uhr fahren und abends bis 22 oder 23 Uhr, um eine Alternative für Fahrten zur Arbeit oder abends zum Ausgehen zu bieten. Ob und wann einzelne Maßnahmen trotz der Förder-Absage umgesetzt werden können, müssen nun geprüft und gegebenenfalls von den Kreisgremien neu beschlossen werden, so das Landratsamt.