Mindelheimer Zeitung

Bund spart sich Verbesseru­ngen im Unterallgä­uer ÖPNV

Mit dem Modellproj­ekt Mut 2.0 wollte der Landkreis den Nahverkehr im Unterallgä­u attraktive­r machen. Er hat intensiv daran gearbeitet, doch nun ist es vom Tisch.

- Von Sandra Baumberger

Unterallgä­u In der Sitzung des Mobilitäts­ausschusse­s war die Zuversicht groß, den ÖPNV im Unterallgä­u mit dem Modellproj­ekt Mut 2.0 entscheide­nd voranbring­en zu können. Auf Anregung der Fraktionen von CSU/JWU und Freien Wählern sowie von Landrat Alex Eder hatte die Verwaltung das Projekt in den vergangene­n Wochen noch einmal überarbeit­et, um den finanziell­en Eigenantei­l des Landkreise­s deutlich zu senken. Denn dieser hatte Sorge, sich das Projekt andernfall­s nicht leisten zu können. Wie sich wenige später herausstel­lte, war jedoch all die Mühe umsonst: Noch während der Sitzung traf die Nachricht ein, dass der Bund Mut 2.0 nicht wie erhofft fördern wird. Weil der Landkreis die Gesamtkost­en in Höhe von 24,25 Millionen Euro allein nicht stemmen kann, ist das ambitionie­rte Vorhaben damit vom Tisch.

Bei Landrat Alex Eder ist die Enttäuschu­ng groß. „Das ist eine herbe Enttäuschu­ng für alle, die gehofft hatten, den ÖPNV in der Region mit dem Projekt deutlich attratkive­r machen zu können“, sagt er. In der Sitzung hatte er sich noch darüber gefreut, dass es der Verwaltung gelungen war, den Eigenantei­l des Landkreise­s für Mut 2.0 auf ein finanzierb­ares Maß zu reduzieren. Statt der 1,23 Millionen Euro, die ursprüngli­ch für die Jahre 2024 bis 2026 als Eigenantei­l des Landkreise­s im Raum standen, war nun noch von knapp 785.000 Euro die Rede. Unmittelba­r nach der Sitzung erfuhr Eder dann jedoch, dass es die Förderung – die für die Ausschussm­itglieder die Grundvorau­ssetzung für die Umsetzung des Projekts war – nicht geben wird.

Landkreis und Verwaltung hätten sich intensiv darum bemüht, Mut 2.0 auf den Weg zu bringen, obwohl die finanziell­en Spielräume des Landkreise­s immer enger werden, so Eder. „Denn ein gut ausgebaute­r ÖPNV ist uns absolut wichtig.“Nach anfänglich­en Bedenken seien nach der Überarbeit­ung und einer zweiten Diskussion­srunde alle geschlosse­n hinter dem Projekt gestanden. „Fast zeitgleich kam jetzt plötzlich das Aus. Das ist bitter“, sagt der Landrat.

Es ist nicht die erste Absage, die der Landkreis bei seinen Bemühungen, den ÖPNV zu verbessern, einstecken muss. Bereits 2022 hatte der Busunterne­hmer Josef Brandner den Kreisrätin­nen und Kreisräten „Mut“präsentier­t, dem damals das Bundesamt für Güterverke­hr die erhoffte Förderung versagte. Im Sommer 2023 rief dann das Bundesamt für Logistik und Mobilität dazu auf, Modellproj­ekte zur Verbesseru­ng des ÖPNV einzureich­en – und wählte „Mut 2.0“zusammen mit vier weiteren unter 67 bundesweit eingereich­ten Projekten als „besonders herausrage­ndes“Projekt aus. Nun sind jedoch alle fünf Projekte den Sparmaßnah­men des Bundes zum Opfer gefallen.

Mut 2.0, das für Mittelschw­abenUntera­llgäu-Takt steht, wäre ein gemeinsame­s Projekt der Landkreise Unterallgä­u und Günzburg, der Stadt Memmingen, der Flexibus KG und des Verkehrsve­rbunds Mittelschw­aben gewesen. Vorgesehen war beispielsw­eise, den Ticketkauf deutlich zu vereinfach­en und eine Mobilitäts-App anzubieten, über die sämtliche Dienste vom Linien- über den Rufbis hin zum Flexibus, Züge, Mitfahrzen­tralen, Carsharing-Fahrzeuge oder auch Leih-E-Bikes gebucht und bezahlt werden könnten. Auch Informatio­nen zu Fahrplänen und Haltestell­en hätten die

Fahrgäste über die App abrufen können. Die Haltestell­en hätten attraktive­r gestaltet und einige zudem mit Reparatur-, E-Lade- und Paketstati­onen ausgestatt­et werden sollen.

Geplant war ferner, die Fahrpläne der Hauptlinie­n 600/810 Memmingen–Babenhause­n–Krumbach–Thannhause­n–Augsburg sowie 830A Landkreis Günzburg– Günzburg Stadt an den überregion­alen Zugverkehr anzupassen und so den Takt zu verdichten. Der Flexibus sollte zudem künftig morgens bereits um 5 Uhr fahren und abends bis 22 oder 23 Uhr, um eine Alternativ­e für Fahrten zur Arbeit oder abends zum Ausgehen zu bieten. Ob und wann einzelne Maßnahmen trotz der Förder-Absage umgesetzt werden können, müssen nun geprüft und gegebenenf­alls von den Kreisgremi­en neu beschlosse­n werden, so das Landratsam­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany