„Wiederbeleben ist einfach, Nichtstun tödlich“
200 Menschen kamen zur Auftaktveranstaltung ins Forum und lernten mehr zur Hilfe bei Herzstillstand: Jede Minute zählt und alles ist besser, als nichts zu tun.
Mindelheim Es traf ihn wie der Blitz aus heiterem Himmel: Vor zwei Jahren erlitt Thore Ostendorf einen Herzinfarkt. Noch während sein Nachbar die Rettung verständigte, stand plötzlich sein Herz still. Wohl wissend, dass jede Minute zählt, waren die Ersthelfer im Nu vor Ort und holten den Familienvater mittels Herzdruckmassage ins Leben zurück.
Inzwischen geht es Ostendorf wieder gut und er beschloss, selbst Lebensretter zu werden. Und so nahm er mit etwa 200 Mitbürgern aus allen Altersgruppen an der Auftaktveranstaltung der Aktion „Hand aufs Herz“des Klinikverbundes Allgäu und des BRK-Kreisverbandes Unterallgäu im Mindelheimer Forum teil. Dort hatte er Gelegenheit, die Druckmassage auch bei einem Kind an einer Puppe praxisnah anzuwenden. Schnell bekam er bei dieser Übung das richtige Gefühl für Erste Hilfe im Notfall.
Ehrenamtliche Mitarbeiter des Roten Kreuzes hatten im Foyer des Forums zehn „Übungsphantome“zur Herz-Lungen-Wiederbelebung abgelegt, an denen zukünftige Lebensretter die Reanimation des Herzens spielend lernen konnten. Auch die Behandlung mit dem Defibrillator (Elektroschock) bekamen die Teilnehmenden von den ehrenamtlichen Kräften des Roten Kreuzes gezeigt.
Doch vor der Praxis kam erst die Theorie. In einem informativen Vortrag animierte Dr. Manfred Nuscheler, Chefarzt für Anästhesie und Intensivmedizin, die Ersthelfer in spe, bei einem Herzstillstand nicht wegzuschauen, sondern sofort die Überlebenskette zu starten, um das Stoppen des Blutkreislaufs aufzuhalten. „Mit jeder Minute, die ohne Druckmassage verstreicht, sinkt die Chance, zu überleben, um zehn Prozent“, sagte Nuscheler.
„Haben sie weder Angst noch Hemmungen Erste Hilfe zu leisten“, machte der Mediziner Mut und betonte: „Das Schlimmste ist, gar nichts zu tun und sich auf andere zu verlassen.“
In diesem Zusammenhang wartete der Mediziner mit interessanten Zahlen auf. Etwa 100.000 Menschen würden in Deutschland jährlich den plötzlichen Herztod erleiden, informierte er Dies geschehe meist im privaten Umfeld (70 Prozent). Aber auch im Berufsleben, beim Radfahren, Wandern oder auf dem Fußballfeld sei man vor einem Herzstillstand nicht sicher. Bei sofortiger Druckmassage könnten jährlich 10.000 Leben gerettet werden. Eindringlich lautete daher Nuschelers Appell: „Wiederbeleben ist einfach, Nichtstun tödlich.“
Die Worte des Anästhesisten zeigten schon nach der Schulung in Wiederbelebung erste Wirkung. „Ich habe jetzt keine Angst mehr, etwas falsch zu machen“, versicherte Caroline Decrout-Bergmiller aus Mindelheim. Mit ihr war sich Irmgard Schaur einig: „Nach der praktischen Übung werde ich im Notfall schnell reagieren, weil man ja eigentlich nur richtig handeln kann.“So sah das auch Barbara Wloch aus Mindelheim. „Der Vortrag des Arztes hat mir die Angst genommen, falsch zu handeln“, sagte sie und fügte außerdem hinzu: „Mir war nicht bewusst, das bei Herzstillstand jede Minute zählt.“
„Ich fühle mich gut informiert und werde im Ernstfall eingreifen“meldete sich Manfred Schmid aus Mindelheim zu Wort, und auch Alfons Häring aus Stetten hat gute Vorsätze: „In einem Notfall werde ich nicht lange überlegen und sofort handeln“, hat er sich vorgenommen. „Hoffentlich spielen dann auch meine Nerven mit“, scherzt er.
„Die Aktion hat mir geholfen, mein Grundwissen in Erster Hilfe aufzufrischen, Vortrag und praktische Übungen haben meine Hemmschwelle, im Notfall Leben zu retten erheblich gesenkt“, findet auch der Mindelheimer Werner Schuster.