Der Tisch für Kunst ist reich gedeckt
Die Ausstellung mit dem Thema „Tisch und Tafel“der Künstlerin Anneliese Neumann im Türkheimer Schloss ist eine weitere Bereicherung des kulturellen Lebens im Wertachmarkt.
Türkheim In den Räumen des ehemaligen herzoglichen Schlosses ist seit vielen Jahren Kunst und Kultur zu Hause. Die Künstlerin Anneliese Neumann aus Lauingen wurde von Galerist Franz Epple nach Türkheim gelockt.
Die 77-jährige Malerin und Produktdesignerin hat im kleinen Schloss 47 teils großformatige Gemälde aufgehängt, welche die mannigfaltigen Aktivitäten des kulturellen und profanen Lebens widerspiegeln: essen, trinken, arbeiten, diskutieren, streiten, schreiben, spielen und feiern. All das findet bildlich ausgedrückt an Tischen statt.
Das Thema ist unerschöpflich und kommt immer wieder auf den Tisch. Die Bilder führen mehr oder weniger festliche Bankette und deren Vorbereitung in den unterschiedlichsten Facetten und Dimensionen vor. Es sind freche, hintersinnige und auch bissige Bilder, die Anneliese Neumann dem Betrachter zeigt. „An diesen Werken habe ich meinen ganzen Frust ausgelassen“, verrät sie augenzwinkernd.
Auf einem ihrer Exponate geht es um das Thema „Stress bevor Dinner“oder auch, was beim Servieren alles schiefgehen kann. Auf einem anderen Bild ist Essen und Ernährung ein Thema. Formen der Raffgier und Sucht nicht ausgenommen. Ein riesiges Gemälde mit dem Titel „Der große, runde Tisch“produziert die berühmte mittelalterliche Darstellung der Tafelrunde des legendären König Artus in die Gegenwart.
Auffällig präzise hat die quirlige Künstlerin die Porträts prominenter Politiker in Szene gesetzt. Wer genau hinschaut, erkennt unter anderem Angela Merkel, Gregor Gysi, Hans-Dietrich Genscher, Joschka Fischer, Lothar Späth und Helmut Schmidt. Und über allen schwebt der Papst in harter Währung.
Anneliese Neumann Kunstwerke erzählen wie Comics Geschichten in Bildern. Da fallen dem Betrachter auch vier in zarten Pastelltönen gemalte Restaurantszenen und Abläufe ins Auge. So die missglückte Beaufsichtigung des Enkels durch den Opa. Zudem amüsieren bildgestaltete Wortspiele wie „Tischbein“. Das Gemälde spielt auf das berühmte Porträt des Malers Tischbein, namens „Goethe in Italien“, an.
Nicht zuletzt beherbergt die Ausstellung auch eine dreidimensionale gedeckte Tafel, dessen Porzellan Anneliese Neumann ausdrucksvoll bemalt hat. Besonders beliebt bei dem Geschirr scheint bei den Herren ein Teller, der leer gegessen den Blick auf unbekleidete Damen freigibt.
Alles in allem eine Ausstellung mit lustigen und bizarren Tischszenen, die zum Schmunzeln anregen. Zudem eine Bilderschau mit Tischgeschichten, die man gesehen haben muss, weil sie Themen aufgreift, welche die Menschen von heute beschäftigen. Schon die Vernissage mit Grußworten von Bürgermeister Christian Kähler und Franz Epple, aber auch die Laudatio von Astrid Thum und die musikalische Unterhaltung der Combo Jazzup, ließ erahnen, welcher Kunstgenuss Besucher erwartet. „In diesen schönen, historischen Räumen wollte ich unbedingt mal meine Fressbilder ausstellen“scherzte die Künstlerin.
Die Ausstellung „Tisch und Tafel“im kleinen Schloss ist bis zum 17. März samstags und sonntags jeweils von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Die Künstlerin ist persönlich anwesend.