Türkheim hat ein neues Herzogpaar
Jetzt steht fest, wer im kommenden Jahr beim Herzogfest in die Hauptrollen schlüpft. Das neue Herzogpaar Saskia und Christian Schreiber freut sich schon sehr – nur beim Tanzen und Reiten besteht noch „Nachholbedarf“.
Was wäre Türkheim ohne die Herrschaft von Herzog Maximilian Philipp und seiner Gemahlin Mauritia Febronia? „Bis heute ein unbedeutendes Dorf ohne Marktrechte“, betonte Bürgermeister Christian Kähler immer wieder. Die Gemeinde hat dem Herzogpaar, das in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts im Schloss residierte, viel zu verdanken. Um das Andenken von Maximilian Philipp und seiner Ehefrau Febronia in Ehren zu halten, veranstalten die Türkheimer seit 2000 ein großes, historisches Fest und drehen ein Wochenende lang das Rad der Geschichte zurück in die Barockzeit.
Herausragend beim Herzogfest ist natürlich die Rolle der „Hauptdarsteller“, die in die Gewänder und Rollen von Herzog Maximilian Philipp und Mauritia Febronia schlüpfen: Lieselotte und Alfred Mörz waren die ersten Türkheimer Herzöge der Neuzeit, 2010 und 2015 führten Ingrid und Franz Eimannsberger das Herzogfest an, und auch 2020 hätte das so sein sollen – doch dann machte Corona dem Herzogfest einen Strich durch die Rechnung.
Nachdem das Ehepaar Eimannsberger diesmal nicht mehr zur Verfügung steht, suchte die Gemeinde und allen voran Bürgermeister Christian Kähler nach einem Paar, das in diese für das Fest und den gesamten Wertachmarkt öffentlichkeitswirksame und bedeutende Rolle schlüpft. Sogar ein „Casting“der Mindelheimer Zeitung hatte Kähler schon vorgeschlagen, doch dazu wird es jetzt nicht mehr kommen: Türkheim hat ein neues Herzogpaar gefunden.
Saskia und Christian Schreiber haben sich entschlossen, als Herzog Maximilian Philipp und Mauritia Febronia das Herzogfest 2025 anzuführen. Und letztlich fiel den beiden ihre Entscheidung gar nicht so schwer: „Ein Herzogfest ohne Herzogpaar? Das geht nicht!“, sagt Christian Schreiber alias Herzog Maximilian Philipp im exklusiven MZ-Interview. Als Türkheimer habe er natürlich die händeringende Suche nach möglichen Kandidaten verfolgt und spätestens nach dem Neujahrsempfang der Gemeinde gaben sich die beiden Türkheimer einen Ruck und teilten Kähler ihre Bereitschaft mit, als Herzogpaar anzutreten. Er sei auch mehrfach angesprochen worden: „Du, Christian, das könnt doch ihr machen“, sagt Schreiber lachend.
Zu Hause angekommen habe er dann zu seiner Frau gesagt: „Du, wir machen jetzt das Herzogspaar.“Saskia habe lediglich erwidert: „Okay, wenn du meinst, dann machen wir das. Aber die Gewänder nähe ich.“Als Inhaberin des Stoffladens mit Schneiderei Engelsfaden in Türkheim könne sie ihrer kreativen Ader freien Lauf lassen, ist ihr Ehemann überzeugt.
Die beiden Türkheimer sind in ihrer Heimatgemeinde bestens bekannt und tief verwurzelt, Christian Schreiber sitzt für die CSU im Gemeinderat und hat ein florierendes Unternehmen für Haustechnik. Auch mit dem PEN-Resort an der Angerstraße sind die Schreibers bekannt und erfolgreich. Christian Schreiber gilt als „Macher“und ist immer dann zur Stelle, wenn es gilt, mit anzupacken. Das gilt in Türkheim, aber nicht nur im Ort: Als sich im Ahrtal die Hochwasserkatastrophe ereignete, stellte Schreiber kurzerhand ein Team zusammen, fuhr ins Überschwemmungsgebiet und half den Opfern der Flut vor Ort. Daraus ist eine enge Verbundenheit entstanden, die bis heute anhält.
Das Ehepaar Schreiber freut sich jetzt vor allem auf die neuen Aufgaben, und beide wissen, dass dies auch einige Herausforderungen mit sich bringen wird: Tanzen und Reiten gehören unter anderem zu den vornehmsten Aufgaben des Herzogpaares – in beiden Bereichen besteht laut Christian Schreiber ein „gewisser Nachholbedarf“.
Als er ihm die Bereitschaft signalisiert hat, „dass wir das gern machen und bei dem Fest unterstützen möchten“, habe das neue Herzogpaar bei Bürgermeister Kähler buchstäblich „offene Tore“eingerannt: „Jetzt freut sich auch Herr Kähler, mich einmal mit Haaren zu sehen“, meinte Schreiber lachend …
Schon jetzt laufen im Hintergrund die Vorbereitungen für die Organisation des Herzogfestes. Die teilnehmenden Vereine werden rechtzeitig informiert. Für die Gemeinde Türkheim ist das Herzogfest eine große Sache, die überregionale Aufmerksamkeit ist dem Wertachmarkt durch das Barockfest sicher. Und auch finanziell muss die Gemeinde einiges stemmen: Auf rund 60.000 bis 70.000 Euro schätzt Bürgermeister Christian Kähler die Kosten für das ganze Fest.