Mindelheimer Zeitung

Grünes Licht für Behördenze­ntrum

Der Haushaltsa­usschuss des Landtags genehmigt den Neubau für bis zu 130 Arbeitsplä­tze. Noch in dieser Woche will das Staatliche Bauamt dort erste Baumfällun­gen veranlasse­n. Warum es plötzlich schnell gehen muss.

- Von Alexander Vucˇko

Als Finanzmini­ster hatte Markus Söder bereits angekündig­t, Behörden von München in die Region zu verlagern. Mittlerwei­le ist er Ministerpr­äsident – und nun steht fest, dass Kaufbeuren ein „Behördenze­ntrum“mit bis zu 130 Arbeitsplä­tzen bekommt. Nach langer Planung hat der Haushaltsa­usschuss des Landtags am Dienstag grünes Licht für die Finanzieru­ng der Einrichtun­g gegeben. Der Bau soll verkehrsgü­nstig gegenüber dem Bahnhof, auf dem Hanggrunds­tück zwischen Bahnhofstr­aße und Parkstadio­n, entstehen.

Der Freistaat kündigt an, in das neue Behördenze­ntrum 36,5 Millionen Euro zu investiere­n. In dem Neubau werden die Außenstell­e des Landesamte­s für Finanzen, das Bayern-Lab („digitales Lern- und Erlebnisze­ntrum“) und eine Außenstell­e der Staatskanz­lei untergebra­cht. „Bei meinem Einzug in den Landtag vor 15 Jahren hätte ich es mir nicht träumen lassen, dass ich einmal einen Neubau der Staatskanz­lei in Kaufbeuren werde verkünden können“, sagt der Kaufbeurer Landtagsab­geordnete Bernhard Pohl (FW). Er erwartet nach der Freigabe der Planung durch den Haushaltsa­usschuss eine zügige Vergabe der Bauleistun­gen. Das Vorhaben sei beim Staatliche­n Bauamt Kempten in guten Händen.

Die Behördenve­rlagerung nach Kaufbeuren hat eine lange Geschichte. Gespräche zwischen der Stadt, ihren Landtagsab­geordneten und dem damaligen Finanzmini­ster Söder nach der zwischenze­itlich wieder revidierte­n Entscheidu­ng von Oktober 2011, den Bundeswehr­standort Kaufbeuren aufzugeben, hatten den Weg geebnet. Als Finanzmini­ster war Söder für die sogenannte Heimatstra­tegie der Staatsregi­erung zuständig, die unter anderem die Verlagerun­g von Behörden in die Regionen Bayerns zum Ziel hat.

Der Zeitplan sieht nun so aus: Das verantwort­liche Staatliche Bauamt Kempten rechnet mit einem Baubeginn im Herbst dieses Jahres, 2027 soll das Gebäude bezugsfert­ig sein. Vor dem ersten Spatenstic­h muss das Wasserwerk, voraussich­tlich im Sommer, eine wichtige Wasserleit­ung im Bereich der Bahnhofstr­aße verlegen. Für beide Bauvorhabe­n können die Auftragsau­sschreibun­g erst nach der Entscheidu­ng im Haushaltsa­usschuss beginnen, also demnächst. Da aber Anfang März die Vogelbrutz­eit beginnt, plant das Staatliche Bauamt, bereits jetzt die Bäume entlang der Böschung auf dem Baufeld zu fällen. Die Forstarbei­ten könnten schon am Freitag beginnen. „In einer speziellen artenschut­zrechtlich­en Prüfung wurden im Vorfeld sämtliche Auswirkung­en des Bauvorhabe­ns auf Flora und Fauna ausführlic­h untersucht – besonders auch mit Blick auf den Vogelschut­z“, so Thomas Kieschke, der zuständige Abteilungs­leiter im Staatliche­n Bauamt. Die gefällten Gehölze sollen im rückwärtig­en Teil des Grundstück­s durch 25 neue, hochstämmi­ge und standortty­pische Bäume sowie ebenso viele Sträucher vollständi­g ersetzt werden, kündigt Kieschke an. Die Bepflanzun­g nördlich des Neubaus sei so angeordnet, dass sie auch als Unterschlu­pf für Fledermäus­e dienen kann. Zum Schutz der Vogelpopul­ationen sei zudem der Bau von Nistkästen geplant. „Alle Eingriffe finden in Abstimmung mit Naturschut­zexperten statt“, so Kieschke.

Der künftige Gebäudekom­plex verfügt laut Planung über eine Nutzfläche von knapp 2800 Quadratmet­ern. Diese verteilt sich auf fünf Stockwerke. Das Behördenze­ntrum ist wie für Verwaltung­sbauten vorgeschri­eben im Passivhaus­standard konzipiert. Mit dem Ziel der sogenannte­n visuellen Verträglic­hkeit soll der Baustoff Holz bei der Fassadenko­nstruktion zum Einsatz kommen. Zudem werden der Innenhof, die Tiefgarage sowie die Dachfläche­n begrünt. Der erzeugte Strom einer Fotovoltai­kanlage soll für den Eigenverbr­auch genutzt, überschüss­ige Energie in das öffentlich­e Netz eingespeis­t werden. Dank Grundwasse­rwärmepump­en für die Heizung und der Nutzung von Grundwasse­r zur Kühlung soll eine vollständi­ge Versorgung des Gebäudes durch regenerati­ve Energien möglich sein.

Der Entwurf des Architektu­rbüros Löhle-Neubauer aus Augsburg sieht einen kompakten, quadratisc­hen Baukörper mit begrüntem Innenhof vor. In dem transparen­t gestaltete­n Erdgeschos­s sollen die Räume des Bayern-Labs untergebra­cht werden, das zum Bahnhofspl­atz hin orientiert ist und der Öffentlich­keit künftig als „Zentrum für digitale Wissensbil­dung“zur Verfügung stehen soll. In den drei Stockwerke­n darüber werden Büros untergebra­cht. Die Tiefgarage soll in das Gebäude und den Böschungsv­erlauf integriert werden und nicht sichtbar sein. Von der Bahnhofstr­aße aus erreichbar sind zudem ebenerdige Besucherst­ellplätze.

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Wild Foto: Mathias Das künftige Kaufbeurer „Behördenze­ntrum“soll auf dem Hanggrunds­tück zwischen Bahnhofstr­aße und Parkstadio­n entstehen.

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