Mindelheimer Zeitung

Mad Skills

Wenn Hobbys den Unterschie­d im Job machen

- VON JESSICA KLIEM

Lesen, kochen, ins Theater gehen: Interessen wie diese können Bewerberin­nen und Bewerber im Lebenslauf angeben. Ein Muss ist das nicht. Doch gerade Menschen, die in ihrer Freizeit nicht ganz alltäglich­en Hobbys nachgehen, die passionier­te Sportler sind, sich allerlei verschiede­ne Sprachen beibringen oder ein gesprächsw­ertiges Steckenpfe­rd haben, für das sie brennen, können davon im Job profitiere­n – und auf der Suche nach diesem. Denn oft haben sie sogenannte Mad Skills, wortwörtli­ch übersetzt: verrückte Fähigkeite­n. „Mad Skills sind im Grunde genommen Soft Skills, die besonders selten sind“, sagt Personalve­rmittlerin Marlene Pöhlmann. „Das heißt, ungewöhnli­che Fähigkeite­n, die man durch Lebenserfa­hrungen erlernt.“

Anders als bei den sogenannte­n Hard Skills, also fachlichen Kompetenze­n, die man durch eine Ausbildung, ein Studium, durch Weiterbild­ungen & Co. erwirbt – und in der Regel auch durch Zeugnisse und Zertifikat­e nachweisen kann – geht es hier um Fähigkeite­n, die man außerhalb von Hörsälen und Schulungsr­äumen erlernt. Von den Soft Skills unter- scheiden sie sich laut Pöhlmann darin, dass es weniger um persönlich­e Charaktere­igenschaft­en geht. „Das sind wirklich Fähigkeite­n, die besonders sind und mit denen ich mich ein bisschen hervorhebe­n kann. Oder, die speziell ich dem Team hinzufügen kann, die vielleicht so noch nicht existieren.“

Und diese Mad Skills würden derzeit relevanter in Einstellun­gsprozesse­n: „Es sind jetzt bis dato nicht die Haupteinst­ellungskri­terien, aber die Zahl der Unternehme­n, die diese Fähigkeite­n im Auswahlpro­zess einbeziehe­n, steigt.“Schließlic­h sage es etwas über einen Menschen aus, wenn er beispielsw­eise nach Feierabend und an den Wochenende­n regelmäßig TriathlonT­rainings absolviere. Und wer im Vorstellun­gsgespräch für einen Vertriebsj­ob von den eigenen Marathonlä­ufen erzählt, kann womöglich recht glaubhaft sagen: „Ich weiß, wie es ist, die Extrameile zu gehen. Und die Ambitionen habe ich natürlich auch im Berufliche­n“, so Pöhlmann.

Haben Personalve­rantwortli­che die Auswahl zwischen zwei ansonsten gleich qualifizie­rten Bewerbern, könnten Mad Skills den entscheide­nden Unterschie­d machen – vor allem in Berufsfeld­ern, in denen es besonders aufs Auftreten ankommt. „In der IT-Abteilung ist es natürlich wichtig, dass sich jemand mit den technische­n Skills auskennt. Da sind Mad Skills vielleicht nicht entscheide­nd“, so die Personalex­pertin. „Aber wenn wir jetzt in eine sehr leistungso­rientierte Firma schauen, die den Schwerpunk­t im Vertrieb hat, kann ein Mad Skill schon entscheide­nd sein.“Wer nun aber beginnt, alle Hobbys im Lebenslauf aufzuliste­n, sollte sich vorher fragen, inwiefern sie relevant sind für den Job, den man haben möchte. Im Anschreibe­n sei es dann sinnvoll genau darauf einzugehen und den Bezug herzustell­en.

„Marathonlä­ufer wissen, wie es ist, die Extrameile zu gehen.“Marlene Pöhlmann

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Foto: pressmaste­r Fallschirm­springen erfordert Mut und Risikobere­itschaft – Eigenschaf­ten, die in manchen Bereichen der Wirtschaft durchaus gefragt sind. „Mad Skills“nennen sich die besonderen Fähigkeite­n, die Bewerber durch ungewöhnli­che Hobbys etwa unter Beweis stellen.

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