Mad Skills
Wenn Hobbys den Unterschied im Job machen
Lesen, kochen, ins Theater gehen: Interessen wie diese können Bewerberinnen und Bewerber im Lebenslauf angeben. Ein Muss ist das nicht. Doch gerade Menschen, die in ihrer Freizeit nicht ganz alltäglichen Hobbys nachgehen, die passionierte Sportler sind, sich allerlei verschiedene Sprachen beibringen oder ein gesprächswertiges Steckenpferd haben, für das sie brennen, können davon im Job profitieren – und auf der Suche nach diesem. Denn oft haben sie sogenannte Mad Skills, wortwörtlich übersetzt: verrückte Fähigkeiten. „Mad Skills sind im Grunde genommen Soft Skills, die besonders selten sind“, sagt Personalvermittlerin Marlene Pöhlmann. „Das heißt, ungewöhnliche Fähigkeiten, die man durch Lebenserfahrungen erlernt.“
Anders als bei den sogenannten Hard Skills, also fachlichen Kompetenzen, die man durch eine Ausbildung, ein Studium, durch Weiterbildungen & Co. erwirbt – und in der Regel auch durch Zeugnisse und Zertifikate nachweisen kann – geht es hier um Fähigkeiten, die man außerhalb von Hörsälen und Schulungsräumen erlernt. Von den Soft Skills unter- scheiden sie sich laut Pöhlmann darin, dass es weniger um persönliche Charaktereigenschaften geht. „Das sind wirklich Fähigkeiten, die besonders sind und mit denen ich mich ein bisschen hervorheben kann. Oder, die speziell ich dem Team hinzufügen kann, die vielleicht so noch nicht existieren.“
Und diese Mad Skills würden derzeit relevanter in Einstellungsprozessen: „Es sind jetzt bis dato nicht die Haupteinstellungskriterien, aber die Zahl der Unternehmen, die diese Fähigkeiten im Auswahlprozess einbeziehen, steigt.“Schließlich sage es etwas über einen Menschen aus, wenn er beispielsweise nach Feierabend und an den Wochenenden regelmäßig TriathlonTrainings absolviere. Und wer im Vorstellungsgespräch für einen Vertriebsjob von den eigenen Marathonläufen erzählt, kann womöglich recht glaubhaft sagen: „Ich weiß, wie es ist, die Extrameile zu gehen. Und die Ambitionen habe ich natürlich auch im Beruflichen“, so Pöhlmann.
Haben Personalverantwortliche die Auswahl zwischen zwei ansonsten gleich qualifizierten Bewerbern, könnten Mad Skills den entscheidenden Unterschied machen – vor allem in Berufsfeldern, in denen es besonders aufs Auftreten ankommt. „In der IT-Abteilung ist es natürlich wichtig, dass sich jemand mit den technischen Skills auskennt. Da sind Mad Skills vielleicht nicht entscheidend“, so die Personalexpertin. „Aber wenn wir jetzt in eine sehr leistungsorientierte Firma schauen, die den Schwerpunkt im Vertrieb hat, kann ein Mad Skill schon entscheidend sein.“Wer nun aber beginnt, alle Hobbys im Lebenslauf aufzulisten, sollte sich vorher fragen, inwiefern sie relevant sind für den Job, den man haben möchte. Im Anschreiben sei es dann sinnvoll genau darauf einzugehen und den Bezug herzustellen.
„Marathonläufer wissen, wie es ist, die Extrameile zu gehen.“Marlene Pöhlmann