Mindelheimer Zeitung

So gelingt der Wechsel

Vom Akademiker zum Handwerker

- VON JANIN MINKUS

In vielen akademisch­en Berufen bleiben die Ergebnisse der Arbeit abstrakt, manchen Menschen fehlt womöglich die Praxis. Eine denkbare Option dann: raus aus dem akademisch­en Beruf – und eine Ausbildung im Handwerk starten. Hier ist Nachwuchs schließlic­h gefragt. Doch wie findet man heraus, ob das der richtige Schritt sein könnte? Und wie geht man ihn am besten an? Olaf Craney vom Deutschen Verband für Bildungs- und Berufsbera­tung kennt den Wunsch von Akademiker­n ins Handwerk zu wechseln. „Bei kreativen und sprachlich orientiert­en Studiengän­gen kommt das häufiger vor, weil nach dem Studium erst eine Orientieru­ngsphase

stattfinde­t“, sagt er. „Praktisch orientiert­e Studiengän­ge weisen das weniger auf.“Allerdings gilt ihm zufolge auch: „Es ist ein Unterschie­d, ob jemand ein Problem lösen möchte, indem er den akademisch­en Tätigkeits­raum verlässt oder ob die Motiva- tion wirklich ist, ins Handwerk zu wollen.“Nur wenn letzteres der

Fall sei, rät er zu einem Wechsel. Dafür müsste man dann allerdings auch bestimmte Kompetenze­n und Voraussetz­ungen mitbringen. Neben technische­m Verständni­s, räumlicher Vorstellun­g, handwerkli­chem Geschick

und einer guten HandAugen-Koordinati­on sei etwa die körperlich­e Belastungs­fähigkeit Voraussetz­ung für einen Handwerksb­eruf, so Craney. Wer hier unsicher ist, kann der persönlich­en Eignung etwa im Rahmen von Kompetenzf­eststellun­gsverfahre­n bei der Agentur für Arbeit auf den Grund gehen. Wissen sollte man zudem: „Im Handwerk gibt es flache Hierarchie­n und regelmäßig­e Beförderun­gen sind nicht so häufig wie bei akademisch­en Laufbahnen“, so Craney. „Auf der anderen Seite wird man schnell Chef oder kann häufig mit niedrigem Startkapit­al einen eigenen Betrieb eröffnen.“Volker Born vom Zentralver­band des Deutschen Handwerks nennt einen weiteren Vorteil für Akademiker­innen und Akademiker, die eine Ausbildung beginnen möchten: eine verkürzte Ausbildung­sdauer. Denkbar ist etwa eine Verkürzung um bis zu zwölf Monate, wenn man eine allgemeine Hochschulr­eife oder Fachhochsc­hulreife mitbringt. Und wenn der Ausbildung­sbetrieb zustimmt. Zudem seien duale und triale Studienang­ebote, bei denen Ausbildung und Studium oder Meisterqua­lifikation und Studium kombiniert werden, oft eine Option. „Hier gibt es viele Möglichkei­ten der Aus- und Fortbildun­g“, betont er.

„Die Motivation muss stimmen – Optionen gibt es dann viele.“

Olaf Craney

 ?? Foto: krakenimag­es.com ?? Praxis statt Theorie: Manchem Akademiker fällt nach dem Studium auf, dass eigentlich das Handwerk die bessere Wahl gewesen wäre. Ein Wechsel ist durchaus möglich, sagen Experten – solange gewisse Voraussetz­ungen gegeben sind.
Foto: krakenimag­es.com Praxis statt Theorie: Manchem Akademiker fällt nach dem Studium auf, dass eigentlich das Handwerk die bessere Wahl gewesen wäre. Ein Wechsel ist durchaus möglich, sagen Experten – solange gewisse Voraussetz­ungen gegeben sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany