Mindelheimer Zeitung

Krötenster­ben im Freibad hat ein Ende

Bei der großen Krötenwand­erung spielten sich Jahr für Jahr Dramen ab, unbemerkt von der Öffentlich­keit. Ehrenamtli­che Helferinne­n und Helfer sorgen nun für eine Lösung

- Von Karin Donath

Im und um das Freibad Bad Wörishofen gibt es alljährlic­h umfangreic­he Amphibienw­anderungen. Die Tiere bewegen sich dabei kreuz und quer zwischen den umliegende­n Waldfläche­n und dem größeren Weiher südöstlich des Freibads und einem Teich im Wald. Was bislang kaum bekannt war: Regelmäßig stürzen die Tiere dabei auch in die Schwimmbec­ken und verenden dort qualvoll. Doch damit ist jetzt Schluss.

Seit über sechs Jahren schon arbeitet der Bund Naturschut­z, Ortsgruppe Bad Wörishofen, an einer Lösung, die Erdkröten, Frösche und Bergmolche zu retten. „Das Problem ist, dass in den Becken im Winter zwar das Wasser belassen aber etwa 30 Zentimeter vom Rand abgesenkt wird“, erklärt Alexander Siebierski, Vorsitzend­er der Ortsgruppe. „Die Tiere sind in den Becken gefangen und können diese nicht mehr selbststän­dig verlassen.“

Beim Abfischen könne auch nur ein winziger Bruchteil der Tiere geborgen werden, weil die Kröten nur maximal drei Meter weit vom Rand weg erreicht werden könnten. Unter einer Laubschich­t am Beckenbode­n versteckte­n sich zudem weitere Tiere. Zusätzlich werde das Wasser in den Freibadbec­ken im Winter mit einem Frostschut­zmittel versetzt, um Frostschäd­en an den Fliesen zu minimieren. „Welche Chemikalie verwendet wird und inwieweit dieses Frostschut­zmittel den Tieren schadet, ist bislang ungeklärt.“Wie Siebierski weiter ausführt, laichen die Tiere teilweise in den Becken ab. Wenn dann im Frühjahr die Becken abgepumpt werden, landeten der Laich und sogar ausgewachs­ene Tiere in der Kläranlage von Bad Wörishofen.

Am Freitagnac­hmittag haben nun zwölf ehrenamtli­che Helferinne­n und Helfer vom Bund Naturschut­z einen geschlosse­nen Zaun um die Beckenanla­ge herum errichtet. Doch bis es so weit war, waren einige behördlich­e Hürden zu nehmen, wie Siebierski ausführt. „Die eigentlich­e Heldin der Geschichte ist für uns Brigitte Fischer von der Unteren Naturschut­zbehörde im Landratsam­t, die sich persönlich für eine Lösung eingesetzt und sogar in Augsburg bei der übergeordn­eten Behörde vorgesproc­hen hat.“Dass das Ordnungsam­t der Stadt immer wieder nicht besetzt gewesen sei beziehungs­weise immer wieder andere Ansprechpa­rtner zuständig waren, habe die Sache ebenfalls verzögert. Doch schlussend­lich habe Bürgermeis­ter Stefan Welzel für die Stadt als Grundstück­seigentüme­rin sein Einverstän­dnis zum Errichten eines Schutzzaun­es gegeben. Zuletzt war auch Eile geboten, denn die Krötenwand­erung in Bad Wörishofen hat bereits begonnen, weitaus früher als erwartet. Zuletzt hatte der Bund Naturschut­z deshalb schon dringend Helferinne­n und Helfer gesucht.

Die Tiere wandern nun auf dem Freibadgel­ände gegen den Zaun und können in einem Halbkreis um die Beckenanla­ge laufen und dann ungehinder­t ihren Weg fortsetzen. „Die Anlage ist so konzipiert, dass kein weiterer Betreuungs­aufwand wie beispielsw­eise das Absammeln der Tiere anfällt und die jährlichen wochenlang­en Wartungsar­beiten an den Becken nicht behindert werden“, schildert Siebierski.

Die Kosten für die Anschaffun­g des Zaunes in Höhe von 5500 Euro wurden zunächst vom Bund Naturschut­z aus Spendengel­dern übernommen; über eine Fördermaßn­ahme wird die Summe dann wieder zurückerst­attet. Die Stadt stellt den Lagerraum für den Zaun im Freibad zur Verfügung, wenn die Anlage Anfang Mai wieder abgebaut wird. Siebierski freut sich, dass durch den Zaun nun endlich ein wirksamer Schutz erreicht werden konnte. „Hochgerech­net sind jedes Jahr einige Hundert Tiere in den Becken verendet, den Laich nicht mitgerechn­et.“

Nur ein Bruchteil der Kröten konnte aus den Becken geborgen werden.

 ?? Foto: Kathrin Elsner ?? Ehrenamtli­che vom Bund Naturschut­z haben die Becken des Freibads umzäunt. Das Foto zeigt von links: Alexander Siebierski, Franz Egger, Günter König, Christiane Waldheim, Anna Waldheim, Thomas Waldheim, Eva Reichenede­r, Mario Stecker, Michael Groß, Patrick Adametz, Dirk Hollmann und Max Huber.
Foto: Kathrin Elsner Ehrenamtli­che vom Bund Naturschut­z haben die Becken des Freibads umzäunt. Das Foto zeigt von links: Alexander Siebierski, Franz Egger, Günter König, Christiane Waldheim, Anna Waldheim, Thomas Waldheim, Eva Reichenede­r, Mario Stecker, Michael Groß, Patrick Adametz, Dirk Hollmann und Max Huber.

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