Ermutigende Bilder einer lebenswerten Zukunft
Bei der zehnten Mitgliederausstellung des Mindelheimer Kunstvereins beeindrucken Vielfalt und Qualität der Werke. Die Ausstellung kann noch bis kommenden Sonntag besucht werden.
Mindelheim Es ist ein jährlich wiederkehrender Höhepunkt im kulturellen Kalender der Stadt – die Mitgliederausstellung des Kunstvereins Mindelheim. Bereits zum zehnten Mal findet sie nun im Forum statt. Klaus Ruttmann, Vorsitzender des Vereins, stellte bei der Eröffnung das Thema vor: „Neue Horizonte“. Ruttmann sprach von den großen Herausforderungen unserer Zeit, von drohender Hoffnungslosigkeit und der möglichen Bedeutung der Kunst darin. „Vielleicht brauchen wir ermutigende Bilder einer lebenswerten Zukunft“, sagte er. Grußworte kamen auch vom zweiten Bürgermeister Roland Ahne, der sich auf die Vielseitigkeit der Themenstellung ebenso freute wie über den wachsenden Zulauf zum Kunstverein. Letzteres fiel auch in der Ausstellung auf, denn unter den 54 ausgestellten Kunstschaffenden sind rund 15 neue Mitglieder vertreten. Insgesamt wurden 98 Exponate eingereicht, Bilder, Fotografien, Skulpturen und eine Installation. Die Frage also lautet: Was alles vermag uns „neue Horizonte“zu eröffnen? Es gibt eine Reihe von abstrakten Gemälden, etwa von Annie Gendreau „Time will tell“oder von Ingrid Braun, die eines ihrer Bilder „Von Oben 1“nennt und eine Weltsicht aus der Ferne suggeriert. Diese Bilder werfen die Frage an den Betrachter zurück, vielleicht in der Hoffnung, die Strahlkraft wecke positive Gedanken. Andere Bilder sind geradezu verträumt idyllisch und zeigen eine heile Natur-Welt. Andrea Huszar präsentiert heitere Szenen am Wasser in ihren Aquarellen „Menschen am Meer I und II“, Chammi Kaiser eine Storchenfamilie in ihrem Nest, Hong Hua Mutterlose eine blühende Fensterbank, für sie ein typisches Bild aus dieser Region. Gilt es, diesen Ansichten mehr Aufmerksamkeit zu widmen?
Auch dem „neuen Morgen“von Michael Bahr, der flammendrot sich im Bild erhebt? In anderen Bildern werden Brüche thematisiert: Esther Allmis betitelt ihr Bild „Dem Himmel so nah II“und zeigt eine Skyline in dunklen Grautönen. Expressionistisch reckt sie sich einem ebenfalls grauen Himmel entgegen. Lucia Maier thematisiert ein drängendes Thema in der Kreativwirtschaft: „Digitalisierung in der Kunst“, das unzählige kleine Farbquadrate aneinanderreiht und verwirrend beweglich wirkt. Valentina Rugheana malt ein leuchtendes Bild vom „Frieden“mit bunten Ballons, die aus einem kreisrunden Regenbogen entspringen und von fröhlich tanzenden Kindern unterschiedlicher Hautfarbe gefangen werden und Karl Wohlfahrt lässt in seinem Ölgemälde „mal eben kurz die Welt retten“seinen Helden einfach mit der Welt davonfliegen. In den beiden Bildern von Dieter Tegeder verändert sich sichtbar die Aussicht
„am See“. Neue Horizonte erlebte hingegen Ellen Wittlings selbst: Nachdem sie sich den rechten Arm gebrochen hatte, malte sie ein Bild mit der linken Hand und überraschte sich selbst.
Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Skulpturen dieser Ausstellung. Anmutig gestaltete Körper von Holzkünstler Markus Brinker, ausdrucksstarke Gesichter, mal träumend von Rita Stadler, mal in sich ruhend oder ehrgeizig von Ivaylo Ivanov, Traumwesen von Manuela Bilgram. Ein außergewöhnlicher Blickfang ist die Installation von Karin Dressler: eine skulpturelle Papierarbeit auf goldenem Grund, zerbrechliche Schönheit und „Hoffnung – Neues Leben-NeuesLeben“.
Die Ausstellung kann bis Sonntag, 3. März, werktags von 15 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr besucht werden. Die Finissage mit Bekanntgabe der Publikumssieger findet am Sonntag, 3. März, ab 16 Uhr statt.