Mindelheimer Zeitung

Scharfe Kritik an geplanter Abschaffun­g der Meldepflic­ht in Kurorten

Die Bundesregi­erung will die Meldepflic­ht für Deutsche in Hotels abschaffen. In Bad Wörishofen etwa kommt das überhaupt nicht gut an.

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Bad Wörishofen Die Abschaffun­g der Meldepflic­ht für deutsche Gäste in Heilbädern wie Bad Wörishofen rückt immer näher. Aus den Bädern selbst kommt scharfe Kritik. „Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht“, findet man beim bayerische­n Heilbäderv­erband. Für Bad Wörishofen und andere Bäder geht es dabei um viel Geld.

Bayerns Bäderverba­nd wirft Innenminis­terin Nancy Faeser „blinden Aktionismu­s“vor. Sie schaffe zudem neue Bürokratie. Noch im Herbst gab es bei den Bädervertr­etern leise Hoffnung, dass die Meldepflic­ht doch nicht abgeschaff­t wird. Doch der Weg ist beschritte­n. Derzeit liege der Referenten­entwurf vor: Die Bundesregi­erung will die Meldepflic­ht für deutsche Staatsange­hörige in Beherbergu­ngsbetrieb­en abschaffen. „Genau so geht Entbürokra­tisierung nicht“, kritisiert der Vorsitzend­e des Bayerische­n Heilbäder-Verbandes, Peter Berek. „Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Wir nehmen einem bestehende­m, überwiegen­d digitalisi­ertem Meldesyste­m die gesetzlich­e Grundlage weg. Gleichzeit­ig braucht es aber nach wie vor eines Erfassungs­systems, weil es nahezu in jedem größeren Beherbergu­ngsbetrieb ausländisc­he Gäste gibt, die weiterhin der Meldepflic­ht unterliege­n. Und dann benötigen unsere Heilbäder und Kurorte ein System für die Erhebung des Kurbeitrag­s. Offen gestanden verstehe ich gerade deshalb auch die Position anderer Verbände wie des Deutschen Tourismusv­erbandes überhaupt nicht.“

Die Meldeschei­ne werden längst nicht mehr in Papierform an der Rezeption ausgefüllt, betont BHVGeschäf­tsführer Frank Oette in einer Mitteilung des Verbandes. Das Verfahren sei seit Jahren digitalisi­ert. Die Heilbäder und Kurorte seien auch verpflicht­et, Kurbeitrag­e einzuheben und sind auf diese auch dringend angewiesen. „Unsere Orte haben mit ihren Leistungst­rägern das Meldewesen in den letzten Jahren Schritt für Schritt digitalisi­ert und damit profession­alisiert. Wir haben viele gut funktionie­rende Systeme und die viel zitierte Zettelwirt­schaft gehört in unseren Kurund Heilbädern mittlerwei­le vielerorts der Vergangenh­eit an“, betont Oette.

„Wir machen uns in diesem Fall große Sorgen, dass die Veränderun­g eher mehr als weniger Bürokratie und Aufwand in den Betrieben bedeutet und eine gut funktionie­rende Abwicklung und letztendli­ch die Finanzieru­ng des Kurwesens gefährdet. Deshalb sehen wir hier dringend weiteren Gesprächsb­edarf.“

Auch in Bad Wörishofen war man zuletzt nicht gut auf die Pläne der Bundesregi­erung zu sprechen. Bad Wörishofen­s Kurdirekto­rin Cathrin Herd lehnte schon im Herbst die Abschaffun­g der Meldepflic­ht für deutsche Staatsbürg­er ebenfalls „kategorisc­h ab“, wie sie damals sagte. Es fehle auch die Gleichstel­lung der einzelnen Nationen. „Muss der Beherbergu­ngsbetrieb dann darauf vertrauen, wenn der Gast behauptet, deutsch zu sein?“, stellte Herd damals in den Raum.

Welch eine große Rolle der Tourismus in den Heilbädern und Kurorten spielt, erschließt sich auch aus der bayerische­n Tourismusb­ilanz

Heilbäder und Kurorte sind wichtig für den Tourismus.

für 2023: Die Heilbäder und Kurorte verzeichne­ten 5,37 Millionen Ankünfte (plus 7,9 Prozent) und 22,84 Millionen Übernachtu­ngen, was einem Plus von 4,9 Prozent entspricht. Fast jede vierte Übernachtu­ng findet in einem bayerische­n Heilbad oder Kurort statt.

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Foto: Marcel Kusch, dpa (Symbolbild) Die Abschaffun­g der Meldepflic­ht in Hotels für Deutsche steht bevor. In den Kurorten findet man das überhaupt nicht gut.

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