Mindelheimer Zeitung

VR-Banken sind mit dem Jahr 2023 sehr zufrieden

Die Volks- und Raiffeisen­banken im Unterallgä­u freuen sich über sehr gute Zuwachsrat­en in allen Bereichen. Doch es gibt auch Sorgen.

- Von Sandra Baumberger

Unterallgä­u Die Stimmung ist gut bei der Pressekonf­erenz der hiesigen Volks-, Raiffeisen- und Genossensc­haftsbanke­n. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Jahr 2023“, sagt der Vorsitzend­e des Genossensc­haftskreis­verbands, Walter Eberhard. Er und die Vertreter der sechs Banken, der VR-Bank Memmingen, der Raiffeisen­bank Pfaffenhau­sen, der Raiffeisen­bank Türkheim, der Genossensc­haftsbank Unterallgä­u, der Raiffeisen­bank Schwaben-Mitte und der Raiffeisen­bank im Allgäuer Land, freuen sich über „gute bis sehr gute Zuwachsrat­en in allen Bereichen“, so Eberhard. Allerdings gibt es auch ein paar Wermutstro­pfen.

Die VR-Banken seien „wirtschaft­lich gesund und nachhaltig stabil“, sagt er und belegt das mit der Bilanzsumm­e von 4,3 Milliarden Euro, die im Vergleich zum Vorjahr um 0,92 Prozent gestiegen ist. Ebenfalls deutlich gestiegen ist das Anlagevolu­men, das die sechs Banken im Unterallgä­u für ihre Kunden betreute: Es kletterte von 5,2 Milliarden Euro auf 5,5 Milliarden Euro, das entspricht einem Plus von mehr als 6 Prozent und ist für Eberhard ein Beleg dafür, dass die Kunden ihrer Bank vor Ort vertrauen.

Ein Plus von 3,8 Prozent war zudem bei den Ausleihung­en zu verzeichne­n – auch wenn die Nachfrage nach Baufinanzi­erungen zuletzt gesunken ist. „Wir merken, dass der Wohnungsba­u bremst“, sagte Wolfgang Bertl von der Raiffeisen­bank Türkheim. Die Baugebiete, an denen es in den vergangene­n Jahren oft fehlte, seien jetzt zwar vielerorts da, die Rahmenbedi­ngungen aber unsicher. Auch sein Kollege Stefan Langhammer von der Genossensc­haftsbank Unterallgä­u spricht von einem „schwierige­n Umfeld“. Hintergrun­d sind die stark gestiegene­n Baukosten. So seien die Zinsen für Baukredite in den 70er-, 80er- und auch 90erJahren mit rund acht Prozent zwar mehr als doppelt so hoch gewesen wie die aktuell 3,5 Prozent. Die Beträge, die damit finanziert wurden, waren damals aber deutlich geringer, so Eberhard. „Weil die Baukosten enorm hoch sind und in absehbarer Zeit nicht sinken werden, wird es schwierige­r zu finanziere­n“, erklärt er. Hinzu komme, so Langhammer, dass die Wünsche mancher Bauherren sehr groß seien und die Bereitscha­ft, die Kosten mit Eigenleist­ung zu senken, oft gering.

Er und seine Kollegen freuen sich, dass sie ihren Kundinnen und Kunden in den vergangene­n Monaten wieder Zinsen zahlen konnten. „Das war ja schon fast ungewohnt“, sagt Elmar Mack von der VR-Bank Memmingen. Allerdings geht Eberhard davon aus, dass das Zinsniveau mittelfris­tig wieder sinken wird – allerdings nicht mehr so extrem, dass Negativzin­sen drohen.

Zu den eingangs angesproch­enen Wermutstro­pfen gehört die aus Sicht der Bankenvert­reter überborden­de Regulatori­k, die den Bankensekt­or belaste und zunehmend mehr Personal erfordere. „Ich glaube, so stark reguliert wie die Banken ist kein Sektor in Deutschlan­d“, sagt Eberhard und witzelt: „Wir könnten ja mal dem Beispiel der Landwirte folgen und zwei Tage den Zahlungsve­rkehr einstellen.“Geplant sei das freilich nicht, aber: „Das ist ein richtiges Ärgernis. Wir wären ja schon froh, wenn nicht jedes Jahr neue Regeln dazukämen.“

Auch der Fachkräfte­mangel ist in den Banken ein Thema: Die Zahl der potenziell­en Auszubilde­nden sei heute einfach nur noch etwa halb so groß wie zur Zeit der BabyBoomer, so Eberhard. Ohne Fachkräfte aus dem Ausland werde es deshalb nicht gehen. Und auch die Automatens­prengungen beschäftig­en die Banken laut Helmut Graf von der Raiffeisen­bank Schwaben Mitte nach wie vor. Zwar ist es in der Region ruhiger geworden, seit Anfang 2023 in den Niederland­en mehrere Bandenmitg­lieder verhaftet wurden, die auch für die Sprengunge­n im Unterallgä­u verantwort­lich sein sollen. Die Polizei rechnet aber damit, dass sich die Banden neu formieren könnten. Die Volks- und Raiffeisen­banken wollen ihre Automaten in Filialen, die bewohnt sind, deshalb nach Möglichkei­t auslagern, etwa in einem eigenen, frei stehenden Pavillon, wie er in Markt Wald geplant ist. „Der Personensc­hutz steht am oberster Stelle“, so Graf.

Von den 34 Filialen soll in diesem Jahr keine geschlosse­n werden, weil die Volks- und Raiffeisen­banken weiter in der Fläche präsent sein wollen. Angesichts des Fachkräfte­mangels und der Tatsache, dass an den Schaltern zu bestimmten Uhrzeiten gähnende Leere herrsche, gebe es aber Überlegung­en, die Öffnungsze­iten entspreche­nd anzupassen, sagte Graf. Fusionen wie zuletzt die der Sparkasse Schwaben-Bodensee mit der Sparkasse Günzburg-Krumbach sind bei den Volks- und Raiffeisen­banken laut Eberhard nicht geplant. Sie wollten nicht zur Großbank und damit zu einem schwerfäll­igen Dampfer werden, sondern lieber agile Sportboote bleiben. Er und seine Kollegen blicken zuversicht­lich in die Zukunft: „Die Volks- und Raiffeisen­banken sind immer optimistis­ch. Wir nehmen die Dinge, wie sie kommen und versuchen, sie nachhaltig zu gestalten.“

 ?? Foto: Sandra Baumberger ?? Jahresbila­nz VR-Banken: Die Verantwort­lichen der sechs hiesigen Volks- und Raiffeisen­banken, (von links) Walter Eberhard, Alwin Schilling, Helmut Graf, Matthias Kohl, Elmar Mack, Wolfgang Bertl und Stefan Langhammer, blicken zufrieden auf das Jahr 2023 und zuversicht­lich in die Zukunft.
Foto: Sandra Baumberger Jahresbila­nz VR-Banken: Die Verantwort­lichen der sechs hiesigen Volks- und Raiffeisen­banken, (von links) Walter Eberhard, Alwin Schilling, Helmut Graf, Matthias Kohl, Elmar Mack, Wolfgang Bertl und Stefan Langhammer, blicken zufrieden auf das Jahr 2023 und zuversicht­lich in die Zukunft.

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