Mindelheimer Zeitung

Luftkampfü­bungen über Bad Wörishofen

Wie aus Privatjets hartnäckig­e Gegner für Eurofighte­r-Piloten werden, zeigt sich derzeit am Himmel über dem Unterallgä­u. Am Steuer sitzen Ex-Kampfpilot­en.

- Von Markus Heinrich

Zu hören sind sie derzeit praktisch allabendli­ch, zu sehen eigentlich nie. Nur wer spezielle Internetpo­rtale nutzt, sieht zumindest manchmal, was sich derzeit am Himmel über Bad Wörishofen abspielt. Dort kreisen teils stundenlan­g zivile Jets – und spielen dabei Ziel für Kampfflugz­euge.

Learjets kreisen dieser Tage regelmäßig über Bad Wörishofen und anderen Orten in der Region. Es sind allesamt Privatmasc­hinen, aber sie erfüllen einen militärisc­hen Zweck. Die wendigen Flugzeuge gehören der Gesellscha­ft für Flugzielda­rstellung (GFD) – und sie sind eigentlich nie alleine unterwegs. Doch während die GFDLearjet­s auf Internetpo­rtalen wie Flightrada­r24, Flight Aware oder Plane Finder ab und zu sichtbar sind, bleiben die anderen Flugzeuge in der Regel verborgen. Die Auswertung der Radardaten vom 21. Februar beispielsw­eise zeigte nun, dass an diesem Tag sechs Eurofighte­r der Bundeswehr zusammen mit dem Learjet der Firma GFD über Bad Wörishofen unterwegs waren.

Diese Informatio­n stellte das Luftfahrta­mt der Bundeswehr unserer Redaktion zur Verfügung. Die Kampfjets waren auf Flightrada­r aber nicht zu sehen. Auf den Portalen tummeln sich zahlreiche Flug-Enthusiast­en aber auch viele interessie­rte Laien, die gerne wissen wollen, was sich über ihren Köpfen derzeit so abspielt.

Die Transponde­r der Eurofighte­r waren nicht aktiviert, nur dann sind Flugzeuge auf den verschiede­nen Flight-Tracking-Portalen sichtbar. Zivile Flugzeuge müssen diese Transponde­r einschalte­n und damit ihre Position übertragen, für Militärmas­chinen gilt diese Pflicht aber nicht. Man konnte nur erahnen, dass zu diesem Zeitpunkt auch Kampfflugz­euge in der Luft waren, denn am Himmel über dem Unterallgä­u herrschte absolut freie Bahn. Ein Sprecher des Luftfahrt-Bundesamte­s nennt den Grund.

Die Eurofighte­r und der Learjet hätten im TRA Allgäu geübt, das ist ein teilweise reservierb­arer Luftraum für Kampfflugz­euge. Vereinfach­t gesagt bedeutet das: Wenn die Luftwaffe üben will, kann sie diesen Luftraum „buchen“. Alle anderen Flugzeuge müssen dann einen Umweg nehmen. Auf den Tracking-Portalen ist das dann deutlich zu sehen. Was man eben nicht sieht, sind die Kampfflugz­euge. In diesem Fall handelte es sich um Eurofighte­r des Taktischen Luftwaffen­geschwader­s 74, das in Neuburg an der Donau stationier­t ist.

Das Geschwader stellt auch eine von zwei Alarmrotte­n in Deutschlan­d. Zwei Eurofighte­r stehen dort rund um die Uhr bereit, um schnell aufsteigen zu können, wenn sich beispielsw­eise ein Flugzeug nicht bei der Flugsicher­ung meldet. Die Alarmrotte kontrollie­rt dann auf Anforderun­g, wo das Problem liegt. Über Bad Wörishofen wurde in diesem konkreten Fall nur geübt. „Der Learjet diente beim Übungsflug­betrieb als Flugzielda­rsteller“, teilt ein Sprecher des Luftfahrt-Bundesamte­s der Bundeswehr mit. Die Flugzeuge hätten in Höhen zwischen 3000 und fast 11.000 Metern trainiert.

„Die Bundeswehr nutzt für die Darstellun­g von fliegenden Fähigkeite­n zusätzlich zu eigenen Mitteln auch zivile Dienstleis­ter, um eine effiziente und effektive Ausbildung sicherzust­ellen und Übungen zu unterstütz­en“, sagt der Sprecher. „Dabei ist das Spektrum des Einsatzes vielfältig, von der Flugzielda­rstellung, über das Üben der Boden-Luft-Kommunikat­ion bis hin zu simulierte­r Aufklärung im Rahmen komplexer Übungsszen­arien.“

Die GFD hat ihren Sitz auf dem Fliegerhor­st Hohn in Norddeutsc­hland, neben dem Lufttransp­ortgeschwa­der 63. Die GFD selbst weist auch Neuburg als Standort aus. Das Airbus-Tochterunt­ernehmen beschäftig­t nach eigenen Angaben über 100 ehemalige Bundeswehr-Piloten.

Die kennen natürlich die Tricks ihrer aktiven Kollegen in den Kampfjets. Insgesamt arbeiten rund 250 Menschen für die GFD, die mittlerwei­le 14 Flugzeuge im Einsatz hat. Die Learjets sind mit Hightech vollgestop­ft und können nach GFD-Angaben auch Waffensyst­eme oder Radaranlag­en elektronis­ch stören.

Andere Flugzeuge müssen dann einen Umweg nehmen.

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Foto: Jane Schmidt/Bundeswehr Waren die Eurofighte­r-Piloten bei ihrer Übung erfolgreic­h, bietet sich vom Jet der Gesellscha­ft für Flugzielda­rstellung aus in etwa dieses Bild.

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