Links, rechts – oder ab durch die Mitte?
Zwischen Oberneufnach und Mittelneufnach ist ein Radweg geplant. An der Routenwahl scheiden sich schon jetzt die Geister. Dabei wurde über die Finanzierung noch gar nicht gesprochen.
Wer mit dem Fahrrad vom Markt Walder Ortsteil Oberneufnach im Landkreis Unterallgäu in das rund 2,5 Kilometer entfernte Dörfchen Mittelneufnach im Nachbarlandkreis Augsburg strampeln will, muss derzeit einen Teil des Weges entweder auf einem nicht ausgebauten Feldweg mit einigen Höhenmetern fahren – oder die Staatsstraße 2026 benutzen. Das soll sich ändern, sind sich die Gemeinderäte in beiden Orten einig: „Hauptsache ein Radweg“, so die Meinung der Markt Walder und Mittelneufnacher Kommunalpolitikerinnen und -politiker. Und am besten natürlich auch noch wirtschaftlich und ökologisch. Doch das war es dann offenbar auch schon mit der gut nachbarschaftlichen Einigkeit.
Denn während sich die Gemeinde Mittelneufnach bereits eindeutig für den Bau eines Fahrradweges direkt entlang der Staatsstraße ausgesprochen und dies auch schon mit dem zuständigen Straßenbauamt Augsburg abgestimmt hat, sieht Markt Wald noch einigen Klärungs- und Gesprächsbedarf für den geplanten Lückenschluss. Das betrifft – zumindest aus Markt Walder Sicht – vor allem auch die zu erwartenden Kosten für das Projekt: Denn schließlich würden die Radfahrer aus beiden Orten von einem neuen Radweg profitieren – da läge doch nichts näher, als sich auch die Baukosten brüderlich zu teilen, meinten einige Markt Walder Gemeinderäte. Noch ist laut Bürgermeister Christian Demmler (CSU) gar nicht absehbar, welche Kosten der Radwegebau verursachen werde – die Zeit drängt allerdings, Mittelneufnach und das Straßenbauamt Augsburg könnten sich den Bau des Radweges direkt entlang der Staatsstraße schon im kommenden Jahr 2025 vorstellen. Das für den Landkreis Unterallgäu zuständige Straßenbauamt Kempten wollte sich auf eine entsprechende Nachfrage von Demmler jedoch nicht so schnell festlegen lassen.
Eigentlich hatte der Markt Walder Gemeinderat schon einmal einen einstimmigen Beschluss gefasst, um ein Planungsbüro zu beauftragen, das dann einen Vergleich zwischen drei denkbaren Trassenführungen für das Teilstück des Fahrradweges auf Markt Walder Flur kalkulieren sollte. Dieser Beschluss wurde allerdings seinerzeit nicht umgesetzt, was jetzt für Kopfschütteln bei einigen am Ratstisch sorgte: „Das hatten wir doch schon längst entscheiden, ich weiß gar nicht, warum wir darüber überhaupt noch mal diskutieren müssen“, wunderte sich nicht nur FW-Rat Robert Schmid. Wie Bürgermeister Demmler auf Nachfrage unserer Redaktion dazu mitteilte, wurde der Beschluss am 2. Mai 2023 gefasst, also noch unter Führung des damaligen Bürgermeisters Peter Wachler. Laut Demmler waren aber noch für die Vorplanung einige Punkte zu klären, dies sei „leider kurzfristig nicht möglich“gewesen.
Dem neuen Rathauschef Christian Demmler war es aber wichtig, sich noch mal ein Okay seiner Gemeinderäte einzuholen, ehe er das Geld für eine Kostenvorplanung ausgibt. Je nach Planungsvariante rechnet Demmler mit einem Betrag zwischen rund 5000 und gut 9000 Euro. Dies hänge jedoch davon ab, welche Trassenführungen der Planer denn nun wirklich ausrechnen sollte. Zwei weitere denkbare Trassen wurden – neben der Variante entlang der Staatsstraße – diskutiert: „Linksherum“im Westen der Staatsstraße über einen bislang schlecht ausgebauten Feldweg bis zur Kläranlage. Oder „Rechtsherum“im Osten in Fortsetzung der Weilerstraße entlang der Wassertretanlage und über eine kurze Feldstrecke zur Mittelneufnacher Flur und dann weiter zum bestehenden Feldweg Richtung Sportplatz Mittelneufnach.
Dieser könnte – so die Entscheidung des Mittelneufnacher Gemeinderates – doch ganz einfach geradeaus fortgesetzt und entlang der Staatsstraße weitergebaut werden. Der Vorteil: Die dafür entstehenden Kosten müssten nicht die beiden Gemeinden übernehmen, sondern sie würden vom Freistaat bezahlt. Die Gemeinden müssten allerdings ihrerseits den notwendigen Grund der jeweiligen Besitzer entlang der Straße abkaufen und dann später für Unterhalt und Winterdienst etc. sorgen. Für Demmler ist es daher wichtig, hier „genau abzuwägen und zu kalkulieren, was denn nun wirklich billiger und wirtschaftlicher ist“. Eine Kostenzusammenstellung durch einen unabhängigen Gutachter sei daher „eine wichtige Grundlage, um die richtige Entscheidung in den Gremien zu treffen“, ist Demmler überzeugt.
Für den Markt Walder Gemeinderat Michael Hartmann (Freie Wähler) ist diese Rechnung jedoch nicht akzeptabel: „Das klingt zwar schön, doch letztlich müssen doch alle Kosten immer von uns Steuerzahlern gezahlt werden“, machte Hartmann deutlich. Sein Parteifreund Franz Huber hatte sich ausführlich Gedanken zu einem möglichen Ausbau und den drei Trassenführungen gemacht. Er warnte daher eindringlich davor, die nur auf den ersten Blick „einfachste“Möglichkeit zu wählen und den Radweg direkt entlang der Staatsstraße zu bauen: Dies, so Franz Huber, würde nämlich auch bedeuten, dass rund 7500 Quadratmeter Fläche versiegelt werden müssten: „Und es heißt doch immer wieder, dass so wenig wie möglich Boden versiegelt werden soll.“
Für Huber spricht daher einiges dafür, die Variante „Linksherum“so auszubauen, dass kein Boden versiegelt werden muss. Er präsentierte für diese Idee auch mehrere Ausbauvarianten, die den anderen Räten durchaus zu gefallen schienen. Dass die Radler dabei vielleicht nicht immer über einen geteerten und kaum ansteigenden Radweg fahren müssten, sei doch wohl zumutbar, so die Meinung von Huber und Hartmann. Dem widersprach jedoch Dritte Bürgermeisterin Barbara Fischer (Grüne), die sich selbst als engagierte Fahrradfahrerin zeigte und eine Lanze für die geteerte und damit sichere und saubere Variante entlang der Staatsstraße brach.
Die Variante „Rechtsherum“könnte wiederum an den Eigentumsverhältnissen bei einem Grundstück scheitern, auf dem der Radweg dann vom Feldweg im Westen kommend zurück in Richtung Staatsstraße verlaufen sollte. Dieses Grundstück gehört einem Privatunternehmen, und Bürgermeister Demmler versucht seit Wochen vergeblich, einen Verantwortlichen an die Strippe zu bekommen.
Nun also soll ein Planer ausrechnen, welche Variante welche Kosten zur Folge haben würde. Und dann müsste man sich schon noch mal mit den Nachbarn in Mittelneufnach an einen Tisch setzen und über die Kostenaufteilung reden. Denn es könne ja wohl nicht sein, dass Markt Wald am Ende einen viel größeren Kostenanteil übernehmen müsse als Mittelneufnach, beide aber davon ja den gleichen Nutzen haben würden: „Wenn überhaupt, dann wird das halbe-halbe aufgeteilt“, sehen die FW-Räte Michael Hartmann und Robert Schmid noch Verhandlungsbedarf. Dafür ernteten sie jedenfalls viel zustimmendes Kopfnicken bei ihren Gemeinderatskolleginnen und -kollegen.