Mindelheimer Zeitung

Ein Stück Stadtgesch­ichte verschwind­et

An Bad Wörishofen­s Hauptstraß­e steht mit dem Geberle-Hof ein geschichts­trächtiges Gebäude. Es ist der Stammsitz einer der größten Familien der Stadt. Nun gibt es einen Neubauplan für das Areal.

- Von Helmut Bader

Wörishofen Eines der ältesten Gebäude in Bad Wörishofen wird abgerissen. Seit fast 300 Jahren gibt es den Geberle-Hof an der Hauptstraß­e schon. Er ist der Stammsitz einer der größten Familien in Bad Wörishofen. Jetzt ist klar, was auf dem Grundstück entstehen wird.

In der Hauptstraß­e wird das Wohnhaus des Geberle-Hofes neu gestaltet. Wie Besitzer Josef Scharpf berichtet, wurde es erstmals bereits im Jahre 1732 errichtet, ist also 288 Jahre alt. Der ehemalige Bauernhof firmiert noch immer unter dem Hausnamen „Geberle“und ist der Ursitz der vielen Scharpf-Familien in der Stadt. Er befindet sich in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zum Kloster. Deshalb wurde er durch dessen großen Brand, vor allem in der Klosterkap­elle, in der Mitte der 50er-Jahre, selbst stark in Mitleidens­chaft gezogen. Dabei kam auch eine der Klostersch­western zu Tode. Im Anschluss daran errichtete die Familie Scharpf im hinteren Bereich des Grundstück­es ein Gebäude mit mehreren Wohnungen.

Denkmalsch­utz bestand auf dem Haus nicht. Der Hof siedelte später in den Süden der Stadt aus und wird dort nach wie vor betrieben, wobei schon die nächste Generation die bäuerliche Tradition aufrechter­hält. Der Bauausschu­ss sah bei seiner jüngsten Sitzung keine Probleme mit einem Antrag auf Vorbeschei­d zum Neubau eines Einfamilie­nhauses mit Garage in der Hauptstraß­e. Die notwendige­n Abweichung­en und Ausnahmen konnten genehmigt werden, weil das Bauvorhabe­n sich nach Art und Maß der Bebauung in die Umgebung einfügt und auch die sonstigen gesetzlich­en Vorgaben erfüllt sind.

Bei den Abweichung­en ging es zunächst um die Zahl der Vollgescho­ße. Zwar sind dies dann vier statt drei Geschoße, bei denen das Kellergesc­hoß jedoch als solches zu bewerten sei. Thomas Perschk vom Bauamt erläuterte, dass dies im Vergleich zum bisherigen Bestand und auch in der Umgebung nicht negativ ins Auge falle. Zugestimmt werden könne auch der kleinen Diskrepanz um 20 Zentimeter beim Dachüberst­and, wo jetzt 80 Zentimeter statt dem dort vorgegeben­en Meter geplant sind.

Schließlic­h benötigte das Vorhaben noch eine Freigabe von Abstandsfl­ächenregel­ungen, wenn ein altes Gebäude durch ein neues mit gleicher Abmessung ersetzt wird. Da das neue Wohnhaus insgesamt sowohl in Länge, Breite, als auch in der Höhe kleiner ausfällt als das bisherige, dürfte auch dies kein Problem sein. Dies müsse aber die Baubehörde des Landratsam­tes entscheide­n.

Festgelegt wurde außerdem, dass die durch den Bau zu entfernend­en Bäume auf dem städtische­n Grünstreif­en nach Beendigung der Maßnahme durch kleinkroni­ge Bäume wieder ersetzt werden. Für die Optik der Hauptstraß­e, dem Ursprung der heutigen Stadt, wo sich solche Höfe einst mit den Giebeln zur Straße nacheinand­er aufreihten, dürfte es erfreulich sein, dass sie sich durch das neue Wohnhaus für die eigene Familie nicht groß verändert. Die Zustimmung im Bauausschu­ss schließlic­h fiel einstimmig aus.

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Ein Foto der Großfamili­e Scharpf, deren Ursitz der Geberle-Hof in Bad Wörishofen ist.
 ?? Fotos: Helmut Bader, Sammlung Scharpf ?? Der Geberle-Hof an der Hauptstraß­e von Bad Wörishofen gehört zu den ältesten Gebäuden der Stadt.
Fotos: Helmut Bader, Sammlung Scharpf Der Geberle-Hof an der Hauptstraß­e von Bad Wörishofen gehört zu den ältesten Gebäuden der Stadt.
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So sah der Geberle-Hof in Bad Wörishofen­s Innenstadt in früheren Zeiten aus.

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