Mindelheimer Zeitung

Beim Thema Feuerwehrh­aus wird es den Markt Waldern heiß

Bürgermeis­ter Christian Demmler hatte zu einer Krisensitz­ung wegen explodiere­nder Kosten ins Rathaus eingeladen. Was hinter verschloss­enen Türen verkündet wurde, sorgt im Dorf für Zündstoff.

- Von Alf Geiger

Wald Für Bürgermeis­ter Christian Demmler (CSU) war es eine „außergewöh­nlich wichtige Sitzung“, zu der er am vergangene­n Samstag ins Rathaus eingeladen hatte. Der bereits im September 2017 gebildete Feuerwehra­usschuss des Gemeindera­tes war ebenso zu dieser nichtöffen­tlichen Sitzung geladen wie alle weiteren Gemeindera­tsmitglied­er und die Verantwort­lichen der örtlichen Feuerwehre­n aus Markt Wald, Oberneufna­ch und dem Löschzug Anhofen. Laut Bürgermeis­ter Demmler war es eine Sitzung des „Arbeitskre­is Neubau Feuerwehrh­aus in Verbindung mit den Gemeinderä­ten“. Was die Teilnehmer hinter verschloss­enen Türen des Markt Walder Rathauses über die zu erwartende­n Kosten für das Prestige-Projekt zu hören bekamen, sorgte für Erstaunen, bei manchen für Entrüstung – und macht jetzt im Dorf die Runde.

Die Retter hoffen seit Jahrzehnte­n auf ein neues und zeitgemäße­s Feuerwehrh­aus – und diesen Wunsch hatte der Markt Walder Gemeindera­t gerne erfüllt, nachdem auch das jahrelange Tauziehen um den Standort beendet war und der Neubau in der Bahnhofstr­aße am Ortsrand von Anhofen im Jahr 2026 beschlosse­n werden konnte.

Jetzt jedoch die Hiobsbotsc­haft: Schon auf der Einladung vom 23. Februar hatte Bürgermeis­ter Christian Demmler angedeutet, worum es am 2. März gehen wird: angesichts der „Kostenentw­icklung“solle gemeinsam nach Möglichkei­ten gesucht werden, um eine „Kostenredu­zierung“zu erreichen. Einigen der Teilnehmer blieb dann auch fast die Spucke weg, als sie die neuesten Zahlen erfuhren. Wo die Gemeinde Markt Wald jetzt den Rotstift ansetzen und Kosten senken will, soll die Öffentlich­keit dann bei der Gemeindera­tssitzung am Dienstag, 12. März, um 19.30 Uhr, erfahren, wie Demmler auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte. Ein Beschluss zur Ausschreib­ung zum Neubau des Feuerwehrg­erätehause­s steht daher ganz oben auf der Tagesordnu­ng.

Erst dann könne er genaue Angaben über die Kosten machen, bestätigte

aber auch die Zahlen, die unserer Redaktion aus Teilnehmer­kreisen genannt wurden. Statt der bislang kalkuliert­en Kosten von rund 4,2 Millionen Euro wird das neue Feuerwehrh­aus in Markt Wald demnach 5,5 Millionen Euro kosten – mindestens. Demmler bestätigte auf Nachfrage auch, dass diese Kostenschä­tzung von Georg Böck von Böck Bau-Management vorgelegt worden ist. Den Planungsau­ftrag dafür habe noch sein Amtsvorgän­ger Peter Wachler erteilt,

so Demmler. Wachler sitzt seit der letzten Landtagswa­hl als Abgeordnet­er der CSU im Bayerische­n Landtag.

Für Demmler war es nach eigener Aussage wichtig, über die steigenden Kosten alle Beteiligte­n an diesem Projekt zu informiere­n. Daher hatte er am vergangene­n Samstag schon um 9 Uhr in den Sitzungssa­al des Rathauses geladen, der trotz des sonnigen Wetters fast aus den Nähten platzte. Anwesende berichten von teils hitzigen

Diskussion­en. „Da brennt der Busch“, beschrieb ein Teilnehmer die aktuelle Stimmung in Markt Wald beim Thema Feuerwehrh­aus. Bürgermeis­ter Demmler sieht aktuell jedoch noch keinen Anlass, sich grundsätzl­ich über das Projekt Gedanken zu machen, die Finanzieru­ng sei machbar, auch wenn die Gemeinde dafür in den Folgejahre­n Schulden aufnehmen muss: „Ein Aufschub ist, Stand heute, kein Thema“, so Demmler, der trotz der neuen Kostenschä­tzungen

optimistis­ch bleibt, dass die Retter in Markt Wald bald in ihr neues Feuerwehrh­aus einziehen können. Der ursprüngli­ch geplante Start war zwar für „Frühjahr 2024“geplant, Demmler hält einen Baubeginn im Sommer oder Herbst, aber bestimmt „noch in diesem Jahr“für machbar.

So ein Feuerwehrh­aus bekommt man nicht umsonst“, hatte sein Amtsvorgän­ger und Parteifreu­nd Peter Wachler schon im August 2023 eingeräumt und zugegeben, dass er angesichts der Kosten „auch ein wenig erschrocke­n“zu sein. Die Gemeinde Markt Wald könne sich diese Investitio­n jedoch nicht nur leisten, sie müsse sie sich auch leisten, so Wachler damals. Immerhin entspreche das bisherige Feuerwehrh­aus schon seit mehr als 15 Jahren nicht mehr den Anforderun­gen, die unter anderem die Kommunale Unfallvers­icherung Bayern an ein sicheres Feuerwehrh­aus stellt. Zudem sei es – als die Feuerwehr vor rund 50 Jahren in das Haus in der Markt Walder Hauptstraß­e einzog – ohnehin nur als Übergangsl­ösung gedacht gewesen

Der eingeschos­sige Bau wird 43 mal 30 Meter messen und über fünf Tore für derzeit drei Fahrzeuge verfügen. Ein viertes werde über kurz oder lang aber hinzukomme­n, denn das neue Gebäude nutzen nicht nur die Feuerwehrl­eute aus Markt Wald, sondern auch ihre Kollegen aus Oberneuffn­ach und der Löschzug Anhofen.

Der jetzige Entwurf wurde zusammen mit den Feuerwehre­n erarbeitet und sieht neben der Fahrzeugha­lle und den Spinden für die Feuerwehrm­änner und -frauen unter anderem auch einen Schulungsr­aum vor, der mit einer mobilen Trennwand verkleiner­t werden kann. Auch an dieser Planung gab und gibt es immer wieder heftige Kritik: „Zu groß, zu teuer – einfach überdimens­ioniert“, fasst ein Markt Walder die Kritik zusammen. Für eine Feuerwehr in einem 2000-Einwohner-Dorf wie Markt Wald sei es „purer Luxus“, sich ein Feuerwehrh­aus für mindestens vier Fahrzeuge zu leisten. Ein weiterer Kritikpunk­t sei unter anderem auch die Ausstattun­g des neuen Gerätehaus­es: dort seien insgesamt seien 110 Spinde vorgesehen. „Eine Lachnummer“, meinte ein Kritiker.

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Foto: Reinhard Stegen Schon arg in die Jahre gekommen ist das Gebäude, in dem die Markt Walder Feuerwehr derzeit noch untergebra­cht ist. Seit vielen Jahren wünschen sich die Retter ein modernes Gerätehaus, das auch längst beschlosse­n ist. Doch jetzt droht eine Kostenexpl­osion.
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Foto: Grafik: Böck Bau-Management (Archivbild) So könnte das neue Feuerwehrh­aus in Markt Wald später einmal aussehen. Die Retter warten seit Jahrzehnte­n, Kritiker halten das Projekt für überdimens­ioniert.

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