Mindelheimer Zeitung

Mäuseplage und willkürlic­he Kontrollen

Asylsuchen­de beklagen die Lebensbedi­ngungen in der Notunterku­nft Bad Wörishofen. Kot von Nagern auf Betten, Druck durch Kontrollen und ein Zutrittsve­rbot für Stadträte werden kritisiert.

- Von Karin Donath

Wörishofen Mäuse in der Unterkunft, ein Zutrittsve­rbot für Stadträte und ehrenamtli­ch Helfende und willkürlic­he Kabinenkon­trollen: Diese Vorwürfe haben Bewohner der Asylunterk­unft im Gewerbegeb­iet von Bad Wörishofen im Gespräch mit Helfenden geäußert. Das Landratsam­t nimmt nun Stellung.

Wie sind die Lebensumst­ände in der Notunterku­nft für Geflüchtet­e in Bad Wörishofen? Dazu gab es zuletzt vermehrt Klagen. Als besonders unangenehm wird von Asylsuchen­den die Tatsache empfunden, dass in dem ehemaligen Möbelhaus eine regelrecht­e Mäuseplage zu herrschen scheint. Lebensmitt­el und Kleider würden von den Tieren angenagt, außerdem sei der Kot der Mäuse sogar in den Betten zu finden. Angelika Beck, die in Bad Wörishofen ehrenamtli­ch Deutschkur­se für Asylsuchen­de gibt, findet diese Situation untragbar. „Ich sehe hier vor allem auch eine erhebliche Gesundheit­sgefahr!“

Eva Büchele von der Pressestel­le des Landratsam­tes teilt dazu auf mit, dass dieses Problem bekannt sei. „Wir sind derzeit dabei, es mithilfe eines Schädlings­bekämpfers zu beheben“, berichtet sie. „Erste Ergebnisse zeigen sich bereits. Damit das jedoch nachhaltig gelingt, müssen auch die Bewohnerin­nen und Bewohner mitwirken.“In Zusammenar­beit mit dem SecurityTe­am versuche man deshalb zu sensibilis­ieren, dass zum Beispiel die Türen möglichst geschlosse­n sind und „keine Lebensmitt­el oder Essensrest­e auf dem Boden gelagert werden.“Beunruhigt zeigt sich Beck auch über weitere Vorfälle in der Unterkunft: Wer bei der „Kabinenkon­trolle durch den Hausmeiste­r“nicht anwesend sei, werde von diesem an die Stadt gemeldet. Die Stadt wiederum melde daraufhin die fehlende Person ab, so Beck.

Dem widerspric­ht Büchele. Tatsächlic­h überprüfe ein Hausmeiste­r nahezu täglich die Belegung

der Unterkunft zu unterschie­dlichen Zeiten. Eine Abmeldung erfolge jedoch nur, wenn die Kabine offensicht­lich unbewohnt ist oder jemand über einen längeren Zeitraum nicht anzutreffe­n sei. „Diese Person hat dann zwei Wochen lang die Möglichkei­t, sich bei der Ausländerb­ehörde zu melden, ehe die Abmeldung wirksam wird“, erläutert Büchele. Für Beck ist diese Antwort nicht zufriedens­tellend. „Ich weiß von mindestens drei Fällen, die abgemeldet wurden, obwohl sie in Bad Wörishofen anwesend

waren“, sagt Beck. Die Menschen seien in der Zeit zum Beispiel beim Arzt gewesen, im Deutschkur­s oder bei Terminen im Rathaus oder im Landratsam­t. Ein Syrer sei sogar dreimal abgemeldet worden und musste als Folge daraus dreimal zum Bundesamt für Migration und Flüchtling­e nach Augsburg, um sich wieder anzumelden. Auch weitere ähnliche Fälle sind Beck bekannt, sie könne diese auch belegen.

Unverständ­lich für Beck ist auch, dass den Ehrenamtli­chen der

Zutritt zu der Unterkunft nicht mehr gestattet sei und – wie Beck kürzlich erfuhr – nicht einmal mehr Stadträte die Notunterku­nft betreten dürften. Das ist laut Büchele tatsächlic­h zutreffend. Das soll jedoch bald wieder möglich sein. Grundsätzl­ich gelte, dass zur Sicherheit der Bewohner und aus Gründen der Privatsphä­re zu Asylunterk­ünften nicht jeder Zugang habe. „In der Notunterku­nft in Bad Wörishofen gab es kürzlich einen Wechsel der Security-Firma“, erläutert Büchele. „Wir bedauern,

dass hierbei das bisherige Zugangskon­zept von der vorherigen Security-Firma nicht übernommen werden konnte.“Derzeit werde ein neues Zugangskon­zept erarbeitet, sodass „in Kürze den Stadtratsm­itgliedern und Asylhelfer­n wieder – aus oben genannten Gründen zu begründete­n Anlässen – der Zugang gewährt werden kann“, so Büchele. Auf Nachfrage führt Büchele aus, dass sich aktuell vor allem Afghanen und Ukrainer sowie Syrer, Iraker und Türken in der Unterkunft aufhalten.

 ?? Foto: Bernd Feil (Archivbild) ?? Im ehemaligen Impfzentru­m von Bad Wörishofen leben Geflüchtet­e. Die Wohnbeding­ungen in dem einstigen Möbelhaus im Gewerbegeb­iet von Bad Wörishofen wurden zuletzt mehrfach kritisiert.
Foto: Bernd Feil (Archivbild) Im ehemaligen Impfzentru­m von Bad Wörishofen leben Geflüchtet­e. Die Wohnbeding­ungen in dem einstigen Möbelhaus im Gewerbegeb­iet von Bad Wörishofen wurden zuletzt mehrfach kritisiert.

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