„Unverzeihlicher Eingriff in die Natur“schafft ein Juwel
Durch den Forggensee ging eine für Pflanzen und Tiere bedeutende Flussauenlandschaft verloren. Trotzdem ist das Gewässer auch für Naturschützer wertvoll. Für Touristiker ist es gar von herausragender Bedeutung.
„Einen unverzeihlichen Eingriff in die Natur, der so heute nicht mehr möglich wäre“, nennt Markus Rundt den Bau des Forggensees. Der Vorsitzende der Bund-Naturschutz-Ortsgruppe Schwangau betont, dass der See nur eines von mehreren Projekten gewesen sei, „um den Lech als Stromquelle auszubeuten“. Vielfach sei dabei massiv in die Natur eingegriffen worden. Mit dem Aufstau des Forggensees vor 70 Jahren gingen zum Beispiel eine weitläufige Flussauenlandschaft und ein wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen für immer verloren.
Wo früher seltene Orchideen wuchsen, ist jetzt nur noch Schlamm. Dem Verlorenen nachzutrauern, bringt laut Rundt aber nichts. Der Forggensee sei jetzt nun einmal da, und er sei ein wichtiges Hochwasser-Rückhaltebecken, von dem auch die Natur profitiert, weil es Gebiete flussabwärts
vor Schäden durch Überschwemmungen bewahrt. Es gelte, den See, so wie er ist, zu schützen. Das tue man auch, in dem man zum Beispiel motorisierte Boote verbiete.
Für Erholung suchende Einheimische und Urlauber ist der See heute kaum noch wegzudenken. „Der Forggensee ist nicht nur aufgrund seiner Größe sehr bedeutend.
Auch seine Historie sowie die wirtschaftlichen und Freizeitmöglichkeiten sind es“, sagt Füssens Tourismusdirektor Stefan Fredlmeier. „Er ist der einzige See im Ostallgäu, auf dem eine Vielzahl von Wassersportarten wie Stand-up-Paddling, Tretbootfahren und Segeln möglich ist und der einzige im Allgäu mit einer kommerziellen Schifffahrt“, sagt der Schwangauer Kur- und Tourismusdirektor Florian Hoffrohne. Fredlmeier nennt die Schifffahrt gar einen „Leuchtturm des touristischen Angebots. Wir können froh sein, ein solches Juwel vor der Haustür zu haben“, sagt er über den Forggensee.
Aber nicht nur Wassersportler zieht das Gewässer an. Auch die beliebteste Radroute des Ostallgäus führt drumherum, und der See ist ein Anziehungspunkt für Fischer. Dazu kommt etwas Einzigartiges: Durch den Abstau im Winter eignet sich der Seegrund als Wandergebiet – zum Beispiel auf den Spuren der alten Römerstraße Via Claudia Augusta, die durch ihn führt. (dec)