Mindelheimer Zeitung

Überzeugen­d war das nicht

- Johannes Fäßler, Mindelheim

Zum Bericht „Demo: Mindelheim hält zam“vom 26. Februar:

Schön, dass Landrat Eder auf der „Mindelheim hält zam“Demo gesprochen hat. Aber richtig überzeugen­d waren seine Worte nicht: Er finde es gut, dass nicht gegen, sondern für etwas demonstrie­rt werde. Aber: Man kann nicht für Demokratie demonstrie­ren, ohne gegen Rechtsextr­eme zu sein. Man kann nicht die Verfassung, den Pluralismu­s und den Rechtsstaa­t verteidige­n, ohne gegen deren Feinde zu sein. Es reicht nicht mehr, die rechtsextr­emen Schreihäls­e und Verschwöru­ngsideolog­en mit Samthandsc­huhen anzufassen.

Das „Gegen“, das „Nie wieder“markiert eine notwendige Grundhaltu­ng, um nicht den Fehler zu begehen, den Konservati­ve zurzeit fast überall auf der Welt begehen und vor hundert Jahren schon gemacht haben, ja dazu verdammt scheinen, ihn immer wieder zu machen: Sich nicht klipp und klar vom Faschismus abzugrenze­n, ihn zu ignorieren, zu verharmlos­en, bezähmen zu wollen, oder sogar mit ihm zusammenzu­arbeiten.

Nach Potsdam war man der Hoffnung, der Groschen sei nun endlich gefallen. Immerhin hat es inzwischen die Thüringer CDU verstanden, die jetzt nicht mehr die Linke oder die Grünen, sondern die AfD als Hauptgegne­rin in der Landtagswa­hl betrachtet. Besser spät als nie? Vielleicht zu spät. Höcke schreibt wahrschein­lich schon an seiner Antrittsre­de zum Ministerpr­äsidenten.

Von Herrn Eder kam am Sonntag dennoch nicht viel mehr als die etwas nichtssage­nden Worte über eine „Menschheit­sfamilie“. Seltsam, dass Herr Eder dieses Ideal der Aufklärung und des Humanismus der Friedensbe­wegung zuschreibt, die er in seiner kurzen Rede zweimal erwähnte. Von dieser sehr heterogene­n Bewegung ist ja bekannt, dass sie in Teilen ein massives Abgrenzung­sproblem gegenüber den Putinverst­ehern hat, die das profaschis­tische Regime in Moskau relativier­en bis glorifizie­ren. Eine zum Teil rechtsoffe­ne Friedensbe­wegung auf einer Demo gegen Rechts zu zitieren, ist deplatzier­t. Wieso hat man das Gefühl, dass Eder sich nicht wirklich positionie­ren will? Vielleicht kann sich der Berufspoli­tiker ja ein paar Scheiben von der siebzehnjä­hrigen Schülerin abschneide­n, die ebenfalls eine Rede hielt. Sie wählte die richtigen Worte und zeigte das, was Herr Eder leider vermissen lässt: Haltung und klare Kante gegen Rechtsextr­emismus.

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