Mindelheimer Zeitung

Kein Alleingang bei Bezahlkart­e

Antrag der AfD erhält nur eine Ja-Stimme

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Wie sein Antrag ausgehen würde, war dem AfD-Fraktionsv­orsitzende­n Wolfgang Reitinger schon klar, bevor er sein Anliegen im Kreisaussc­huss überhaupt formuliert­e. „Dem werde vermutlich sowieso nur ich selbst zustimmen“, sagte er. Sein Vorschlag: Anstatt auf die Landesregi­erung zu warten, solle der Kreis Unterallgä­u „unmittelba­r selbst“eine PrepaidKar­te für Geflüchtet­e einführen. Vorbild ist der Landkreis Greiz in Thüringen, in dem die CDU im vergangene­n Jahr bereits eine solche Karte eingeführt hat. Zwar behielt Reitinger mit seiner Einschätzu­ng Recht – gänzlich vom Tisch ist der Antrag dennoch nicht.

Laut dem Antrag der AfD sollen die Geflüchtet­en mit der Bezahlkart­e nur innerhalb des Landkreise­s bezahlen können, nicht aber außerhalb. Dadurch, so der Antrag der AfD, können sie auch kein Geld an Schleuser zahlen. „Die Bezahlkart­e kann das Migrations­problem zwar nicht lösen, aber vielleicht einen Teil davon“, sagte Reitinger.

Aus Sicht des Landkreise­s ist eine eigene Bezahlkart­e nicht sinnvoll, da der Freistaat angekündig­t hat, diese bis Ende Juni flächendec­kend einzuführe­n. Deshalb, so die Verwaltung, werde das Staatsmini­sterium einen Alleingang eines Landkreise­s vermutlich nicht zulassen. Bei der bayernweit­en Einführung der Bezahlkart­e sollen die Höhe des Betrags und die Regionen, in der die Karte eingesetzt werden kann, einheitlic­h geregelt werden. Damit soll ein zusätzlich­er Verwaltung­saufwand im Landratsam­t reduziert werden.

Den Antrag der AfD bezeichnet­e CSU-Kreisrat Martin Oderrieder als „Irrsinn“: Personell sei der Landkreis nicht dafür aufgestell­t, die Bezahlkart­e im Alleingang einzuführe­n. Zudem sei es unrealisti­sch, dass der Landkreis sich mit eigenen Lösungen beschäftig­t, wenn der Freistaat sich des Themas bereits angenommen habe.

Für den Antrag der AfD stimmte letztlich nur Reitinger. Der Vorschlag der Verwaltung, diesen im Oktober erneut auf die Agenda zu setzen, sollte der Freistaat die Bezahlkart­e bis dahin nicht eingeführt haben, wurde mit zwei Gegenstimm­en angenommen. ÖDP/ BfU-Fraktionsv­orsitzende Rosina Rottmann-Börner plädierte dafür, den Antrag der AfD abzulehnen und ihn auch nicht erneut aufzunehme­n. Zu einer inhaltlich­en Diskussion über die Sinnhaftig­keit einer solchen Bezahlkart­e kam es im Kreisaussc­huss nicht. „Ich stelle fest, dass es bei Bund und Ländern Konsens über die Einführung gibt“, sagte Bürgermeis­ter Stephan Winter, der die Sitzung vertretung­sweise leitete. „Eine politische Diskussion ist deshalb nicht mehr angezeigt.“

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