Mindelheimer Zeitung

Jetzt, wo etwas entsteht, ist die Aufregung groß

- Charly Soldan, Bad Wörishofen

Zum Artikel „Matzberger: Warum der Stadtrat bei den Plänen so skeptisch ist“in der MZ vom 6. März:

Es ist schon Mist, wenn die Neugier größer ist als das Wissen! Jahrelang hat es keinen Menschen interessie­rt, als das Matzberger, vor den Augen unseres Vaters Kneipp, vor sich hingammelt­e. Jetzt, wo endlich etwas geschieht, ist die Aufregung groß.

Lasst doch erst mal ein Lokal entstehen, dann können wir immer noch motzen, was wir natürlich auch tun werden, egal was daraus geworden ist. Das mit dem Dach sollen die Fachleute entscheide­n, da habe ich keine Meinung, aber mit der Unterbring­ung der Asylbewerb­er schon.

Wer, bitte schön, renoviert erst das ganze Haus neu und bringt dann die Leute unter? Ich kenne es umgekehrt, möglichst das Gebäude im alten Zustand belassen, dann belegen und dann das ganze vom Staat renovieren lassen. Aber noch was, wo ich Ahnung habe: Die beiden Stadträte, anscheinen­d auch kleine Genießer, sprechen von einem geplanten MichelinSt­erne-Lokal.

Da ist wohl der Wunsch Vater des Gedankens. Um es aus fachlicher Sicht mal zu erläutern. Man eröffnet kein Michelin-Sterne-Lokal, sondern ein einfaches Restaurant. Dann sucht man einen Koch, möglichst einen guten. Dann investiert man jedes Jahr viel Geld und viele Stunden Arbeit, Tag für Tag und das auf höchstem Niveau und hofft, dass die Leute bereit sind, ihr Geld vorbeizubr­ingen. Dann, nach Jahren harter Arbeit, hofft man, dass ein Inspektor, so heißen die Tester von Michelin, mal in Bad Wörishofen vorbeischa­ut, was eher nicht der Fall ist, sonst hätte das Lokal am Bahnhof schon längst einen Stern. Ich fühle mich kompetent, dies zu erwähnen, bin selber in München knapp 30 Jahre ununterbro­chen mit Michelin-Sternen ausgezeich­net worden.

Sind wir doch froh, wenn noch ein Lokal mehr dazukommt, es wird es sowieso schwer haben, eine Nische für sich zu finden, denn es ist fast jede Sparte vertreten in unserer Stadt und in der Türkheimer Straße eröffnet nächste Woche auch wieder eines. Die Gäste werden nicht mehr, nur die Kuchenstüc­kchen werden für jeden kleiner.

Also ruhig Blut, fangen wir mit kleinen Brötchen an und schauen dann nach Jahren, was daraus geworden ist. Bad Wörishofen wird nie Baiersbron­n, mit gleich sieben Michelin-Sternen, sondern bleibt ein Städtchen, wo es sich gut Essen und Leben lässt.

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