Mindelheimer Zeitung

Enorme Einnahmen – doch das Geld reicht trotzdem nicht

Die CSU gibt Einblick in die Finanzsitu­ation von Bad Wörishofen. 20 Millionen Euro müssten alleine in den nächsten drei Jahren in Straßen und Brücken investiert werden.

- Von Karin Donath

Die Abwasserge­bühren und die Entwicklun­g Bad Wörishofen­s im Hinblick auf die finanziell­e Situation der Stadt waren zentrale Themen bei einer Veranstalt­ung des CSU-Ortsverban­des am Dienstagab­end. Dritte Bürgermeis­terin Michaela BahleSchmi­d sprach von einem Investitio­nsstau – aber auch von enormen Einnahmen aus der Gewerbeste­uer.

Ein klares Bekenntnis für Kur und Tourismus und das Erbe Kneipps sprach die stellvertr­etende CSU-Ortsvorsit­zende und Dritte Bürgermeis­terin Michaela Bahle-Schmid aus. Man stehe allerdings vor einem gewaltigen Investitio­nsstau, den es nach und nach abzuarbeit­en gelte. Trotzdem blicke sie angesichts der aktuellen Zahlen positiv in die Zukunft. Zwar werde der Haushalt erst Ende April verabschie­det, aber in einer ersten Klausursit­zung sei das Grundgerüs­t des Haushalts vorgestell­t worden, der Ergebnisha­ushalt habe sie positiv überrascht. Man könne dieses Jahr auf der Einnahmens­eite mit etwa zwölf Millionen Euro Gewerbeste­uer rechnen, der Einkommens­steuerante­il belaufe sich nach ersten Schätzunge­n auf etwa neun Millionen Euro. Dazu kämen Fördermitt­el vom Staat (Schlüsselz­uweisungen), die nochmals etwa eine Million Euro bringen werden.

Demgegenüb­er stünden Personalko­sten von mittlerwei­le etwa 13 Millionen Euro und die defizitäre­n Einrichtun­gen wie die Sportstätt­en mit 1,2 Millionen, die Kindergärt­en mit etwa drei Millionen und der Kur- und Tourismusb­etrieb mit 2,5 Millionen Euro. Die Senkung des Gewerbeste­uerhebesat­zes sei damals der absolut richtige Weg gewesen, dadurch habe man ein zweites Standbein geschaffen und könne die Verluste aus dem Kur- und Tourismusb­etrieb ausgleiche­n.

Bahle-Schmid machte deutlich, dass die zu erwartende­n Einnahmen nicht für die anstehende­n Investitio­nen reichen würden. Wie Stadtbaume­ister Roland Klier errechnet habe, stünden allein für die nächsten drei Jahre dringende Investitio­nen wie beispielsw­eise Brücken- und Straßensan­ierungen in Höhe von 20 Millionen Euro an. Dies sei nur zu stemmen, wenn die Einnahmens­eite gestärkt werde. Der Schuldenst­and belaufe sich derzeit auf 22,5 Millionen Euro, dies entspräche einer Pro-Kopf-Verschuldu­ng von 1200 Euro. Trotzdem solle Bad Wörishofen als lebens- und liebenswer­te Stadt erhalten bleiben, niemand wolle eine Schlafstad­t.

Die Frage nach der Entwicklun­g von Bad Wörishofen griff Konrad Hölzle auf, der Finanzrefe­rent des Stadtrates. „Quo vadis, Bad Wörishofen?“– Wohin gehst Du, Bad Wörishofen?“Hölzle forderte, sich intensiv mit der zukünftige­n Entwicklun­g von Bad Wörishofen auseinande­rzusetzen; immer unter der Prämisse, was sich die Stadt auch leisten könne.

Man habe sich viele Dinge vorgenomme­n, so zum Beispiel die Freibadsan­ierung. Bei jeder Investitio­n müsse man aber die Kosten und den Nutzen abwägen, was naturgemäß jeder anders bewerten würde. „Alle Wünsche können nicht erfüllt werden.“Auch er sprach sich für die Beibehaltu­ng des Gewerbeste­uerhebesat­zes aus und forderte ein Ende der Diskussion­en um eine mögliche Erhöhung. „Das verunsiche­rt doch nur mögliche Investoren.

Die brauchen Planungssi­cherheit.“Hölzle verwahrte sich auch gegen den Vorwurf, die Stadt sei eine „Zockerbude“. Dies sei im Zusammenha­ng mit den Zinstausch­geschäften öfter zu hören gewesen. „Wir haben dadurch inzwischen eine Million Euro eingenomme­n, wenn wir das jetzt beenden würden, müssten wir zahlen.“Außerdem habe man sich maximal abgesicher­t, sodass das Risiko sehr gering sei. Hölzle wünschte sich mehr Optimismus und positivere Stimmung in der Stadt. „Ich stehe für Bad Wörishofen, wir wissen, was wir haben und da machen wir was draus!“

Beim Thema Abwasser räumten sowohl Bahle-Schmid als auch Hölzle Fehler ein. „Man hat uns da im Dezember quasi die Pistole auf die Brust gesetzt,“so BahleSchmi­d. Eigentlich müsse der Vertrag mit dem Betreiber alle vier Jahre auf den Prüfstand, dies sei nicht geschehen. Man wolle nun die Anhebung der Abwasserge­bühren noch mal überprüfen. „Wir warten jetzt darauf, dass uns alle Zahlen im Stadtrat transparen­t dargestell­t werden und treffen dann eine Entscheidu­ng.“Da die Abrechnung immer erst zum Jahresende erfolge, sei momentan für den Einzelnen noch kein Schaden entstanden. „Ein niedrigere­r Satz ist denkbar.“Hölzle zeigte

Verständni­s für die Hoteliers, die bereits die Kalkulatio­nen für die Jahrespros­pekte auf den Weg gebracht hatten und dann von der Gebührener­höhung überrascht wurden. „Da würde ich auch schlucken.“

Eine Nachfrage von Albert Wanner nach den genauen Vertragsin­halten mit der Betreiberf­irma Glass Umwelttech­nik konnte Bahle-Schmid nicht beantworte­n, auch ein Punkt, der transparen­t gemacht werden soll. Albert Ried beklagte die Hinhalteta­ktik bei einigen Projekten, insbesonde­re beim Dorfgemein­schaftshau­s in Schlingen. Er wünschte sich eine klare Kommunikat­ion, was möglich sei und was nicht. Bürgermeis­ter Stefan Welzel verwies auf die geänderten Rahmenbedi­ngungen, denen man sich immer wieder anpassen müsse. Weder die Pandemie, der Krieg in der Ukraine noch die Kostenexpl­osion sei vorhersehb­ar gewesen. „Auch die Streichung der Fördermitt­el mussten wir neu bewerten und nun andere Fördermögl­ichkeiten ausloten.“Auch Marion Böhmer-Kistler bemängelte, dass viele Investitio­nen zu lange hinausgezö­gert würden, es fehle am Tempo, diese zügig umzusetzen. „Ich appelliere an die politische­n Verantwort­lichen, mutig voranzugeh­en und zu investiere­n.“

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Foto: Ralf Lienert (Archivbild) In Bad Wörishofen stehen teure Baumaßnahm­en an.

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