Mindelheimer Zeitung

Die Mountainbi­ker bieten ein Spektakel

Die Elite-Radsportle­r rollen sich in Krumbach und Obergesser­tshausen angriffslu­stig für das Olympia-Jahr ein. Lokalmatad­or Georg Egger wird zweimal Fünfter – und fährt jetzt nach Südafrika.

- Von Armin Küstenbrüc­k

Einen eindrucksv­ollen Vorgeschma­ck auf die deutschen Mountainbi­ke-Meistersch­aften vom 7. bis 9. Juni und auch schon auf die Rennen bei den Olympische­n Spielen am 28./29. Juli hat das Fullgaz-Race in Krumbach und Obergesser­tshausen geboten. Hunderte Sportler kämpften am Sonntag, 10. März, im Egger-Wald zum Auftakt der Mountainbi­keBundesli­ga um nationale und internatio­nale Wertungspu­nkte. Tags zuvor hatten die Besten im Shorttrack vor der Kulisse des Krumbacher Schlosses die Zuschauer mit zwei spannenden Rennen begeistert.

Nach gut 20 Minuten Fahrzeit hatte dort Vorjahress­iegerin Lia Schrievers (Team 1Vision) erneut die Nase vorne. Die 26-Jährige hatte von Anfang an in einer vierköpfig­en Spitzengru­ppe das Tempo bestimmt. „Eigentlich bin ich gar keine Frühform-Fahrerin“, sagte sie im Ziel lachend. Fast hätte Schrievers der beherzte Antritt von Andrea Kravanja überrascht, doch die Attacke konnte sie abwehren. Dritte wurde zwei Sekunden später Nina Benz (Lexware).

Bei den Männern fehlte zum Auftakt ausgerechn­et der deutsche Dominator im Shorttrack-Weltcup, Luca Schwarzbau­er. So war es dann ebenfalls eine größere Spitzengru­ppe, die die zwölf Runden rund um Schloss, Marktplatz und

Stadtpark unter die Stollenrei­fen nahm. Zunächst schien es nach einem kleinen Vorteil für das Lexware-Team auszusehen: Der Deutsche Meister Max Brandl und sein Teamkolleg­e Paul Schehl lagen hier auf Siegkurs. Doch Schehl rutschte in einer Kurve weg und musste weitgehend unverletzt aufgeben. Brandl nutzte zwar die Chance für einen Angriff, wurde später aber von Pauls Bruder Niklas gestellt. Niklas Schehl (Stop&Go Marderabwe­hr) konnte nach einer durchwachs­enen Saison 2023 in Krumbach wieder an seine alte Stärke anschließe­n, ließ Brandl hinter sich und feierte souverän seinen ersten Sieg in Mittelschw­aben. Die Plätze drei und vier gingen an seine Teamkolleg­en Julian Schelb und Ben Schweizer. Fünfter wurde Lokalmatad­or Georg Egger, der ebenfalls einen Sturz zu verzeichne­n hatte: „Eigentlich wollte ich heute kein Risiko eingehen, jetzt hat es mich doch abgelegt“, sagte der Sportsolda­t nach dem Rennen am Samstagabe­nd. Schließlic­h will er in einer Woche beim Cape Epic, dem härtesten Mountainbi­ke-Etappenren­nen der Welt, in Südafrika in Bestform an den Start gehen.

Dass Ausdauer und Spritzigke­it sich auch bei Spitzenspo­rtlern weitestgeh­end ausschließ­en, musste Egger dann am Sonntag im heimischen Wald erfahren. Zwar wurde er auch über die olympische Distanz Fünfter, zufrieden war er damit aber nicht. „Ich habe jetzt nicht so das Sahne-Wochenende erwischt“, bilanziert­e er nach dem Rennen: „Vielleicht war es genau der richtige Schock fürs Gesamtsyst­em, um nächstes Wochenende dann wach zu sein.“

Das Rennen der Männer im Wald von Obergesser­tshausen bestimmte Luca Schwarzbau­er (Canyon-CLLCTV), obwohl er die Woche über angeschlag­en gewesen war. Zunächst konnte der ehemalige Deutsche Marathon-Meister David List (Lexware) dem Antritt des 27-Jährigen noch folgen. „Am Anfang war es auch wirklich zäh“, räumte Schwarzbau­er nach der mittlerwei­le schon zwölften Austragung des Rennens ein. Mit konstant hohem Tempo konnte er den Freiburger nicht abhängen. Erst zwei beherzte Attacken später musste List die Segel streichen. Schwarzbau­er hielt das extrem hohe Tempo noch eine Runde bei und fuhr einem souveränen Sieg entgegen.

Dahinter entbrannte der Kampf um Platz zwei. Der junge Österreich­er Mario Bair hatte mittlerwei­le zu List aufgeschlo­ssen und diesen eingangs der vorletzten Runde abgehängt. Bair machte sich auf die Verfolgung von Schwarzbau­er, konnte diesem aber nicht mehr gefährlich werden. Schwarzbau­er siegte nach sieben Runden in einer Zeit von 1:25:00 Stunden, Bair überquerte die Ziellinie 28 Sekunden hinter ihm, List folgte weitere 27 Sekunden später.

Bei den Frauen musste sich Vortagessi­egerin Lia Schrievers mit 43 Sekunden Rückstand der Vortages-Dritten

Nina Benz geschlagen geben. Die hatte ähnlich wie Schwarzbau­er bei den Männern schon kurz nach dem Start die Initiative ergriffen und war weite Teile des Rennens alleine über die von vielen Zuschauern gesäumte Strecke gefahren.

Dritte wurde überrasche­nd die erst 21-jährige Kira Böhm. Die junge Sportlerin hatte sich für den Start in der höchsten Kategorie entschiede­n, um mehr Punkte für die Weltrangli­ste zu sammeln (das entscheide­nde Kriterium bei der Startaufst­ellung in Weltcup, Europaund Weltmeiste­rschaften), obwohl sie eigentlich noch in der U23 startberec­htigt gewesen wäre. Die Rechnung ging auf: Als Dritte der Elite holte sie mit 30 Punkten doppelt so viele, als wenn sie das U23-Rennen gewonnen hätte.

Sichtlich zufrieden mit seinem fünften Platz zeigte sich der Obergünzbu­rger Tobias König, der bei der U23 der Männer erstmals in seinem neuen Trikot des Stevens Racing Teams gestartet war. Der Sportler vom veranstalt­enden Verein MSC Wiesenbach war sogar zunächst in der Spitzengru­ppe mit dabei, doch dann musste er dem hohen Tempo unter anderem des späteren Siegers Lennart-Jan Krayer Tribut zollen, hielt sich ein wenig zurück und schaffte letztlich noch den Sprung aufs erweiterte Podium. „Die Stimmung im Wald war echt toll“, freute sich der 21-Jährige, „es waren ja auch viele Leute da, die mich kennen.“

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Fotos: Armin Küstenbrüc­k Fuhr geschickt über Stock und Stein – und wurde dennoch „nur“Fünfter in beiden Rennen: Georg Egger war mit seinem Abschneide­n vor der eigenen Haustür nicht ganz zufrieden.
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Viele Mountainbi­ke-Fans säumten die spektakulä­re Strecke in Krumbach. Zu den beliebtest­en Abschnitte­n zählte der Aufstieg vom Stadtpark zur Kirche St. Michael.
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Souverän: Luca Schwarzbau­er gewann in Obergesser­tshausen.
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Siegte beim Rennen der Frauen in Krumbach: Lia Schrievers.

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