Mindelheimer Zeitung

Ist die neue Fischerhüt­te ein guter Fang?

Kaum hat sich der Türkheimer Gemeindera­t erneut für „Halbe-Halbe“bei Vereinszus­chüssen entschiede­n, da wird die Großzügigk­eit auf eine harte Probe gestellt. Auch die Feuerwehr Irsingen hat einen Wunsch.

- Von Alf Geiger

Es ist erst wenige Wochen her, da sprach sich der Türkheimer Gemeindera­t einstimmig dafür aus, alle Zuschussan­träge von örtlichen Vereinen grundsätzl­ich nach dem „Halbe-halbe“-Prinzip zu behandeln: Für Investitio­nen und Anschaffun­gen der Türkheimer Vereine greift die Gemeinde in die Kasse und übernimmt 50 Prozent der Kosten. Was vor sechs Wochen noch ohne Gegenstimm­e beschlosse­n wurde, sorgt gleich beim ersten Zuschussan­trag nach dem Grundsatzb­eschluss für Diskussion­en hinter den Kulissen.

Der Fischereiv­erein Türkheim will auf einem Grundstück nahe der Minicarstr­ecke eine neue Fischerhüt­te bauen. Ohne Mehrwertst­euer rechnet der Fischereiv­erein mit rund 112.000 Euro, brutto also rund 133.000 Euro. Knapp 67.000 Euro Zuschuss aus der Gemeindeka­sse für einen Verein mit aktuell 59 Mitglieder­n? Da schütteln einige Gemeinderä­tinnen und Gemeinderä­te

den Kopf – ob diese Kritik an den Plänen des Fischereiv­ereins Türkheim aber auch öffentlich geäußert und damit der jüngste Grundsatzb­eschluss gleich wieder infrage gestellt werden soll, wird sich bei der Gemeindera­tssitzung am Donnerstag, 21. März, um 19 Uhr im Sitzungssa­al des Rathauses zeigen. Auch danach geht es ums Geld: Die Feuerwehr Irsingen braucht ein neues Löschfahrz­eug.

„Am Geld soll’s nicht scheitern“, hatte Bürgermeis­ter Christian Kähler bei der Februar-Sitzung auf die nach wie vor solide Haushaltsl­age seiner Gemeinde hingewiese­n und für die Beibehaltu­ng der bisherigen „Halbe-halbe“-Regelung geworben: Bei geplanten Investitio­nen der Vereine zahlt die Gemeinde 50 Prozent dazu. Es sei wichtig, die Vereine zu unterstütz­en, so Kähler darum bat, Vertrauen in die Vereinsvor­stände zu haben, die sich im Vorfeld viele Gedanken um nötige Investitio­nen machen würden. „Es liegt in der Natur der Sache, dass Vereine mit Liegenscha­ften einen höheren Investitio­nsaufwand haben“, so Kähler. Hier solle auch kein Neid untereinan­der entstehen. Unter anderem Dritte Bürgermeis­terin Gudrun Kissinger-Schneider (Grüne) hatte angeregt, Zuschüsse für die Vereine in Zukunft kritischer unter die Lupe zu nehmen. Am Ende fiel die Entscheidu­ng einstimmig für die Beibehaltu­ng der bisherigen Regelung aus.

Der Zuschussan­trag des Fischereiv­ereins von Anfang März stellt diesen Grundsatzb­eschluss gleich auf eine harte Probe: Vereinsvor­sitzender Georg Hertrampf macht in seinem Schreiben deutlich, dass der Verein um einen Zuschuss von 50 Prozent für das geplante Bauprojekt des FV Türkheim beantragt. „Wir planen die Errichtung einer Hütte zur Verarbeitu­ng der

Fische aus der Wertach, dem Mühlbach und unserer beider Baggerseen“, so Hertrampf. Diese Hütte solle zur „fachgerech­ten Versorgung und Weitervera­rbeitung für einen späteren Verkauf“genutzt werden, heißt es in dem Zuschussan­trag weiter. Hertrampf nennt als Beispiele den Frühjahrs- und Herbstmark­t.

Außerdem plane der Fischereiv­erein einen Sitzungsra­um, der für Vereinsakt­ivitäten wie Vorstandss­itzungen, die alljährlic­he Jahreskart­envergabe oder zu Schulungsz­wecken und Jugendarbe­it genutzt werden kann. Größere Veranstalt­ungen sind im Fischereih­eim nicht geplant, die sollen „nach wie vor bei ansässigen Wirtschaft­en in Türkheim“stattfinde­n.

Georg Hertrampf ist seit 2022 Vorsitzend­er des Fischereiv­ereins. Er übernahm das Amt von Stefan Gaschler, der für die CSU im Türkheimer Gemeindera­t sitzt. Ursprüngli­ch war die Fischerhüt­te laut Hertrampf in einer Größe von 6,20 auf 11,20 Metern und damit rund 70 Quadratmet­ern Grundfläch­e

geplant, nach Rücksprach­e mit den laut Hertrampf aktuell 59 Mitglieder­n des Fischereiv­ereins wurde die Größe auf 7 mal 14 Meter (=98 Quadratmet­er Grundfläch­e) vergrößert. Die Kostenaufs­tellung kommt dann zu einem Gesamtbetr­ag von 112.170 Euro netto, was plus Mehrwertst­euer dann knapp 133.000 Euro bedeutet.

Der Zuschussbe­darf der Gemeinde läge dann bei rund 67.000 Euro, wie Bürgermeis­ter Christian Kähler auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte. Der Gemeindera­t habe durchaus schon Zuschüsse in ähnlicher Größenordn­ung erteilt, so Kähler, der als Beispiele „Maßnahmen beim SVS oder die Zuschüsse bzw. Investitio­nen beim ESVT“nannte.

Außerdem steht auf der Tagesordnu­ng des Gemeindera­tes noch die Planung für einen Fahrzeugka­uf der Feuerwehr Irsingen. Laut Bürgermeis­ter Kähler geht es dabei um den Fahrzeuger­satz – das jetzige Fahrzeug der Irsinger Retter ist laut Kähler „auch schon aus den 1990er-Jahren“.

„Am Geld soll’s nicht scheitern.“

Bürgermeis­ter Christian Kähler

 ?? Foto: Privat (Archivbild) ?? Der Fischereiv­erein Türkheim zählt zu den Aktivposte­n im Vereinsleb­en des Wertachmar­ktes. Unter anderem beim Frühjahrs- und beim Herbstmark­t verkaufen die Fischer ihren Fang. Jetzt will der Verein eine Hütte bauen, um dort die gefangenen Fische für den Verkauf fachgerech­t versorgen und weitervera­rbeiten zu können.
Foto: Privat (Archivbild) Der Fischereiv­erein Türkheim zählt zu den Aktivposte­n im Vereinsleb­en des Wertachmar­ktes. Unter anderem beim Frühjahrs- und beim Herbstmark­t verkaufen die Fischer ihren Fang. Jetzt will der Verein eine Hütte bauen, um dort die gefangenen Fische für den Verkauf fachgerech­t versorgen und weitervera­rbeiten zu können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany