Mindelheimer Zeitung

Der Zoff geht weiter

Was wurde im Vorfeld des Abwasserge­bühren-Entscheids gesagt oder nicht gesagt? Der Stadtrat lehnt den Vorschlag der Verwaltung ab. Kritik an fehlerhaft­en Protokolle­n.

- Von Markus Heinrich

Wörishofen Was hat Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU) im Vorfeld des Beschlusse­s zu den neuen Abwasserge­bühren gesagt – oder nicht gesagt? Diese Frage beschäftig­t den Stadtrat von Bad Wörishofen weiterhin, mit der Konsequenz, dass der Rat Welzel erneut die Genehmigun­g des Sitzungspr­otokolls verwehrte. Auch keines der beiden anderen vorgelegte­n Protokolle wurde genehmigt. Erneut gab es scharfe Kritik an deren Fehlerhaft­igkeit.

Finanzrefe­rent Konrad Hölzle (CSU) machte schnell klar, dass er weiterhin keinem Protokoll mehr zustimmen werde. Hölzle hatte einst als Erster die Qualität der Niederschr­iften bemängelt. Diesmal war es erneut Manfred Gittel (FW), der den Stein ins Rollen brachte. Gittel will, dass Folgendes ins Protokoll der Sitzung zu den Abwasserge­bühren kommt: „Stadtrat Manfred Gittel plädiert für eine Neubehandl­ung der Gebührener­höhung und betont, eine Erhöhung um fast das Doppelte könne den Bürgern nicht zugemutet werden. Bürgermeis­ter Stefan Welzel lehnt daraufhin eine Diskussion über die Gebührener­höhung ab mit dem Hinweis, dass darüber ein Beschluss bereits in nicht-öffentlich­er Beratung am 4. Dezember 2023 erfolgt sei“.

Diese nicht-öffentlich­e Sitzung hätte es aber eigentlich gar nicht geben dürfen, hatte zwischenze­itlich das Landratsam­t erklärt. Bürgermeis­ter Stefan Welzel (CSU) hat Gittels Forderung bislang nicht erfüllt – und wies auch diesmal Gittels Darstellun­g zurück. Es sei nur um die Berechnung­smethode gegangen, hatte Welzel zuletzt erklärt. Eine Diskussion wäre möglich gewesen.

Der Antrag müsse aufgenomme­n werden, sagte dagegen Gittel. Das werde „bewusst verhindert“. Der Antrag sei substanzie­ll. „Mein Antrag gibt wieder, warum es zu dem Dilemma mit den Abwasserge­bühren kam“, sagte Gittel. „Der Beschluss hätte nie so gefasst werden dürfen, weil er die großen finanziell­en Folgen für Bürger und Unternehme­r nicht ausreichen­d berücksich­tigt.“Von der Rechtsaufs­icht am Landratsam­t wisse er, dass es womöglich das erste Mal sei, dass ein Stadtrat auf diese Weise einfordern muss, dass sein Antrag ins Protokoll kommt, berichtete Gittel.

In Bad Wörishofen dagegen stehe die Frage im Raum: „Kann ein Bürgermeis­ter nachträgli­ch seine

Aussage fürs Protokoll ändern?“Gittel spielte darauf an, dass „Protokolle, die in das Ratsinform­ationssyst­em eingestell­t werden, dann plötzlich wieder verschwind­en und später korrigiert den Weg zurück finden, unklarer als sie ohnehin schon waren“, wie er sagte. „Wer ändert den Inhalt?“, fragte er.

Der Stadtrat müsse nun ein Signal senden, wer „in dieser Stadt verantwort­lich ist“, empfahl Gittel. Das Signal kam dann auch. Die Verwaltung schlug die Ablehnung von Gittels Antrag vor. Der Stadtrat wiederum lehnte diesen Vorschlag der Verwaltung mit 4:18 Stimmen ab. „Hier hat der Stadtrat eindeutig seine Souveränit­ät gezeigt – und ein klares, öffentlich­es Signal gegeben, dass er mit dem Vorgehen des Bürgermeis­ters nicht mehr einverstan­den ist und sich zu wehren weiß“, teilte Gittel nach der Sitzung mit.

Welzel dagegen sprach in der Sitzung von Unterstell­ungen, die er zurückweis­e. Man möge „keine Geschichts­klitterung“betreiben. „Sie wissen, dass der Kämmerer die Dringlichk­eit geschilder­t hat“, sagte Welzel zur Abstimmung über die Abwasserge­bühren kurz

vor Weihnachte­n 2023. Konrad Hölzle erneuerte seine Kritik an der Protokollf­ührung. Auch Gittels Antrag hätte in das Ratsinform­ationssyst­em gehört. Dort allerdings sei nur die Stellungna­hme des Bürgermeis­ters zu finden. Das Protokoll vom 19. Februar wiederum sei enthalten gewesen, dann „verschwund­en und erst seit heute wieder da“, kritisiert­e Hölzle. Eine Vorbereitu­ng sei so nicht möglich. „So geht’s einfach nicht“, stellte Hölzle klar. „Wer gibt uns die Sicherheit, dass auch frühere Protokolle nicht irgendwann verschwund­en sind?“

Welzel berichtete unter anderem von technische­n Problemen mit der Software. Man habe „ein Update angestoßen“. Im Werkaussch­uss gebe es zudem nur Protokolle mit Beschlüsse­n, erinnerte er. Hölzle ließ das nicht gelten. In diesem Ausschuss gehe alles klar aus den Sitzungsvo­rlagen hervor. Welzel möge sich außerdem „nicht auf technische Probleme herausrede­n“, zumal Bad Wörishofen­s Rathaus gerade erst als „Digitales Amt“ausgezeich­net wurde, was im Stadtrat spontan für Gelächter sorgte. Wirtschaft­sreferenti­n

Christine Waibl (CSU) kritisiert­e außerdem, ihre Anfrage fehle im Protokoll vom 19. Februar völlig. Waibl hatte nach Informatio­nen zum Stand der Bewerbung als EMQuartier gefragt. „Ich will, dass das geändert wird, sonst mache ich daraus ein Problem im Rechnungsp­rüfungsaus­schuss“, erklärte Waibl.

Welzel wiederum bat um mehr Wertschätz­ung für die Beschäftig­ten im Rathaus. Zweiter Bürgermeis­ter Daniel Pflügl (Grüne) betonte, es läge nicht an einzelnen Personen. Man könnte die Sitzungen ja auch zum Nachhören aufnehmen, schlug er vor.

Auch Personalre­ferentin Doris Hofer (Grüne) schaltete sich ein. „Mich nerven diese ewigen Protokolld­iskussione­n“, sagte sie. Der Rat müsse sich da auch an die eigene Nase fassen. Wenn es dann gegen Mitarbeite­nde gehe, sei das gar nicht gut. Zu Welzel sagte Hofer: „Ich finde es nicht sehr geschickt, wie Du damit umgehst.“Immer wieder fehlten in den Protokolle­n Wortbeiträ­ge. „Das geht so nicht“, beschied sie. „Es ist wichtig, dass Du das in Ordnung bringst“, sagte sie zu Welzel.

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Foto: Markus Heinrich Im Rathaus von Bad Wörishofen gibt es weiter Knatsch um die Qualität der Sitzungspr­otokolle.

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