Mindelheimer Zeitung

Die große Liebe zum Leben im Geheimen

- Von Markus Heinrich

Der Fachkräfte­mangel in Deutschlan­d macht auch vor dem Spionagege­werbe nicht halt. Der Bundesnach­richtendie­nst, kurz BND, will deshalb jetzt cooler werden und wirbt nicht nur mit neuem Logo um die Hacker und Spione von morgen. „Wir suchen Terroriste­n, m/w/d“steht künftig auf Plakaten zu lesen. Dazu der Zusatz: „Finde sie mit uns.“Es gibt noch ein paar andere Wortspiele­reien, gemein ist ihnen die Botschaft: Spionage ist ein hipper Job für die GenZ, die Generation Z. Die muss man erreichen, ganz klar. Geheimnisk­rämerei scheint aktuell ja eher frühere Generation­en anzusprech­en.

In Bad Wörishofen beispielsw­eise liebt man geheime Sitzungen im Stadtrat. Manchmal sind sie so geheim, dass es sie gar nicht erst hätte geben dürfen, wie vor dem Beschluss der neuen, viel höheren Abwasserge­bühren. Dann ist da ja auch noch die Sache mit den Protokolle­n. Mal sind sie da, mal wieder nicht, dann anders als zuvor. Schuld soll jetzt die digitale Technik im frisch ernannten „digitalen Amt“gewesen sein.

Oder steckt am Ende Putin dahinter, mit seiner Hackerarme­e? Unwahrsche­inlich, muss man sagen. Der Mann hat genug zu tun, er muss eine wichtige Wahl gewinnen. Nicht die Scheinwahl in seinem eigenen Land natürlich, die ist nur Show. Die Präsidents­chaftswahl im November in den USA ist gemeint. Für Kleinkram bleibt da keine Zeit. Zumal ja auch in anderen Gemeinderä­ten Sitzungen hinter verschloss­enen Türen beliebter sind, als sie es sein sollten. Dabei hat ein ehemaliger Bürgermeis­ter von Bad Wörishofen doch sinngemäß gesagt: Wenn man will, dass etwas möglichst schnell in der Stadt bekannt wird, muss man es nur in eine geheime Sitzung packen. Der Urheber des Zitats muss an dieser Stelle natürlich geheim bleiben. Fazit: Mehr Transparen­z tut allen gut. Das hat jetzt sogar der BND erkannt.

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