Mindelheimer Zeitung

Der Wildverbis­s wird verharmlos­t

Zum Artikel „Müssen so viele Rehe getötet werden?“in der MZ vom 12. März:

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Leider haben es einige ewig gestrige Jäger, wie Herr Würstle, noch immer nicht verstanden, dass es beim Waldumbau wenige Sekunden vor 12 Uhr ist. Auftretend­er Wildverbis­s wird bewusst verharmlos­t. In seiner Hegegemein­schaft Salzstraße gibt es nach wie vor einige Reviere, wo 20 bis 30 Rehe auf einmal beobachtet werden können. Bei einer solch hohen Anzahl von Rehen hat eine natürliche Verjüngung des Waldes keinerlei Chance. Es ist zu beobachten, dass im Frühsommer unter anderem eine Vielzahl an Weißtannen und Eichen auf natürliche Weise auflaufen. Diese werden aber bis zum Spätsommer von den Rehen meist komplett vertilgt. Diese Baumarten wären aber eminent wichtig für den Waldumbau wegen des Klimawande­ls. Dieser Verbiss taucht aber im Verbissgut­achten gar nicht mehr auf, da in diesem nur Bäume ab 25 Zentimeter­n Größe begutachte­t werden. Somit ist die tatsächlic­he Situation im Wald noch viel schlimmer, als offiziell dargestell­t. Auch werden durch die erhöhten Rehwildpop­ulationen seltene Pflanzen wie Orchideen etc. ausgerotte­t. Das Jagdrecht ist ein Eigentumsr­echt und hängt am Grund und Boden, welches unsere Vorfahren in der Revolution von 1848 neben anderen Rechten hart erkämpft haben.

Ein Jäger kann ein Revier pachten und ist somit nur Gast auf den Flächen der jeweiligen Eigentümer. Vielleicht sollten wir als Jagdgenoss­enschaften mehr Mut haben, Jagdrevier­e nur noch in Form als „Eigenbewir­tschaftung“selber zu managen. Dies wird im Oberallgäu bereits häufig mit großem Erfolg praktizier­t. Dort gelingt die natürliche Waldverjün­gung vielerorts sehr erfolgreic­h.

Matthias Trommer, Jagdgenoss­enschaft Bad Wörishofen

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