Mindelheimer Zeitung

Das Bärlauch-Trauma

- Von Melanie Lippl

Vorab: Ich mag Bärlauch. Bislang am liebsten in Streifen geschnitte­n über einem schönen Risotto. Aber ich weiß nicht, ob ich jemals wieder Bärlauch essen kann. Das Trauma begann mit einem Glas selbst gemachten Bärlauchpe­stos. Ich habe es bekommen, weil die Person, der man es geschenkt hat, keinen Bärlauch mochte. Ich aber schon, wie Sie ja wissen. Es ist nicht lange her, da wollte ich das Pesto verkosten. Während die Nudeln kochten, habe ich das Glas schon mal aufgemacht. Puh! Was für eine Note. Aber mit dem Teig wird es schon nicht so heftig sein wie direkt vom Löffel ... tja, falsch gedacht! Selbst jene, die beim Essen nicht heikel sind, brachten die Soße nicht herunter. Irgendwas war da wohl schiefgela­ufen beim Pestofabri­zieren. Der Rest musste entsorgt werden. Doch was war das? Es roch ja immer noch nach diesem ekelhaften Zeug. Also: Glas aus dem Mülleimer und gleich direkt in die Mülltonne gebracht. Am Abend noch bisschen Frischespr­ay im Raum versprüht und ins Bett gegangen. Am nächsten Morgen: Immer noch derselbe Geruch. Bilde ich mir das schon ein? Ich ging der Nase nach und entdecke einen winzigen, leicht grünlichen Ölfleck auf der Arbeitspla­tte. Mit dem Küchentuch abgewischt, das Küchentuch entsorgt. Doch der Geruch blieb bis zum Abend und verteilte sich schon im ganzen Haus. Also wieder den Abfall mitsamt dem Küchentuch rausgebrac­ht. Frischespr­ay. Was soll ich sagen? Es dauerte zwei Tage, bis man es nicht mehr roch ... dafür war jeder Gang zur Mülltonne eine Qual. Ich weiß nicht, ob ich schon wieder so weit bin, Bärlauch zu essen. Vielleicht warte ich ja auf die Saison 2025 ...

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