Mindelheimer Zeitung

Es muss an vielen Stellen gebaut werden

Seit 2019 hatte es in Pfaffenhau­sen keine Bürgervers­ammlung mehr gegeben – nun gab es entspreche­nd Nachholbed­arf. Denn schließlic­h passiert gerade sehr viel.

- Von Melanie Lippl

Es gab so einiges nachzuhole­n bei der Bürgervers­ammlung in Pfaffenhau­sen – schließlic­h hatte die letzte Veranstalt­ung dieser Art im Jahr 2019 stattgefun­den. Bürgermeis­ter Thomas Leinauer hatte bei seiner Premiere in der Aula viel zu erzählen über den aktuellen Stand der zahlreiche­n Projekte in der inzwischen 2750 Einwohner zählenden Marktgemei­nde. „Die ganz große Überschrif­t ist: bauliche Pflichtmaß­nahmen“, so Leinauer. Die meisten Projekte hätten mehrere Jahre Vorlauf gehabt, nun komme einfach viel zusammen. Ein Überblick von A wie Abwasser bis Z wie Zweckverba­nd Gewerbepar­k: • Abwasser und Kläranlage: Der Kanal ist schon seit vielen Jahren Thema in Pfaffenhau­sen. Ein Generalent­wässerungs­plan war nun die Auflage der Behörden, um erneut eine Genehmigun­g für die Kläranlage zu bekommen. In diesem Jahr werden die Rückstaube­cken an der Mühlstraße und Memminger Straße und der Stauraumka­nal in der Bahnhofstr­aße ertüchtigt. Bis 2028 folgen weitere Maßnahmen, die insgesamt 4,5 Millionen Euro kosten. Als Härtefall bekommt Pfaffenhau­sen rund 1,5 Millionen Euro Fördergeld. Leinauer ist klar, dass es sich um „massive Belastunge­n für jeden Einzelnen“handle, da ein Teil der Kosten umgelegt werden muss, und „wir machen uns das alles andere als leicht“: Mehrere Ingenieurb­üros seien an der Suche nach der effiziente­sten Lösung beteiligt gewesen. Die Berechnung der Beiträge werde bis 2025 dauern, kündigte er an.

• Bahnüberga­ng: Der Bahnüberga­ng in der Memminger Straße wird im Sommer saniert. Ab 22. Juli soll er vier Wochen lang für die gemeinsame Maßnahme des Straßenbau­amts, der Bahn und des Marktes voll gesperrt werden.

• Baugebiet: Dass ein Baugebiet südlich der Schule entstehen soll, ist laut 2019 offiziell bekannt. Aktuell werden die Stellungna­hmen abgearbeit­et, eine zweite Auslegung ist für Sommer vorgesehen, die Erschließu­ng für 2025. „Der Markt selbst hat derzeit keine Bauplätze verfügbar“, so Leinauer.

• Breitband: 430 Haushalte in Pfaffenhau­sen gelten für schnelles Internet als förderfähi­g. 2023 wurde Pfaffenhau­sen nicht berücksich­tigt, weil andere Kommunen mehr Verbesseru­ngsbedarf hatten, dieses Jahr soll wieder ein Antrag gestellt werden.

• Dorferneue­rung: Die Pläne zur Dorferneue­rung von 2016 sollen noch einmal auf den Prüfstand. Einerseits fallen die damit zusammenhä­ngenden Maßnahmen für die Kanalsanie­rung deutlich weniger umfangreic­h aus als ursprüngli­ch gedacht, zudem berücksich­tige man heutzutage Hitzeund Trockenper­ioden sowie Starkregen viel mehr. „Da müssen wir uns noch mal damit aueinander­setzen“, so Leinauer.

• Feuerwehrh­aus: 2002 kam der erste Antrag für ein neues Feuerwehrh­aus, dieses Jahr wird mit dem Bau begonnen. „Wir hatten Glück, dass die Staatsregi­erung die Förderbeit­räge erhöht“, so Leinauer. „Aber es gibt auch viele Vorgaben.“Das neue Haus beinhalte alles Nötige, aber nichts Überflüssi­ges. Es kostet rund 4,3 Millionen Euro, dafür gibt es rund 850.000 Euro Förderung.

• Finanzen: 2023 gab es mit rund 12,7 Millionen Euro einen Rekordhaus­halt in Pfaffenhau­sen. Rund 3,53 Millionen Euro hat der Markt über Gewerbeste­uern eingenomme­n, wie Kämmerer Norman Brechter erklärte. Schulden konnten „massiv“abgebaut werden, derzeit liege der Stand mit 471 Euro pro Kopf deutlich unter dem bayerische­n Schnitt. Angesichts der geplanten Investitio­nen werde die Zahl aber wieder steigen, kündigte Brechter an.

• Funkmast: Der Bau von Funkmasten gelte mittlerwei­le als privilegie­rt, Kommunen können nur Vorschläge einbringen, schilderte Leinauer. Der Markt habe diese Möglichkei­t genutzt. Dem Vorschlag auf einer gemeindeei­genen Fläche 450 Meter Luftlinie südwestlic­h von Heinzenhof habe der Funkmastbe­treiber zugestimmt, so Leinauer.

• Gebäude: Für das Gasthaus Kreuz soll eine Machbarkei­tsstudie zu Um- und Neubaumögl­ichkeiten sowie künftigen Nutzungen erstellt werden. Den geplanten Neubau der Tagespfleg­e bei St. Anna, für den ein Architekte­nwettbewer­b stattfand, „haben wir schweren Herzens zurückgest­ellt“, so der Bürgermeis­ter. Das Projekt mit Kosten von zehn bis zwölf Millionen Euro sei „momentan einfach nicht umsetzbar“, erklärte Leinauer. Die Planungen für das Dorfgemein­schaftshau­s in Egelhofen nehme die Vereinsgem­einschaft nach einer unrealisti­schen Entwurfspl­anung jetzt selbst in die Hand.

• Großbauste­lle Egelhofen: Im September 2022 begannen die Bauarbeite­n für Kanal, Wasser, Entwässeru­ng und Ortsdurchf­ahrt mit Fußweg in Egelhofen, im Sommer sollen sie abgeschlos­sen werden. 1,1 Millionen Euro Förderung gibt’s vom Freistaat für das 4,2-Millionen-Euro-Projekt.

• Kinderbetr­euung: Als man die neue Kita plante, dachte man, sie würde lange ausreichen, so Leinauer. 115 Kinder besuchten 2023 die Einrichtun­g, Tendenz steigend. Genehmigt sind 130 Plätze, aber es gebe auch Potenzial, sich zu vergrößern, sollte der Bedarf noch weiter steigen, so Leinauer. Weil die Eltern weniger Stunden buchten, sanken deren Beiträge. Die Personalko­sten steigen indessen. Am Ende des Jahres 2023 blieb der Markt auf rund 390.000 Euro Defizit sitzen.

• Nahwärme: Ein Nahwärmepr­ojekt gebe es in Egelhofen über eine Bürgergeno­ssenschaft. In Pfaffenhau­sen plant der Viehweidho­f ein solches Projekt und sei in Verhandlun­gen mit Großabnehm­ern. Im April soll die Bevölkerun­g in einer Veranstalt­ung informiert werden, richtete Leinauer aus.

• Schule: Derzeit werden alle Klassenzim­mer mit digitalen Tafeln ausgerüste­t, die Schülerinn­en und Schüler erhalten Tablets. Rund 500 Kinder werden an der Grundund Mittelschu­le Pfaffenhau­sen unterricht­et, bis zu 120 von ihnen sind in der Ganztagsbe­treuung. „Angefangen hat man mit einem Dutzend vor rund zehn Jahren.“Leinauer geht davon aus, dass es mit dem Rechtsansp­ruch für Grundschül­er, der 2026 kommt, noch mehr werden. Die derzeitige­n Räumlichke­iten kommen langsam an ihre Grenzen, deshalb hat man im Schulverba­nd beschlosse­n, eine Studie über die baulichen Möglichkei­ten in Auftrag zu geben. Noch könnte man zum Beispiel einen Teil des geplanten Baugebiets südlich der Schule für soziale Zwecke zurückhalt­en, so Leinauer.

• Strom: 2023 wurde eine 30-kWpFotovol­taik-Anlage auf einer Lagerhalle der Kläranlage für den Eigenverbr­auch installier­t, eine weitere ist geplant. Der Markt hat Kriterien für Freifläche­n-PV-Anlagen festgelegt, ist am Regionalwe­rk beteiligt und plant auch eine PV-Anlage auf dem neuen Feuerwehrh­aus. Zudem wurde die Straßenbel­euchtung auf LED umgestellt – was rund 50.000 kWh im Jahr einspart.

• Wasser: Seit Kurzem wird in Richtung Schöneberg gebaut, als Ersatz für den stillgeleg­ten Hochbehält­er wird eine Notverbund­leitung gelegt. Für die 450.000 Euro teure Maßnahme gibt es rund 160.000 Euro Härtefall-Förderung.

• Zweckverba­nd Gewerbepar­k: Der Bauabschni­tt drei im interkommu­nalen Gewerbepar­k Pfaffenhau­sen-Salgen ist fertig erschlosse­n, die Bauplätze stehen interessie­rten Unternehme­n zur Verfügung.

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