Sanierung löst Debatte um Sommerbauverbot aus
Das fast 100 Jahre alte Luxushotel Sonnenhof in Bad Wörishofen muss aufwendiger saniert werden als gedacht. Deshalb ging es nun um Ausnahmen vom Lärmschutz.
Die Debatte um Bad Wörishofens Sommer-Bauverbot ist wieder da – diesmal ausgelöst von der Sanierung eines Luxushotels. Dort muss man weitaus mehr machen als befürchtet.
In Bad Wörishofen gibt es eine Lärmschutzverordnung, die einem Bauverbot in den Sommermonaten gleichkommt. Immer wieder wird der Stadtrat um Ausnahmen gebeten, nicht selten stimmt er zu. Zuletzt hat der Rat die Zügel aber angezogen und auch einige Ausnahmewünsche verweigert. Nun lag ein weiteres Ersuchen auf dem Tisch, gestellt für das Luxushotel Steigenberger „Der Sonnenhof“. Das Fünf-Sterne-Superior-Hotel liegt direkt am Kurpark und wird derzeit saniert. Allerdings habe sich dabei herausgestellt, dass weitaus mehr gemacht werden muss als erwartet, schilderte Ordnungsamtsleiter Simon Bayer im Stadtrat. Unter anderem müsse der gesamte Dachstuhl erneuert werden, berichtete Bayer. „Das war eigentlich nicht geplant.“Direktor Peter Messner erläuterte unserer Redaktion, dass der Dachstuhl ursprünglich nur ertüchtigt werden sollte. Nun komme er komplett neu und man müsse zusehen, dass man das Dach schnell wieder dicht bekomme.
Der Sonnenhof mache in seinem Antrag statische Gefahren geltend, betonte Bayer. Die Stadt selbst könne diesen Punkt nicht beurteilen, weil es im Bauamt keine Statiker gebe. „Alleine aus Gründen der Sicherheit müssten wir zustimmen, weil wir es nicht einschätzen können“, betonte Bayer. Auch Wirtschaftsreferentin Christine Waibl (CSU) empfahl eine Zustimmung. Bayer berichtete, dass diese Ausnahme für das gesamte Jahr 2024 gelten soll, was zunächst für Überraschung in der Ratsrunde sorgte.
Joachim Nägele (FW) betonte, Bad Wörishofens Lärmschutzverordnung sei antiquiert, so „wie damals das Nachtfahrverbot“. Selbiges wurde bekanntlich längst abgeschafft. Nägele kritisierte außerdem, die vom Sonnenhof angeführten Gründe „könne man auch für jede andere Sanierung verwenden“. FW-Fraktionssprecher Thomas Vögele betonte, er mache „diese Ausnahmegenehmigungen nicht mehr mit“. Er werde den Antrag stellen, die Lärmschutzverordnung abzuschaffen.
Vögele kritisierte außerdem, dass sich „jeder Landwirt“an die Mittagsruhe in Bad Wörishofen halten müsse, die länger dauert, als anderswo. „Die Hoteliers, die davon profitieren, müssen das nicht.“Vögele kritisierte damit den Umstand, dass die Ausnahmegenehmigung auch für die Mittagsruhe gelten sollte.
Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) stellte die Frage in den Raum, ob es vielleicht möglich sei, die Mittagsruhe einzuhalten. Das stellte ein Vertreter des Hotels im Sitzungssaal in Aussicht. Letztlich werde ja auch der Hotelbetrieb durch die Bauarbeiten belastet. Welzel bat darum, die Regelung im Beschluss festzuhalten. Paola Rauscher (Grüne) betonte, zu Kneipp gehörten „Ruhe und Erholung“, sie habe deshalb bislang konsequent gegen Ausnahmen vom Bauverbot gestimmt. „Aber hier geht es um ein Kurhotel, das gehört zu unserer DNA“, stellte Rauscher fest. Sie werde deshalb zustimmen. Der Stadtrat stimmte der Ausnahmegenehmigung am Ende auch mehrheitlich, bei drei Gegenstimmen, zu.
„Die Renovierung des fast 100 Jahre alten Sonnenhofgebäudes, das im Wesentlichen Ende der 1920er Jahre gebaut wurde, war dringend notwendig“, teilte Maschamay Poßekel bereits Ende Dezember mit. Sie ist die Sprecherin des Eigentümers DEVK Versicherungen. „Dachstuhl und Fassade werden erneuert und das Gebäude energetisch komplett saniert. Dabei entstehen noch 22 weitere Gästezimmer“, berichtete Poßekel. Nach Angaben von Direktor Messner dauern die Arbeiten wohl bis zum Frühjahr oder gar Sommer 2025. Bis dahin wird auch ein neuer Mann das Hotel leiten. Direktor Peter Messner geht zum 30. Juni. Sein Nachfolger wird Rolf Wernicke.
Ganz weg sein werde er aber nicht, kündigt Messner an. Besondere Veranstaltungen wie das Festival der Nationen oder die Golfcups werde er noch weiter begleiten. Zum Festival können die Ehrengäste 2025 dann in einer neuen und überdachten Vorfahrt vor den Hoteleingang fahren. Denn auch dieser Bereich werde erneuert, sagt Messner. Auch neue Aufzüge werden eingebaut. Insgesamt investiere man einen hohen einstelligen Millionenbetrag.