Ziemlich beste Freunde
Der kleine Erich aus Kaufbeuren und der große Erich aus Landshut – seit 49 Jahren sind die Eishockey-Legenden ein Herz und eine Seele. Auch wenn sich ihre Klubs gerade wieder duellieren.
Seit fast 50 Jahren hält inzwischen eine besondere Eishockey-Freundschaft. 1975 lernten sich nämlich zwei bekannte Erichs des deutschen Eishockeys bei der Nationalmannschaft näher kennen: Der Kaufbeurer Erich Weishaupt, 71, in den 70ern ein halbes Jahrzehnt lang ESV KaufbeurenTorwart und inzwischen zudem Mitglied der Eishockey Hall of Fame, und Erich Kühnhackl, 73, der 2000 zum „deutschen Eishockeyspieler des Jahrhunderts“gewählt wurde, zuvor über eineinhalb Jahrzehnte für den EV Landshut spielte.
Kühnhackl und Weishaupt, ihre Wege kreuzten sich einst schon bei Nachwuchsspielen. Noch heute seien sie beste Freunde, sagt der kleine Erich über den großen Erich. Der „Kleine“, also Weishaupt, misst nach offiziellen Angaben 1,75 Meter, der „Große“, also Kühnhackl, bringt es auf 20 Zentimeter mehr. „Wir sind heute noch beste Freunde“, berichtet Weishaupt. Geschätzt zehnmal pro Jahr sehe man sich – beim Besuch von Freunden oder anderen Anlässen. Es ist auch deshalb eine besondere Freundschaft, weil sich der Kaufbeurer und der Landshuter in den 80er-Jahren, als die Rivalität zwischen beiden Teams entstand, nicht haben auseinanderdividieren lassen. „Es gibt keine Rivalität. Auf dem Eis ist man immer Gegner“, sagt Weishaupt.
Abseits aber nicht. Natürlich seien die Ereignisse in den Playoffs Mitte der 80er-Jahre (wir berichteten mehrfach) gravierend gewesen, sagt Weishaupt. Wenn er mit Erich Kühnhackl heute aber generell über „die alten Zeiten“spreche, dann „emotionslos“, wie Weishaupt es nennt. Verbunden werden die beiden Ex-Sportler inzwischen auch über den guten Zweck: Die Erich-Kühnhackl-Stiftung, deren Namensgeber selbst heute noch Ehrenvorstand ist. Weishaupt ist Mitglied im Stiftungsrat und zudem für den Förderverein der Stiftung tätig. Die Stiftung sammelt Geld, das ausschließlich für den deutschen Eishockey-Nachwuchs
eingesetzt wird. „Die in hohem Maße kostenverursachende Ausrüstung hält eine Vielzahl talentierter Jugendlichen davon ab, mit dem Eishockeysport zu beginnen“, heißt es auf der Homepage der Stiftung – hier wolle man unterstützend einwirken. Veranstaltet werden unter anderem große Golfturniere mit Sponsoren, das Geld kommt dann den Jüngsten zugute.
Auch Kühnhackl selbst ist bezogen auf seine Stiftung noch „sehr fleißig“, habe sich sonst aber nahezu komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, sagt Weishaupt. So also muss der „kleine Erich“über die aktuell laufende DEL2-Viertelfinalserie zwischen dem ESV Kaufbeuren und dem EV
Landshut sprechen. Und das macht er voller Begeisterung. Am Freitag vergangener Woche hatte er eine der begehrten Karten für die zweite Partie der Serie ergattert. „Das war eines der besten Eishockeyspiele, die ich jemals in Kaufbeuren gesehen habe“, überschlug sich der ehemalige Torhüter vor Lob. „Ich wüsste nicht, was der ESVK in diesem Spiel noch hätte besser machen können.“Ein Sonderlob hielt er noch parat: Für Sebastian Gorcik, der aus der sehr guten Mannschaft noch herausgeragt habe. „Ich habe in Kaufbeuren kaum einen Tschechen so gut spielen sehen wie ihn.“
Anerkennend äußerte sich Weishaupt auch über die aktuelle ESVK-Führung, „die das super gemacht
haben“. Er wisse, dass es nicht einfach sei, „mit kleinem Budget“in der DEL2 zu bestehen. Bestehen, das müssen sowohl der ESVK als auch der EVL am Freitag wieder auf dem Eis. Duell Nummer fünf der „Best of 7“-Serie steht beim Stand von 2:2 an – ab 19.30 Uhr in Landshut. Am Sonntag geht es dann ab 18.30 Uhr wieder an der Wertach rund. Über den Ausgang dieses Viertelfinales – ein mögliches siebtes Spiel würde am Dienstag in Niederbayern stattfinden – werden sicherlich auch der kleine Erich und der große Erich sprechen. Spätestens im April. Dann treffen sich der Keeper Weishaupt und der Torjäger Kühnhackl. Spätestens im April wieder zum gemeinsamen Golfen.