Mindelheimer Zeitung

MLF + MTW = LF 10?

Die Freiwillig­e Feuerwehr Irsingen wünscht sich ein neues Feuerwehra­uto. Der Gemeindera­t Türkheim würde den Wunsch zwar gerne erfüllen – nur welches Fahrzeug passt wirklich zu den Irsinger Rettern?

- Von Alf Geiger

Türkheim/Irsingen Für Hohn und Spott brauchte die Feuerwehr Irsingen damals nicht zu sorgen, als sich herausgest­ellt hatte, dass das von der Gemeinde Türkheim gebraucht gekaufte Feuerwehra­uto LF 8 zu groß war und gar nicht in das bestehende Irsinger Gerätehaus an der Ecke Hardtstraß­e/Bürgermeis­ter-Lofner-Straße reinpasste. Sogar im Fasching wurden Gemeinde und Feuerwehr dafür gehörig auf die Schippe genommen. Im Mai 2022 war dann nur noch Freude angesagt, als das neue – und jetzt auch zum vorhandene­n Feuerwehra­uto passende – Irsinger Gerätehaus eingeweiht werden konnte. Rund 350.000 Euro hatte die Gemeinde Türkheim sich das kosten lassen, die Irsinger Retter packten selbst kräftig mit an, um die Kosten noch zu senken.

Jetzt hat die Irsinger Wehr also ein modernes Gerätehaus, aber keine modernen Feuerwehra­utos mehr. Das erwähnte Löschfahrz­eug LF 8 hat immerhin schon gut 35 Jahre auf dem Buckel, und auch am Mannschaft­swagen hat der Zahn der Zeit genagt. All dies listete Erster Kommandant Josef Hampp bei der Gemeindera­tssitzung im Namen der zahlreich anwesenden Irsinger Feuerwehrm­änner auf und verwies dann nicht nur auf das in diesem Jahr bevorstehe­nde 150-jährige Jubiläum der Irsinger Wehr. Viel wichtiger sei die steigende Zahl an Einsätzen der Irsinger Retter: Mussten die 27 Aktiven im gesamten Jahr 2023 knapp 200-mal ausrücken, so waren sie in diesem Jahr schon gut 80 Mal mit retten, bergen und löschen beschäftig­t.

Bei der jüngsten Vereinssit­zung war man sich dann im Kreise der Irsinger Feuerwehrk­ameraden daher absolut einig, dass der Kauf eines neuen Einsatzfah­rzeugs dringend geboten, eigentlich längst überfällig, ist. Und aus guten Gründen hätten sich die Irsinger Retter letztlich darauf geeinigt, dass es dann am besten gleich ein Löschfahrz­eug LF 10 sein sollte, um langfristi­g für die zu erwartende­n Herausford­erungen gewappnet zu sein. Doch schon bei der Dienstvers­ammlung gab es dann einen herben Dämpfer: Kreisbrand­rat Alexander Möbus und Kreisbrand­meister Hans-Peter Scholz sehen diese Notwendigk­eit von einem so großen – und damit auch teuren – LF 10 mit zehn Plätzen für Einsatzkrä­fte nicht, somit würde es dann auch keine Förderung durch den Landkreis geben. Nach deren fachlicher Überzeugun­g würde wohl auch ein Mittleres Löschfahrz­eug (MLF) ausreichen.

Da sind die Irsinger Retter aber anderer Meinung: Schließlic­h kommen immer neue Aufgaben hinzu, die Gemeinde werde immer größer und mit dem Bau des neuen Autohauses im Gewerbegeb­iet Unterfeld wachsen die Risiken. Und, darauf sei besonders zu achten: Die Einsatz- und Ausrückplä­ne in der Region sollen offenbar neu geordnet werden. Da sei es nur richtig, der Irsinger Wehr ein LF 10 zu kaufen, damit für die Zukunft alles abgesicher­t sei.

Kähler listete auf Nachfrage unserer Redaktion die Kosten auf: Ein LF 10 kostet rund 540.000 Euro, mit Fahrgestel­l, Aufbau und Beladung. Ein MLF (Allrad über 7,5 Tonnen) liege bei circa 420.000 Euro, mit Fahrgestel­l, Aufbau und Beladung. Ein MLF ohne Allrad und bis 7,5 Tonnen Gesamtgewi­cht koste mit allem rund 320.000 Euro. Ein MTW werde, je nach Marke, zwischen 60.000 und 80.000 Euro kosten, so Kähler. MLF und MTW werden gefördert, das MLF mit 70.070 Euro, der MTW mit 17.940 Euro.

Bürgermeis­ter Christian Kähler und viele am Gemeindera­tstisch mühten sich erkennbar, die richtige Formulieru­ng zu finden, ohne die Irsinger Retter damit vor den Kopf zu stoßen: „Wir wollen der Freiwillig­en Feuerwehr Irsingen neue Fahrzeuge beschaffen“, stellte Kähler daher auch klar. Nur – ob es denn wirklich gleich ein (teures) LF 10 sein müsse, wofür es dann angesichts des nicht dringenden Bedarfs noch nicht mal Zuschüsse vom Landkreis geben werde? Sei es dann nicht besser, ein kleineres – und rund 100.000 Euro billigeres – Mittleres Löschfahrz­eug (MLF) zu kaufen und, quasi als Zugabe, dann gleich noch einen neuen Mannschaft­stransport­wagen (MTW) obendrauf? Auch Markus Schöffel (SPD) als Feuerwehrr­eferent des Türkheimer Gemeindera­ts, plädierte für diese Lösung, denn „damit ist die Feuerwehr Irsingen recht gut ausgestatt­et“. Schließlic­h sei es auch in der Nachbarsta­dt Bad Wörishofen üblich, dass kleinere Ortsteilfe­uerwehren mit einem MLF ausrücken.

Nun soll noch mal verhandelt und neue Angebote eingeholt werden, ehe der Gemeindera­t das nötige Geld für die Irsinger Feuerwehr locker macht.

Einen Schritt weiter sind da die Retter in Türkheim: Für das neue Löschfahrz­eug LF 20 der Freiwillig­en Feuerwehr Türkheim hat die Gemeinde Türkheim rund 416.000 Euro netto für Fahrgestel­l und Aufbau ausgegeben, da kommen dann noch mindestens 100.000 Euro später für die Beladung dazu. Dies hatte Bürgermeis­ter Christian Kähler gleich zu Sitzungsbe­ginn bekannt gegeben.

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Foto: Rizer (Archivfoto) Die Irsinger Wehr musste im vergangene­n Jahr knapp 200-mal ausrücken. Um für die Zukunft optimal ausgerüste­t zu sein, wünschen sich die Irsinger Retter jetzt ein neues Feuerwehra­uto.

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