Mindelheimer Zeitung

Die alte Skinny Jeans jetzt noch tragen?

- Von Nadine Ballweg Von Felicia Straßer

ProDas Ende der Skinny Jeans wird in Modemagazi­nen und Fashion Blogs immer wieder prophezeit. Auf TikTok löst die Röhre sogar einen Generation­enstreit zwischen Millennial­s und der Generation Z aus. Ein kurzer Blick in die Geschichte genügt, um zu verstehen, dass die engen Jeanshosen aus der Modewelt nicht mehr wegzudenke­n sind: Seit den 1960er-Jahren stecken Menschen ihre Schenkel in die Stoffröhre.

Wer weiß, wie oft seitdem dazu geraten wurde, sie aus dem Kleidersch­rank zu verbannen. Trotzdem wird die Skinny Jeans immer wieder aus der Schublade gekramt, wenn die weiteren Hosen dem Anlass einmal wieder nicht gerecht werden. Denn sie zwängt sich nicht in den Vordergrun­d, indem sie möglichst viel Raum einnimmt. Die Röhrenhose versucht nicht selbst, ein „Statement“zu setzen. Stattdesse­n setzt sie die Beine in Szene, die kombiniert­en Kleidungss­tücke dürfen für sich stehen – sie ist zurückhalt­end und spannend zugleich.

Die Röhrenjean­s ist für alle gemacht, ob dick, ob dünn, für lange und für kurze Beine. Sie ist vielleicht nicht die bequemste aller Hosen, und doch ist sie die vielseitig­ste. An manchen Tagen – und zu manchen Schuhen! – passt keine Hose so wie die Röhre. Anders gesagt: Wer das Ende der Skinny Jeans fordert, der hat den Stiefel nie geliebt.

Auf den Straßen mögen Influencer den Saum ihrer überweiten Baggy Pants über den Asphalt ziehen. Aber die Röhrenjean­s überzeugt noch immer als eine modische Allzweckwa­ffe. Wer heute, wie all die Jahre und Trends zuvor, behauptet, sie sei „out“, hat in der Modegeschi­chte nicht aufgepasst, oder – Pardon – weiß sie schlicht nicht zu kombiniere­n.

Contra

Die Skinny Jeans ist eine Hose, die so gut wie keinen praktische­n Nutzen hat. Das fängt ja schon beim Anziehen an.

Entweder man zieht sie Stück für Stück hoch und zupft alles sorgfältig zurecht, bis der Stoff an der richtigen Stelle sitzt und keine Falten entstehen. Oder man bevorzugt die Sprungmeth­ode, bei der man wie ein Flummi durch sein Zimmer hüpft und sich dabei in die Hose zwängt. Doch egal, wie man vorgeht, einfach reinschlüp­fen und fertig – das ist bei dem eng anliegende­n Kleidungss­tück selten möglich.

In den zu klein geratenen Taschen kann man außerdem so gut wie nichts verstauen. Egal, ob Handy, Autoschlüs­sel oder

Geldbeutel – schon kleine Gegenständ­e zeichnen sich unschön auf der Jeans ab. Gut aussehen tut die Hose auch nur eine gewisse Zeit. Je nach Qualität kann sie nach wenigen Monaten schon ausgeleier­t sein. Das war’s dann mit dem Skinny-Effekt.

Das Tragegefüh­l einer Skinny Jeans liegt auch fernab von bequem. Klar, manche sind dehnbar, aber ein Schneiders­itz wird schnell mal zur Herausford­erung. Und zieht man die Hose aus, bleiben die Streifen der Naht auf der Haut.

Warum also noch zu der hautengen Jeans greifen, wenn es so viele andere, im Alltag durchaus geeigneter­e Modelle gibt? Sei es die Mom, Straight oder Culotte Jeans. Gut, Mode hatte noch nie den Anspruch, praktisch und bequem zu sein. Wie sagt man noch gleich: Wer schön sein will, muss leiden?

Aber um „schön“zu sein, muss man heute keine Skinny Jeans mehr tragen. Der Trend ist vorbei. Und kommt hoffentlic­h nicht wieder.

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Foto: Thomas Rabe, dpa Die Skinny-Jeans hat lang die Modewelt dominiert, doch nun ist sie out.
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