Mindelheimer Zeitung

Draußen lautstarke­r Protest, drinnen bierselige Parolen

In Nassenbeur­en protestier­en gut 150 Demonstran­ten, während etwa gleich viele AfD-Anhänger ein Bockbierfe­st feiern.

- Von Sandra Baumberger

Nassenbeur­en Mit Trillerpfe­ifen, Sirenen und lauter Musik haben sich am Samstagabe­nd nach Angaben der Polizei gut 150 Demonstrie­rende auf einer Wiese beim Schützenhe­im in Nassenbeur­en postiert und den Besucherin­nnen und Besuchern des dortigen AfD-Bockbierfe­sts einen lautstarke­n und unmissvers­tändlichen Empfang bereitet. Etliche Gäste waren zu Beginn der Demo aber längst im Haus, weil dem Bockbierfe­st eine Jahresvers­ammlung der Partei vorausgega­ngen war. Ihrer Einladung zum „Geheimtref­fen“waren zahlreiche Bürgerinne­n und Bürger gefolgt. Im nahezu vollbesetz­ten Saal beklatscht­en sie die Reden der beiden Landtagsab­geordneten Franz Schmid und Christoph Maier,

des dritten stellvertr­etenden Landesvors­itzenden Tobias Teich, der Bundestags­abgeordnet­en Gerrit Huy und schließlic­h des AfDKreisra­ts Johann Wesselak alias Bruder Barnabas.

„Es ist mir ein großes Vergnügen, mal wieder an einem Geheimtref­fen teilnehmen zu können“, sagte Huy in Anspielung an das Geheimtref­fen in Potsdam, bei dem sie dabei war und zusammen mit den anderen Teilnehmer­n „Tipps“für das erarbeitet habe, was die Partei als „Remigratio­n“bezeichnet. Ein Flyer mit sieben Punkten, wie sie diesen Begriff definiert, liegt neben Informatio­nen zum Partei-Beitritt auf den Tischen aus. „Ich bin dabei gewesen“, sagt sie und erntet dafür BravoRufe aus dem Publikum. Dem weiteren Verlauf ihrer Rede folgt es dann allerdings nicht so aufmerksam,

wie es sich die Abgeordnet­e wünschen würde: „Könnten Sie ein bisschen Ruhe geben?“, bittet sie. „Das ist für mich ein bisschen irritieren­d, wenn immer dazwischen­geredet wird.“

Wie teils auch bei ihren Vorrednern geht es um die Energiewen­de, die Leistungst­räger aus dem Land treibe, den Krieg in der Ukraine, den die Partei mit einem Stopp der Waffenlief­erungen „von heute auf morgen“beenden würde, sowie Geld, das für Integratio­n und Entwicklun­gshilfe

ausgegeben werde und deshalb im Portemonna­ie der Bürgerinne­n und Bürger fehle. In diesem Zusammenha­ng führt sie auch die immer wieder genannte deutsche Förderung für Fahrradweg­e in Peru auf, allerdings wieder ohne zu erwähnen, dass es sich dabei nicht nur, aber zu einem großen Teil um zinsvergün­stigte Kredite handelt, die zurückbeza­hlt werden. Sie und die übrigen Redner bekommen immer wieder Zwischenap­plaus, an den Tischen herrscht große Zustimmung. Daneben beklagt Huy wie zuvor bereits Schmid, Maier und Teich, wie sehr die AfD drangsalie­rt werde. Die Demonstrat­ionen gegen Rechtsextr­emismus hätten viele verunsiche­rt, „aber wir lassen uns nicht kleinmache­n“. Darauf hebt auch Kreisrat Johann Wesselak in seiner Rolle als Bruder Barnabas ab. Er erinnert an die Demonstrat­ion im Kreistag während der Haushaltsr­ede des AfD-Fraktionsv­orsitzende­n Wolfgang Reitinger und bezeichnet seine Kreisrats-Kolleginne­n und Kollegen als „erzdemokra­tisches Pack“. Zu guter Letzt fordert er das Publikum auf, die Bayernhymn­e anzustimme­n, „aber nur die erste Strophe, ihr seid`s ja alle schon arg strapazier­t“. Damit endete der offizielle Teil des Festes, bei dem das Freibier weiter floss.

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Foto: Sandra Baumberger Zur Anti-AfD-Demo trafen sich rund 150 Demonstran­ten beim Schützenhe­im in Nassenbeur­en.

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