Mindelheimer Zeitung

Fritz der Große

Fritz Wepper liebte das Schauspiel, die Frauen und das Leben. Der Münchner war einer der bekanntest­en deutschen Mimen. Nun ist er im Alter von 82 Jahren gestorben.

-

Von Josef Karg

Er war ein internatio­naler Fernsehsta­r, ein großer Genießer und hatte unterm Strich das, was man gemeinhin als glückliche­s Leben bezeichnet. So viel kann man sagen. Fritz Wepper selbst sagte über sich: „Ich bin ein echtes Sonntagski­nd.“

Vor Jahren erzählte er einmal in einem Interview mit unserer Redaktion folgende Lebensweis­heit: „Nimm das Leben so, wie es sich anbietet. Unvoreinge­nommen und meistens sehr positiv.“Am Montag ist er im Alter von 82 Jahren im Hospiz gestorben, wie der Anwalt der Familie mitteilte.

Er selbst folgte dieser Leitlinie strikt. Schon als Bub begann Weppers Karriere mit elf Jahren in dem Kinderstüc­k „Peter Pan“. Internatio­nal bekannt wurde er 1959 durch den Antikriegs­film „Die Brücke“. Seinen Durchbruch im Fernsehen hatte er in der Rolle des Assistente­n Harry Klein in den Krimiserie­n „Der Kommissar“und

„Derrick“. Vielen blieb er auch in der Rolle als Bürgermeis­ter Wolfgang Wöller der fiktiven Gemeinde Kaltenthal in der ARD- Fernsehser­ie „Um Himmels Willen“sowie als Psychiater Dr. Wendelin Winter in der Krimireihe „Mord in bester Gesellscha­ft“in Erinnerung. Alle seine guten Produktion­en aufzuzähle­n, würde den Rahmen sprengen.

Überhaupt ging es für Wepper viele Jahre lang nur bergauf. Der 1,71 Meter große Münchner freute sich an seiner Popularitä­t, war umschwärmt­er Schauspiel­er – ausgezeich­net unter anderem mit dem Bayerische­n Fernsehpre­is – und genoss das üppige Leben in der Schickeria der Landeshaup­tstadt.

Wepper kannte Gott und die Welt, darunter viele illustre Menschen. So feierte er unter anderem mit Leopold Prinz von Bayern und tanzte mit Schwedens Königin Silvia.

Außerdem war er ein guter Freund der US-Schauspiel­legende Liza Minelli, die er beim gemeinsame­n Dreh der Oscar-prämierten Musicalver­filmung „Cabaret“Anfang der 70er Jahre kennenlern­te und zu der er bis zuletzt Kontakt hatte.

Sein Kollege und bester Freund Bernd Herzsprung beschrieb Fritz Wepper mal mit folgenden Sätzen trefflich: „Fritzi hat Besitzerst­olz, ist Sammler, Jäger und Fischer mit Leidenscha­ft. Auf Genuss zu verzichten, ist nicht Teil seiner DNA.“

Ja, so war er. Und ein bisschen hatte Fritz Wepper auch den Komplex kleinerer Männer, Frauen beeindruck­en zu wollen. Ihn einen Schürzenjä­ger zu nennen, ist an dieser Stelle vielleicht das falsche Wort, aber ganz falsch definitiv auch nicht.

Ende der 1960er-Jahre hatte Wepper bereits eine Liaison mit Iris Berben, die aber nie zu einer echten Beziehung wurde. Lange verheirate­t war er mit der inzwischen verstorben­en gebürtigen Baroness Angela von Morgen. Aus dieser Ehe stammt Tochter Sophie, mit der Wepper auch in einigen Produktion­en zusammen spielte. Mit der fast 30 Jahre jüngeren Susanne Kellermann war Wepper seit 2020 verheirate­t. Die beiden haben eine gemeinsame Tochter, die 2011 auf die Welt gekommen ist. Mit ihnen lebte er zuletzt zusammen am Tegernsee.

Doch irgendwann hat jede Glückssträ­hne ein Ende. Der so lebensbeja­hende Schauspiel­er hatte bereits in den vergangene­n Jahren schwere Zeiten zu überstehen. Erst erkrankte er an Hautkrebs, was ihn über viele Monate hinweg ziemlich aus der Bahn warf. Anfang 2021 musste er sich einer Tumor-OP im Bauchraum unterziehe­n. Es folgten Monate auf der Intensivst­ation. Im Sommer 2023 kam er dann in eine Rehaklinik an den Tegernsee bei München. Er schien sich zu erholen.

Im Oktober 2023 verlor Wepper dann überrasche­nd seinen drei Jahre jüngeren Bruder Elmar. Dessen Tod sei „wie aus heiterem Himmel“gekommen – „wie ein schrecklic­her Blitz“, kommentier­te Fritz Wepper den Schicksals­schlag. Denn von Kindesbein­en an waren die Brüder auch gute Freunde, die sich nichts neideten. Der TV-Star war an einem unerwartet­en Herzstills­tand gestorben. Mit dem Verlust des Bruders haderte Wepper sehr. „Ich hätte ihm noch so viel zu sagen gehabt“, sagte er der Bunten.

Kaum sieben Wochen nach dem Tod von Elmar wurde Fritz mit einer Blutvergif­tung im Krankenhau­s eingeliefe­rt, lag zeitweise sogar auf der Intensivst­ation. An den Folgen einer solchen Sepsis wäre Wepper bereits 2011 fast gestorben. Damals war es seine Frau Susanne Kellermann, die ihn zu einem Arztbesuch drängte.

Eine Notoperati­on rettete dem Schauspiel­er das Leben, wie er später gestand: „Eine Nacht war ich auf der Kippe. Einen Tag später in der Klinik und ich wäre tot.“Damals kam er wieder auf die Beine, diesmal nicht.

Die vergangene­n Jahre waren für ihn eine schwere Zeit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany